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Bei der Lungenspiegelung führt der Arzt über den Mund oder die Nase ein Bronchoskop in die Atemwege ein. Moderne Bronchoskope bestehen aus einem weichen, beweglichen Schlauch mit einem Durchmesser von zwei bis sechs Millimeter. An der Spitze des Schlauchs sitzt eine Kamera samt Lichtquelle. Diese Kamera schickt ihre Bilder in Echtzeit an einen Monitor, auf dem der Arzt die Luftwege des Patienten begutachtet.

Außerdem kann das Bronchoskop Flüssigkeit einspritzen und absaugen und dadurch eine sogenannte Bronchiallavage durchführen. Darüber hinaus lassen sich durch den Schlauch hindurch sehr kleine Zangen oder Bürsten vorschieben und Gewebsproben entnehmen. Diese Biopsie-Proben betrachtet der Arzt dann später unter dem Mikroskop. Außerdem kann ein Miniatur-Ultraschallkopf die Umgebung der Luftwege abbilden.

Aus welchen Gründen führt der Arzt eine Bronchoskopie durch?

Eine Bronchoskopie kann sowohl zur Behandlung als auch zur Diagnosefindung nötig sein, wenn beispielsweise der Verdacht auf Lungenkrebs im Raum steht oder die Behandlung bei einem bekannten Lungentumor geplant werden soll. Die Ärzte können auf diesem Weg auch radioaktive Substanzen in die Lunge einbringen, um Tumoren ortsnah zu bestrahlen. Auch Einengungen der Atemwege lassen sich durch eine Bronchoskopie abklären. Ebenso kann der Arzt Minderbelüftungen von Teilbereichen der Lunge untersuchen, sogenannte Atelektasen. Mit der Lungenspiegelung samt Bronchiallavage können außerdem Zellen und Keime aus der Lunge gewonnen werden.

Ärzte setzen die Lungenspiegelung auch ein, um Fremdkörper zu suchen und zu entfernen. Bei beatmeten Patienten kann mit ihr auch die Lage des Beatmungsschlauchs korrigiert werden. Außerdem lassen sich Sekrete wie zum Beispiel Schleimpfropfen mit dem Bronchoskop fortspülen und sogenannte Stents einsetzen, welche die Atemwege von innen schienen und sie so offen halten.

Wie verläuft eine Untersuchung mit dem Bronchoskop?

Am Tag der Untersuchung kommt der Patient nüchtern. Er erhält ein Spray, das den Rachen betäubt und den Würgereiz unterdrückt. Dann erhält der Patient praktisch immer ein Kurznarkotikum in die Vene gespritzt, so dass er gar nichts von der Untersuchung spürt. Bei Bedarf kommen auch Beruhigungsmittel zum Einsatz.

Der Arzt führt das Bronchoskop über den Mund oder die Nase in die Luftröhre ein. Im Anschluss untersucht er die Schleimhaut der Luftwege, die man sich wie einen "Bronchialbaum" mit immer weiteren Verästelungen vorstellen kann. Der Arzt untersucht alle Bronchien maximal bis zur dritten oder vierten Abzweigung. Das dauert normalerweise 10 bis 15 Minuten. Die Atemwege selbst sind schmerzunempfindlich.

Ist eine Bronchiallavage nötig, spritzt der Arzt ungefähr 20-100 Milliliter sterile Flüssigkeit in die unteren Atemwege ein und saugt sie anschließend ab. So gewinnt er Bakterien und Zellen von der Oberfläche der Atemwege, um sie anschließend im Labor zu untersuchen.

Nach der Untersuchung sollte der Patient noch zirka zwei Stunden auf Essen und Trinken verzichten, bis die Betäubung des Rachens abgeklungen ist. Andernfalls besteht die Gefahr, sich zu verschlucken. Wenn der Patient ein Beruhigungsmittel oder eine Kurznarkose erhalten hat, darf er am selben Tag nicht mehr Auto fahren.

Welche weiteren Arten von Bronchoskopien gibt es?

Neben der Lungenspiegelung mit einem flexiblen Schlauch gibt es noch die Untersuchung mit einem starren Rohr. Dieses Rohr kann zum Beispiel Fremdkörper noch besser aus der Lunge entnehmen. Auch wenn ein Tumor die Atemwege stark einengt, hat die starre Bronchoskopie Vorteile. Mitunter kann der Arzt Tumoren direkt mittels Lasergeräten oder Argonbeamern entfernen. Argonbeamer sind Koagulationsgeräte, die über Argongas Energie übertragen und zwei bis drei Millimeter tief das Gewebe veröden. Der Arzt setzt sie zur Zerstörung von Gewebe und zur Blutstillung ein. Falls er Stents einsetzen muss, um eine Engstelle zu dehnen, so geht das mit dem starren Bronchoskop besser.

Ist eine Bronchoskopie gefährlich?

Das Bronchoskop kann Nasenbluten oder Halsschmerzen mit Schluckbeschwerden, Heiserkeit oder Husten hervorrufen, und sehr selten auch den Kehlkopf verletzen. Auch kurzfristiges Fieber tritt zuweilen danach auf, insbesondere bei Lavagen. Schwere Zwischenfälle sind bei einer Bronchoskopie aber sehr selten.

Durch die Entnahme der Gewebsproben kann es zu leichten Blutungen kommen. Deshalb sollte man in den ersten zwei Tagen damit rechnen, dass man in geringem Ausmaß Blut abhustet. Hin und wieder sind die Blutungen so stark, dass sie per Endoskop gestillt werden müssen.

In Einzelfällen führt eine Verletzung von Lungenbläschen dazu, dass die Lunge undicht wird und sich ein sogenannter Pneumothorax bildet. Das bedeutet, dass Luft in den Raum zwischen der Lunge und der umgebenden Lungenhöhle strömt und das Gefühl der Luftnot verursacht. Dann ist gegebenenfalls das Anlegen einer Thoraxdrainage nötig: Dieser Plastikschlauch durch die Brustwand befördert die eingedrungene Luft nach draußen.

Mögliche Ausschlussgründe

Problematisch kann eine Bronchoskopie bei allgemein sehr schlechter Verfassung oder schweren Begleiterkrankungen sein: Wenn eine Herzmuskelschwäche oder ein akuter Herzinfarkt vorliegen, die Funktion der Lunge massiv verringert oder die Blutgerinnung gestört sind, sollte man die Notwendigkeit der Untersuchung genau bedenken und gemeinsam mit dem Arzt Vorteile und mögliche Nachteile abwägen.

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Beratender Experte: Professor Dr. med. Heinz Dieter Köhler ist Internist mit  Schwerpunkt Lungen- und Bronchialheilkunde. Er war Leitender Arzt der  Abteilung Pneumologie und Innere Medizin, später Abteilung für  Pneumologie, Beatmungs- und Schlafmedizin und er ist emeritierter ärztlicher Direktor des Fachkrankenhauses Kloster Grafschaft in Schmallenberg.

Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.

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