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In England bekämpft man einen Kater mit gebratenem Speck und Brot. Amerikaner vertreiben ihn mit einer sogenannten Prärie-Auster: ein rohes Ei, gewürzt mit Worcestershire Sauce, Tomatensaft und Pfeffer. In Bayern hilft ein deftiges Weißwurstfrühstück mit süßem Senf und Brezn.

„Durch den Alkohol gerät das Gleichgewicht zwischen den Mineralstoffen wie Kalium, Natrium, Magnesium und Kalzium und dem Wasser im Körper durcheinander", erklärt Silke Restemeyer von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). „Die Blutgefäße im Kopf weiten sich und es herrscht ein Migräne-ähnlicher Zustand", sagt Prof. Dr. Helmut Seitz, ehemaliger Leiter des Alkoholforschungszentrums der Universität Heidelberg. Deswegen brummt der Schädel. Und man fühlt sich schlapp.

Manche leiden an Kopfschmerzen und Müdigkeit, andere an Herzrasen, Schwindel, Übelkeit und großem Durst. Es gibt viele Hausmittel die gegen einen fiesen Kater helfen sollen. Aber ein Allheilmittel dagegen gibt es nicht. „Durch einen Kater muss man durch", sagt Seitz. Nur mit einer Methode lässt sich der Kater vermeiden: keinen Alkohol trinken. Doch in geselliger Runde fällt es oft schwer ganz zu verzichten oder nur bei einem Glas zu bleiben. Deswegen rät Seitz: "Wichtig ist, dass jeder nur so viel trinkt, wie er verträgt."

1. Eine gute Grundlage schaffen

Schon vor dem Feiern ist es wichtig eine gute Grundlage zu schaffen und ausreichend zu trinken und zu essen. „Fettreiche Speisen bleiben länger im Magen, so kann die Alkoholaufnahme etwas verzögert werden", sagt Restemeyer.

Deswegen rät die Expertin vorher eine ausgewogene Mahlzeit zu essen: „Zum Beispiel ein Pastagericht mit einem kleinen Salat oder einen deftigen Eintopf." Wer lange feiert und Alkohol trinkt, sollte auch zwischendurch hin und wieder etwas essen, wie ein belegtes Brot, eine saure Gurke oder gesalzene Nüsse.

Besonders wichtig ist es schon im Vorhinein, ausreichend zu trinken. „Erstmal mit nicht-alkoholischen Getränken, wie Mineralwasser oder einem anderen energiearmen Getränk, den Durst löschen", empfiehlt Restemeyer. Denn Alkohol verursacht einen Flüssigkeitsverlust im Körper. Wer immer wieder eine anti-alkoholische Pause einlegt, nimmt wahrscheinlich auch weniger Alkohol zu sich. „Außerdem ist der Dehydrierungseffekt am nächsten Tag nicht so stark", sagt Seitz. Auch die Schnelligkeit spielt eine Rolle: „Es macht einen Unterschied, ob ich zwei Bier in 20 Minuten oder in einer Stunde trinke", so Restemeyer.

2. Schwer verträglichen Alkohol meiden

„Manche alkoholische Getränke haben Fuselöle oder andere Stoffe beigemischt", sagt Seitz. Diese Substanzen können die Blutgefäße im Hirn beeinflussen und dazu beitragen, dass der Kopf dröhnt. Seitz rät dazu, qualitativ gute Getränke ohne beigemischte Nebenstoffe zu trinken und alkoholische Mischprodukte und billige Alkoholika zu meiden.Lieber bei einem Getränk bleiben. Vorsicht bei Glühwein, süßen Weinen oder Likör: „Warmer, zucker- oder kohlensäurehaltiger Alkohol geht schneller ins Blut", sagt Restemeyer. Und umso stärker spürt man auch die Folgen.

3. Vor dem Einschlafen Mineralwasser trinken

Wer von einer langen Party nach Hause kommt, sollte vor dem Einschlafen noch ausreichend Mineralwasser trinken. Dann ist der Körper mit Flüssigkeit versorgt und kann die Defizite ausgleichen.

Menschen mit einer angegriffenen oder empfindlichen Magenschleimhaut sollten auf die Kopfschmerztablette vor dem Schlafengehen besser verzichten. Denn viele Medikamente gegen Kopfschmerzen reizen den Magen zusätzlich. Dadurch ist das Risiko für eine Magenblutung höher. Blutungen bleiben anfangs meist unbemerkt. Seitz rät, die Tablette erst am nächsten Tag einzunehmen: „Aber möglichst nicht auf nüchternen Magen und nicht mit Alkohol zusammen."

4. Das geeignete Katerfrühstück essen

Wenn am nächsten Morgen trotzdem der Schädel brummt, lindert ein ausgewogenes Frühstück den Kater. „Das muss nicht unbedingt der Rollmops sein, es kann auch einfach ein belegtes Vollkornbrot oder ein Müsli mit frischem Obst sein", sagt Restemeyer. Ideal sind leicht bekömmliche Speisen mit vielen Mineralstoffen. Außerdem ist es wichtig, Flüssigkeit zu sich zu nehmen. Denn der Körper muss das Flüssigkeitsdefizit ausgleichen und den Mineralstoffspeicher auffüllen. Hier eignen sich Mineralwasser und Fruchtsaftschorlen, wie etwa eine Apfelschorle oder ein Glas Orangensaft. „Sie versorgen den Körper nicht nur mit Wasser, sondern auch mit Natrium und Kalium", erläutert Restemeyer.

Wer mit einem flauen Magen aufwacht, sollte stilles Wasser trinken. Oder eine Gemüsebrühe löffeln. Und dann am besten ausruhen. Oder den Kreislauf mit einem kleinen Spaziergang an der frischen Luft wieder in Schwung bringen.

Infografik: Der Alkoholkonsum

5. Elektrolyte als Anti-Kater-Helfer? Hausmittel reichen

Von Elektrolytlösungen zum Wiederauffüllen der Mineralstoffspeicher nach einer durchzechten Nacht raten Apothekerinnen und Apotheker übrigens ab. Auch wenn sie funktionieren mögen: Sie sind allein für Durchfallerkrankungen zugelassen, so etwa die Landesapothekerkammer Hessen. Bei der Behandlung eines Katers seien Hausmittel ausreichend. Und: Wer diese Medikamente als Anti-Kater-Helfer nutzt, kann zu Lieferengpässen beitragen. Patienten, die diese Medikamente wirklich brauchen, können dann leer ausgehen.

6. Nicht an zweifelhaften Kater-Mythen festhalten

Es gibt viele vermeintliche Heilmittel gegen katerbedingtes Unwohlsein. Zum Beispiel das Konterbier. Das Bier zum Frühstück, das angeblich den Kater vertreibt. Aber es hilft nicht, sondern zögert die Symptome nur hinaus. Zusätzlich führt häufiger Alkoholkonsum schnell in eine gefährliche Abhängigkeit.

Zum Frühstück nur ein Kaffee und eine Kopfschmerztablette? Seitz rät davon ab: „Das reizt den Magen zusätzlich." Also bleibt der sicherste Weg einen Kater zu verhindern: auf zu viel Alkohol verzichten.

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