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Warum ist Verstopfung ein Thema in der Schwangerschaft?

Um die Schwangerschaft aufrechtzuerhalten, ist während der ganzen Zeit das Hormon Progesteron erhöht. Nebeneffekt: Die Muskulatur des Darms wird schlaffer, er arbeitet langsamer. Gynäkologin Dr. Nicole Mattern aus Berlin ergänzt: „Viele Schwangere bewegen sich mit wachsendem Bauch immer weniger. Aus Sorge, was Falsches zu essen, lassen sie ballaststoffreiches Gemüse weg.“ Auch unregelmäßiges Essen kann den Darm durcheinanderbringen, sagt die Münchner Ökotrophologin Monika Ziebart.

Was bringt es, mehr zu trinken?

Es geht nicht darum, mehr, sondern „genug zu trinken“, betont die Ernährungsexpertin. Für Schwangere gelten mit wenigen Einschränkungen die gleichen Ernährungsempfehlungen wie für alle Frauen. Das heißt eineinhalb Liter am Tag trinken – wenn es heiß ist, eventuell mehr. Der Urin ­sollte hellgelb sein. Ideale Getränke sind Wasser und ungesüßter Tee. Zusammen mit Gemüse, etwas Obst, Suppen und etwa Pasta kommen Frauen dann auf ihr Flüssigkeitssoll. Vorsicht mit Kaffee: Bis zu drei Tassen à 150 Milli­liter am Tag schätzen Fachleute als unbedenklich für das Ungeborene ein. Mehr sollten es nicht sein.

Gibt es Lebensmittel, die Schwangere meiden sollten?

Natürlich könnten viel Banane, viel Schoko­lade und ausschließlich Weißmehlprodukte ­eine Verstopfung begünstigen, meint Monika Ziebart. Grundsätzlich streichen müssten Schwangere diese Lebensmittel aber nicht. Die bessere Wahl sind allerdings Vollkorn­produkte, viel Gemüse und Hülsenfrüchte sowie etwas Obst. Sie liefern verdauungsfördernde Ballaststoffe. Tabu sind in der Schwangerschaft, unabhängig von einer Verstop­fung: Alkohol und rohe tierische Produkte wie Rohmilch, Käse aus Rohmilch, Rohwurst und Mett, Fisch und Eier im Rohzustand.

Wie schaffe ich es, die Ernährung umzustellen?

„Das ist eine Sache der Gewöhnung“, sagt Ziebart. So lernen im Übrigen auch Kinder essen: Sie probieren ein Lebensmittel immer wieder und mit der Zeit, erfahrungsgemäß nach etwa zehn Mal, lernen sie, es zu mögen. „Das klappt auch bei Erwachsenen“, sagt die Expertin. Speziell Vollkorn rät sie, sich schrittweise anzunähern: von Weißbrot über Mischbrot zu ­einem mit Vollkornanteil, später ein reines Vollkornbrot. Zudem empfohlen: fünf Portionen Frisches, vor allem Ge­müse, erst in zweiter Linie Obst. Auch Hülsenfrüchte und Nüsse zählen: Hier entspricht eine Portion 70 Gramm Erbsen oder Linsen bzw. 25 Gramm Nüssen oder Ölsaaten wie Sesam.

Bewegung wird empfohlen – was eignet sich für Schwangere?

Ein gutes Maß sind 30 Minuten moderate körperliche Bewegung zusätzlich zur Alltagsaktivität an fünf Tagen der Woche, so das Netzwerk „Gesund ins Leben“. Das genügt auch, um einer Verstopfung vorzubeugen. „Sportliche Frauen dürfen sich gern intensiver bewegen“, sagt Ziebart. „Kürzertreten sollten sie, wenn sie merken, jetzt wird es unangenehm.“ Dann etwa von Joggen auf Walken umsteigen.

Lieber verzichten heißt es bei Sportarten, bei denen man sich verletzen kann, wie Bouldern oder Mountain­biken. Auch Stöße und Schläge, Sprünge oder Brems­manöver meiden, also keinen Ballsport wie Volleyball oder Tennis. Gut sind dagegen Schwimmen, Radfahren, Nordic Walking oder schlicht Gassigehen mit dem Hund.

Was bringt es, bei Verstopfung das Eisenpräparat zu wechseln?

„Das kann helfen“, bestätigt Gynäkologin Nicole Mattern. So lassen sich etwa Tropfen besser dosieren als Tabletten. Nötig ist eine Ergänzung ohnehin erst, wenn ein Eisenmangel sicher festgestellt ist. Vorbeugend rät die Gynäkologin, eisenreich zu essen. Fleisch ist eine gute Quelle. Pflanzliches Eisen steckt in Hülsenfrüchten, Vollkorn und Gemüse wie Rote Bete oder Spinat. Trinken Sie Orangensaft dazu: Durch das darin enthaltene Vitamin C wird das Eisen vom Körper besser verwertet.

Eignen sich Flohsamenschalen als Abführmittel für Schwangere?

„Zuerst bitte immer Ernährung und Bewegung optimieren“, betont Monika Ziebart. Bleibt der Erfolg aus, kann man Füll- und Quellstoffe einsetzen. Das sind neben Leinsamen und Weizenkleie auch die indischen Flohsamenschalen. Davon höchstens drei Teelöffel über den Tag verteilt mit viel Wasser (je 200 Milliliter) einnehmen. Weitere Abführmittel nicht ohne ärztliche Rücksprache nehmen!

Ist Verstopfung normal oder ein Grund zur Sorge?

In der Schwangerschaft seltener als vorher auf Toilette zu müssen, ist noch nicht beunruhigend. Erst wenn der Stuhlgang anhaltend sehr hart ist und man das „Müssen, aber nicht Können“ als sehr unangenehm empfindet, sprechen Fachleute von einer Verstopfung.


Quellen: