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Das war mein Alltag

Ich kümmerte mich um meine Mama. Sie hatte starkes Asthma und Diabetes. Anfangs bin ich nur einmal am Tag hingefahren, ging mit ihr zum Einkaufen, kochte, putzte. Irgendwann konnte sie nicht mehr aus der Wohnung, hatte Luftnot, musste in die Klinik. Wieder daheim, fiel sie ständig hin. Fremde Hilfe? Hausnotruf? Eigensinnig, wie sie war, lehnte sie alles ab. Ich dachte lange: Die Mama pflegen, das schaffst du! Bis meine Schwester aus Stuttgart kam und sah, dass es nicht mehr ging. Wir besorgten Mutter ein schönes Zimmer im Pflegeheim.

Das brachte mich an Grenzen

Als meine Mama daheim lebte, war ich die einzige Verantwortliche. Ich war ständig in ­Sorge. Wenn ich zu ihrer Tür rein bin, wusste ich nie, was mich erwartet. Einmal fand ich sie neben dem Sofa, am Kopf eine stark blutende Wunde. Beim nächsten Mal war eine Ader in ihrem Darm geplatzt. Ich funktionierte, holte den Rettungsdienst – auch wenn meine Mama mich anflehte, es nicht zu tun. Und ein hilfebedürftiger Mensch, der fällt, ist so unglaublich schwer.

Das machte mir Mut

Meine Schwester wohnt weit weg, doch wenn ich sie gebraucht habe, stand sie parat. Zum Auflösen der Wohnung hat sich ihre gesamte Familie Urlaub genommen. Als Mama im Sterben lag, sind meine Schwester und ich bei ihr eingezogen. Wir schliefen auf Luftmatratzen, haben uns durch alte Fotoalben geblättert, haben gelacht und geweint.

Meine Mutter konnte da nur noch ihre Mundwinkel bewegen, doch wir wussten: Sie hört uns zu. So haben wir unsere Mama begleitet bis zum letzten Atemzug. Denn das war ihr Wunsch. Sie sagte: „Mädels, wenn es zu Ende geht, dann lasst mich nicht allein.“ Toll fand ich, dass meine Schwester vorher einen Letzte-Hilfe-Kurs gemacht hat. So wussten wir, was uns erwartet.

Das gab mir Kraft

In schweren Zeiten halfen mir die kleinen Dinge des Lebens. Morgens, vor dem Büro, bin ich immer extra früh aufgestanden. Habe mir in aller Ruhe eine Tasse Kaffee gebrüht, mich auf meinen schönen Balkon gesetzt und ganz bewusst die Stille genossen.


Quellen: