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Was ist ein Arzt ohne sein Stethoskop? Eine Chirurgin ohne ihr Skalpell? Oder gar eine Apothekerin ohne Medikamente? Sie können nicht ohne einander. In der Gesundheitsberichterstattung werden die einzelnen Instrumente, Geräte und Arzneimittel dennoch oft zu wenig berücksichtigt. Anders in der Kolumne von Sonja Gibis. Hier kommen die Gegenstände selbst zu Wort und berichten humorvoll aus ihrer Geschichte und ihrem Alltag. In dieser Folge: das Blutzuckermessgerät.

Ich freue mich heute auf ein ­wirklich zuckersüßes Thema. ­Herzlich willkommen!

Finden Sie das lustig? So was macht mich echt sauer. Erhöhter Blutzucker ist ein wirklich bitterernstes Problem.

Entschuldigen Sie. Aber ist Zucker im Blut wirklich so schlimm?

Aber nein! Auch Ihr Blut ist ständig etwas süß. Und das ist gut so. Ohne Zucker im Blut könnten Sie gar kein Gespräch mit mir führen. Ihr Körper braucht ihn als Energielieferant. Aber die Dosis macht das Gift. Zu viel Zucker im Blut kann sogar tödlich sein.

Wirklich? Ich habe gerade einen riesigen Schokoriegel verdrückt. Muss ich jetzt Angst haben?

Wenn Sie das ständig tun, würde ich mal meine Ernährung überdenken. Zu viel Süßes ist sehr ungesund, wenn auch nicht unmittelbar lebensbedrohlich. Ich spreche aber von etwas anderem, der sogenannten Zuckerkrankheit, auch Diabetes mellitus genannt. Ohne Behandlung ist der Zuckerspiegel dabei dauerhaft erhöht. Dafür gibt es verschiedene Ursachen. Eine Vorliebe für Süßes ist aber nicht der Hauptgrund.

Puh, beruhigend. Aber woher weiß ich, ob ich Diabetes habe?

Das kann Ihnen eine Ärztin oder ein Arzt sagen. Zum Beispiel durch eine Blutprobe, die nüchtern abgenommen wird. Die Zeiten, wo man Diabetes am Geschmack des Urins erkannte, sind ja zum Glück vorbei.

Igitt! Das ist jetzt nicht Ihr Ernst?

Aber sicher. Für ihre Patientinnen und Patienten haben Ärzte eben schon immer große Opfer gebracht. Zu viel Zucker im Blut wird mit dem Urin ausgeschieden. Und das kann man schmecken. Daher kommt der Name: ­Diabetes mellitus bedeutet „honigsüßer Durchfluss“. Denn der Urin von Zuckerkranken ist nicht nur süß, sie müssen auch oft pinkeln, wenn der Blutzucker sehr hoch ist.

Die Diagnose bekomme ich in der Arztpraxis. Aber was ist Ihre Rolle? Sie sind ein Blutzuckermessgerät.

Richtig. Ich komme erst ins Spiel, wenn klar ist, dass Sie krank sind. Wichtig ist, den Blutzucker unter Kontrolle zu bekommen. Das gelingt bei Typ-2-Diabetes vor allem mit einem gesunden Lebensstil und Medikamenten. Wenn Insulin verabreicht wird, komme ich auf jeden Fall zum Einsatz. Aufgabe des Hormons ist es, den Zucker in die Zellen zu schleusen. Manchen Menschen fehlt es. Sie leiden am sogenannten Diabetes Typ 1 und müssen es lebenslang spritzen.

Und wie messen Sie nun den ­Blutzucker?

Nötig ist dazu ein klitzekleines Tröpfchen Blut aus einem Finger. Das kommt auf einen Teststreifen, der mit dem Blut reagiert. Da der Blutzucker die elektrische Leitfähigkeit beeinflusst, kann ich den Spiegel mit etwas Strom bestimmen. Trickreich, nicht? Und besser als die alten Teststreifen, die man früher in den Urin tunkte.

Mag sein. Aber ich möchte mich ja nicht ständig in den Finger piksen.

Das ist nicht schlimm. Allerdings ­habe ich inzwischen Kollegen, die häufiges Piksen unnötig machen: ­Glukosesensoren, die ständig den ­Zuckergehalt im Unterhautfettgewebe messen und die Werte etwa an eine App auf dem Handy funken. Dort ­sehen Sie dann, wie hoch Ihr Zuckerspiegel ist. Dennoch: Am besten wäre es, wenn Sie mich gar nicht brauchen. Deshalb mein Rat: Bei Heißhunger­attacken lieber zu ­einem Apfel als zur Schokolade greifen. Denn zu viele Pfunde erhöhen das ­Risiko für Diabetes Typ 2.


Quellen: