Spätberufen in die Pflege: Wie der Jobwechsel sich lohnen kann

Berufswechsel in die Pflege? Für Anja Timmermann, Sabine Lermer und Eckart Nalbach eindeutig die richtige Entscheidung.
© W&B/ Stephan Höck und Jens Wegener
„Ich lege großen Wert darauf, den Menschen herzlich gegenüberzutreten“
Eckart Nalbach: Gut zuhören konnte ich schon immer. Zunächst war ich als Tonmeister tätig, später dann in der Abteilung für Kommunikation der Messe Düsseldorf. Auch in meinem jetzigen Beruf als Pflegefachmann ist es mir wichtig, ein offenes Ohr für meine Klienten zu haben.

Eckart Nalbach, 53, arbeitet seit September als Pflegefachmann in Vollzeit im ambulanten Dienst bei der Diakonie in Gunzenhausen.
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Ich lege großen Wert darauf, den Menschen herzlich gegenüberzutreten. Denn oft bin ich der Einzige, mit dem sie im Laufe des Tages überhaupt Kontakt haben. Das ist eine große Verantwortung. Die Entscheidung, meinen alten Job zu kündigen und eine Ausbildung in der Pflege zu machen, fiel nach einem zweiwöchigen Praktikum im Krankenhaus, das ich während meines Urlaubs gemacht habe. Das gab mir das Gefühl, etwas wirklich Sinnvolles und Erfüllendes zu tun.
„Den Wechsel habe ich bislang nicht bereut“
Sabine Lermer: Nach mehr als 20 Jahren in meinem ersten Beruf als Kauffrau für Bürokommunikation habe ich einfach Abwechslung gebraucht. Ich wollte mehr Kontakt mit Menschen, weniger Büro und Papier, weniger Langeweile. Schon meine erste Bewerbung für einen Ausbildungsplatz als Pflegefachfrau war erfolgreich.

Sabine Lermer, 37, macht eine Ausbildung zur Pflegefachfrau bei den Medizinischen Einrichtungen des Bezirks Oberpfalz (medbo) in Regensburg.
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Den Wechsel habe ich bislang nicht bereut. Ich übernehme Verantwortung, bin immer in Bewegung, habe mit Menschen zu tun. Jeder Tag ist anders und überraschend. Mit zwei Kindern und den ganzen familiären Verpflichtungen ist die Ausbildung schon auch abenteuerlich. Ohne die Unterstützung meiner Eltern ginge es nicht. Und die Schichtarbeit habe ich deutlich unterschätzt. Sie ist sehr anstrengend.
„In der Pflege hat man sehr eng mit dem Menschen in allen seinen Aspekten zu tun, körperlich, psychisch und sozial – das fasziniert mich“
Anja Timmermann: 25 Jahre war ich mit großer Freude Journalistin. Dann hat meine Zeitung Insolvenz angemeldet, und es war klar, dass es für mich nicht weitergeht. Mit Mitte 40 suchte ich nach einem kompletten Neuanfang. Ich wollte etwas tun, wo ich gewollt und gebraucht werde – und das trifft auf die Pflege definitiv zu. In der Pflege hat man sehr eng mit dem Menschen in allen seinen Aspekten zu tun, körperlich, psychisch und sozial – das fasziniert mich.

Anja Timmermann, 53, arbeitet in der BG-Unfallklinik in Murnau. 2018 schloss sie ihre Ausbildung zur Gesundheits-und Krankenpflegerin ab.
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Mir gefällt auch, dass man hier nicht so in einer sozialen Blase sitzt. Ob Bankdirektor oder Bäuerin, wenn jemand Patient wird, sieht man erst mal den Menschen. Ich verdiene jetzt weniger, finde auch, dass man als Pflegekraft gemessen an der irrwitzigen Veranwortung klar unterbezahlt ist. Aber der Beruf ist sinnstiftend und macht mir enorm viel Spaß. Das sehe ich auch als Vergütung an.