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Ich pflege meine Schwester

Seit ihrer Geburt leidet meine Schwester Anke unter schweren psychischen Erkrankungen. Mit 73 Jahren wird sie nun auch langsam dement. Sie braucht rund um die Uhr Betreuung. Ihr ganzes Leben kümmerte sich unsere Mutter zu Hause um Anke. Nach ihrem Tod hatte ich das große Glück, durch einen Tipp eine tolle Pflege-Wohngemeinschaft in der Nähe zu finden. Dort lebt Anke mit neun weiteren Menschen zusammen.

Das Besondere an der Wohngemeinschaft ist...

...dass wir Angehörigen uns stark einbringen. Ich fühle mich als Teil des Ganzen und nicht nur als Besucher, der die Gegeben­heiten hinnehmen muss. Wir gestalten aktiv mit, sind untereinander und auch mit der Leitung des Pflegedienstes über Chatgruppen vernetzt. Einmal im Monat setzen wir uns zusammen, um offene Punkte zu besprechen. Wollen wir uns um eine weitere Haushälterin bemühen? Wer besorgt einen neuen Akku für den Rasenmäher? Wird ein Platz frei, spricht ein kleineres Gremium mit den Interessierten und schlägt den anderen Angehörigen vor, wer gut in die Wohngemeinschaft passen könnte.

Dieses Engagement ist mir wichtig, weil...

...ich mich verantwortlich fühle. Ich möchte Anke gut aufgehoben wissen und nicht nur verwahrt. Das brauche ich auch für meinen Seelenfrieden. Mehrmals die Woche fahre ich zu Anke in die WG, spiele mit ihr „Mensch ärgere dich nicht“ und gehe mit ihr spazieren. Ich erledige ihre Einkäufe, besorge Shampoo oder Kleidung. Zudem vereinbare ich ihre Arzttermine und begleite sie dorthin.

Sorgen bereitet mir...

...der Blick in die Zukunft. Einerseits frage ich mich, wie es mit Anke weitergeht, falls ich mich aus gesundheitlichen Gründen mal nicht mehr um sie kümmern kann. Andererseits beunruhigen mich Themen wie der Fachkräftemangel und die explodierenden Betreuungskosten.