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Sie werden oft verordnet, wenn ein Bein lange ruhiggestellt wird. Anti-Thrombose-Spritzen sollen in dem Fall der Bildung von Blutgerinnseln in den Venen vorbeugen. Das Risiko dafür steigt, weil das Blut durch die mangelnde Bewegung des gegipsten oder geschienten Beines langsamer durch die Venen fließt als sonst.

Heparin, per Spritze in den Körper injiziert, soll also mögliche Thrombosen verhindern, wenn man länger nicht mobil ist. Der Wirkstoff setzt die Gerinnungsfähigkeit des Blutes herab. Die Spritzen können auch zum Einsatz kommen, wenn bestehende Blutgerinnsel aufgelöst werden sollen.

Anti-Thrombose-Behandlung zu Hause

Häufig müssen Patienten eine Anti-Thrombose-Behandlung zu Hause selbst fortführen. Das heißt: Sie müssen sich die Spritze setzen. Klingt simpel und ist es laut dem Allgemeinmediziner Martin Scherer auch: „Das geht total einfach und ist ganz unkompliziert.“

Patienten kommen zum Beispiel nach einem Krankenhausaufenthalt zunächst die Praxis, um die Heparin-Spritze zu bekommen, schildert der Professor für Allgemeinmedizin und Direktor des Instituts und der Poliklinik für Allgemeinmedizin am Uniklinikum Hamburg-Eppendorf. Die Hausärzte oder geschultes Praxispersonal zeigen den Patienten, wie sie sich daheim spritzen können.

Probleme habe es damit in seiner gesamten ärztlichen Laufbahn noch nie gegeben, sagt Scherer. Was ist zu beachten?

Spritze wie einen Dartpfeil greifen

Die Hauptstelle für das Spritzen von Heparin ist der seitliche Bauchbereich, etwas unterhalb des Bauchnabels. „Die Spritze muss ins subkutane Fettgewebe dringen“, erklärt Scherer. In der Regel sei kein Mensch so schlank, dass er an der entsprechenden Stelle nicht ein bisschen Fett zu greifen kriege.

„Für Rechtshänder heißt das also, dass sie sich mit der linken Hand so ein bisschen in den Bauch greifen und eine Hautfalte bilden“, sagt der Arzt. Dann nehme man mit der anderen, in diesem Fall rechten Hand die Spritze „wie einen Dartpfeil zwischen Daumen- und Zeigefinger“ und steche mit ein wenig Schwung in die Hautfalte rein. Anschließend drückt man den Kolben und entleert die Spritze.

„Stellen Sie sich vor, Sie würden mit einer Nadel einen Luftballon zerplatzen lassen“, rät Scherer. Dabei würde man auch nicht zaghaft rumstochern, sondern im Wissen, nichts falsch machen zu können, mit einer flüssigen Bewegung in die „Haut“ des Ballons reinstechen.

Allzu schlanken Patientinnen und Patienten, die überhaupt kein Fett unter der Bauchhaut hätten, würde der Mediziner das Selbst-Injizieren allerdings nicht empfehlen. Bei ihnen sollten im Zweifel weiterhin die Hausärztin oder der Hausarzt die Spritzen setzen.

Ein minimaler, kaum spürbarer Piks

Und wie überwindet man sich, wenn man immer noch Bedenken hat? „Ängstliche Patientinnen und Patienten kann man beruhigen, indem man ihnen erklärt, dass es sich bei der Heparin-Spritze wirklich nur um einen minimalen, kaum spürbaren Piks handelt“, sagt Scherer. „Man kann dabei wirklich überhaupt nichts falsch oder kaputt machen.“

Jede Blutabnahme und jede Impfung spüre man mehr als eine Anti-Thrombose-Spritze in den Bauch. Deswegen sei auch eine Betäubung der Haut durch ein Lokalanästhetikum nicht nötig, sagt der Arzt.

Kompressionsstrümpfe und Übungen

Nicht nur Heparin-Spritzen beugen Blutgerinnseln vor. Weitere Hilfsmittel sind Thromboseprophylaxe- oder Kompressionsstrümpfe. Wichtig ist, dass sie gut angepasst sind. Medizinisches Fachpersonal kann alternativ Kompressionsverbände mit elastischen Binden wickeln. Zur Vorbeugung von schweren, geschwollenen Beinen bei anstrengender Arbeit im Stehen oder bei längeren Reisen helfen Stützstrümpfe.

Um das Risiko für eine Thrombose zu senken, spielt Bewegung eine wichtige Rolle. Bei längeren Reisen im Zug oder Flugzeug ist es darum zum Beispiel ratsam, öfters aufzustehen und die Beine auszutreten.

Zusätzlich kann die sogenannte „Muskelpumpe“ aktiviert werden, indem die Wadenmuskulatur in Schwung gebracht wird: Mit den Füßen gibt man im Sitzen, als würde man Auto fahren, abwechselnd Gas und nimmt Gas weg. Diese Bewegung wiederholt man ungefähr 15 Mal. Oder man stellt sich auf die Zehenspitzen und wippt auf und ab.

„Mit diesen Übungen kann man auch nach einem Krankenhausaufenthalt wieder langsam in die Bewegung reinkommen“, sagt Karsten Hartmann, Arzt am Venenzentrum in Freiburg.

Mit Sport etwas für die Venen tun

Bewegung und bestimmte Sportarten tun Patientinnen und Patienten mit Venenerkrankungen ohnehin gut. „Alle Sportarten, bei denen die Beinmuskeln beansprucht werden, sind zu empfehlen“, sagt der Venenspezialist. Das gilt vor allem für solche, die unter Wasser ausgeübt werden, wie Schwimmen, Wassergymnastik oder Aqua-Jogging. Durch den unter Wasser herrschenden Druck wird der Durchmesser der venösen Blutgefäße verringert. Den gleichen Effekt hat eine Kompressionstherapie.

Auch Wandern, Nordic Walking, leichtes Joggen, Inline-Skating, Stand-Up-Paddling oder Radfahren gehören laut der Deutschen Gesellschaft für Phlebologie (DGP) zu den „venenfreundlichen“ Sportarten. Beim Radfahren sollte man darauf achten, dass die Venen im Leisten- und Bauchbereich nicht zu sehr abgeknickt werden. Die Sitzhaltung sollte daher möglichst aufrecht sein.