Blutgerinnungshemmer: Phenprocoumon - Wirkung, Anwendung, Nebenwirkungen

Nach einer Gefäßverletzung beginnt der Körper sofort mit der Blutstillung. Blutplättchen helfen dabei.
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Das Wichtigste auf einen Blick
INR-Wert: Die verordnete Dosis des Medikaments orientiert sich am gemessenen INR-Wert. INR steht für den englischen Begriff International Normalized Ratio. Das ist ein Test für die Blutgerinnung. Je höher der INR-Wert ist, desto langsamer gerinnt das Blut. Bei Vorhofflimmern zum Beispiel soll der Wert zwischen 2 und 3 liegen. Dieser muss regelmäßig überprüft werden, entweder durch Selbstmessung oder durch den Arzt oder die Ärztin.
Einfluss von Nahrungsmitteln: Eine vermehrte Vitamin-K-Aufnahme über Spinat, Brokkoli oder verschiedene Kohlsorten kann die Phenprocoumon-Wirkung abschwächen. Essen Sie dieses Gemüse trotzdem weiterhin in moderaten Mengen, nicht darauf verzichten! Man kann auch den INR-Wert häufiger messen und durch geringfügig höhere Mengen der Arznei korrigieren.
Vor einem Eingriff oder einer Impfung: Informieren Sie Arzt oder Ärztin darüber, dass Sie Phenprocoumon einnehmen. Diese entscheiden dann, ob Sie das Medikament kurzzeitig absetzen, die Dosis verringern oder ein alternatives Präparat zur Blutgerinnungshemmung bekommen. Wichtig: Denken Sie daran, ihren Phenprocoumon-Pass immer dabeizuhaben! So wissen die Ärztinnen und Ärzte auch – sollten Sie zum Beispiel einen Unfall haben –, dass Sie das Arzneimittel einnehmen.
Wie wirkt Phenprocoumon?
Die Arznei hemmt die Bildung bestimmter Gerinnungsfaktoren in der Leber. Durch die fehlenden Gerinnungsfaktoren verklumpt das Blut nicht mehr so leicht. So entsteht kein unnötiges und unerwünschtes Gerinnsel (Thrombose) in einem Gefäß.
Neben- und Wechselwirkungen
Bei mindestens einer von zehn Personen tritt eine Blutung als Nebenwirkung auf. Das können Nasenbluten oder blaue Flecken, aber auch innere Blutungen sein. Ihr Arzt oder Ihre Ärztin erklärt Ihnen, wie Sie Blutungen erkennen und sich verhalten.
Die Blutgerinnung ist für den Menschen überlebenswichtig. Daher ist Ziel der Therapie, den Mittelweg zwischen dem Schutz vor Blutgerinnseln und dem erhöhten Blutungsrisiko zu finden. Mithilfe des INR-Wertes bestimmt und kontrolliert man die Dosis, bei der das Medikament die beste gerinnungshemmende Wirkung und die geringsten Nebenwirkungen hat. Viele Medikamente können den Effekt von Phenprocoumon verstärken, das Blutungsrisiko steigt. Oder abschwächen – das Thromboserisiko steigt. Arzneien, ob mit oder ohne Rezept, sowie Nahrungsergänzungsmittel müssen daher auf Wechselwirkungen mit Phenprocoumon geprüft werden. Alle bekannten Wechselwirkungen finden Sie in der Packungsbeilage. Sind Sie unsicher oder haben Fragen zu bestimmten Kombinationen, wenden Sie sich an Ihren Arzt oder Ihre Apothekerin.
Quellen:
- Hein, L; Fischer J. W:: Taschenatlas Pharmakologie. In: Thieme 04.01.2023, 1: 160-161
- Ernst Mutschler, Gerd Geisslinger, Sabine Menzel, et. al.: Mutschler Arzneimittelwirkungen, Pharmakologie, klinische Pharmakologie, Toxikologie. In: Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart 01.01.2020, 1: 486-489