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Anfang Januar fliegen schon die Pollen von Hasel und Erle durch die Luft, Ambrosia und Beifuß blühen inzwischen teils bis in den November. Der Klimawandel gönnt Menschen mit Allergien kaum noch eine Verschnaufpause. Die kitzeligste Zeit aber beginnt für viele im späten Frühling, wenn zunächst Birken, dann Wiesen und Getreidefelder in voller Blüte stehen. Augen zu und durch ist dann die falsche Methode. Denn die Beschwerden sind nicht nur lästig. Aus einem harmlosen Heuschnupfen kann sich allergisches Asthma entwickeln. „Kein Medikament hat so viele schädliche Wirkungen wie der Heuschnupfen selbst“, sagt Professor Dr. Ludger Klimek, Präsident des Ärzteverbandes Deutscher Allergologen und HNO-Arzt in Wiesbaden.

Die gute Nachricht für Allergiegeplagte: Für die Behandlung steht heute eine ganze Reihe wirksamer Medikamente zur Verfügung. Moderne Präparate haben zudem deutlich weniger Nebenwirkungen als einst. Die meisten sind rezeptfrei in der Apotheke erhältlich. Wir geben einen kleinen Überblick über häufig eingesetzte Präparate.

Nasenspray und Augentropfen mit Antihistaminika

Wenn es in der Nase kitzelt, muss man nicht sofort Tabletten schlucken. „Man behandelt erst mal dort, wo es juckt“, sagt Klimek. Bei leichten und mäßigen Beschwerden helfen oft schon antiallergische Sprays und Augentropfen mit sogenannten Antihistaminika. Diese verhindern, dass der Botenstoff Histamin, der an der allergischen Reaktion beteiligt ist, seine Wirkung entfaltet. Augentropfen und Sprays wirken lokal an Binde- und Schleimhaut und führen daher praktisch nicht zu Nebenwirkungen wie Müdigkeit. „Sind die Beschwerden hartnäckig, kann man zusätzlich zu den lokal wirkenden Mitteln Tabletten nehmen“, sagt Klimek. Sehr empfehlenswert ist auchdie Kombination mit einem Nasenspray, das kortisonähnliche Stoffe enthält. Erhältlich sind auch Präparate, die eine Wirkstoffkombination enthalten.

Nasenspray mit Kortikoiden

Nasensprays, die kortisonähnliche Wirkstoffe enthalten, gelten heute als eines der effektivsten und gleichzeitig verträglichsten Mittel, um die häufigsten Heuschnupfenbeschwerden zu behandeln. Manche Patienten und Patientinnen scheuen sich, sie anzuwenden, da sie Angst vor Nebenwirkungen haben. Das ist in der Regel unbegründet. „Der Wirkstoff gelangt direkt in die Schleimhaut und wird auch dort abgebaut“, erklärt Klimek. In die Blutbahn und somit in den ganzen Körper gelangt nur ein winziger Bruchteil. Schwere Nebenwirkungen wie Osteoporose, wie sie bei einer Langzeittherapie mit Kortison-Tabletten auftreten können, sind daher bei korrekter Anwendung nicht zu befürchten.

Obwohl es nur in die Nase gesprüht wird, lindert das Spray nicht nur schnupfenartige Beschwerden, sondern verbessert auch Heuschnupfensymptome an den Augen wie Jucken und Tränen sowie allergisches Asthma. Wichtig zu wissen: Die Behandlung sollte am besten bereits beginnen, wenn die problematischen Pollen im Anflug sind. Denn bis sich die volle Wirkung aufgebaut hat, dauert es. Sind bereits Beschwerden vorhanden, empfiehlt sich anfangs ein Kombipräparat, das zusätzlich Antihistaminika enthält.

Damit das Spray in der Apotheke rezeptfrei abgegeben werden kann, muss die Diagnose Heuschnupfen gestellt worden sein. Bei anhaltenden Beschwerden kann das Spray auch länger angewandt werden. Doch sollte man dies mit seinem Arzt oder seiner Ärztin besprechen.

Tabletten und Tropfen mit Antihistaminika

Reichen Sprays nicht aus oder kommen andere Beschwerden, etwa in Rachen oder an der Haut, hinzu, rät Klimek zu Tabletten, die Antihistaminika enthalten. Die Mittel können auch über einen längeren Zeitraum eingenommen werden und lindern die Beschwerden deutlich. Üblicherweise genügt eine Tablette täglich. Vor allem für Kinder geeignet sind Tropfen oder Saft, da diese Mittel sich angepasst an Alter und Gewicht variabel dosieren lassen. Rezeptfrei verfügbar sind dabei verschiedene Wirkstoffe, die sich in ihrer Wirkung etwas unterscheiden.

Ceterizin

Ein sehr häufig eingesetztes Antihistaminikum ist Ceterizin. Es wirkt rasch und zuverlässig. Bereits etwa 30 Minuten nach der Einnahme spürt man oft schon eine Linderung. Doch wird das Mittel nicht immer gut vertragen. „Etwa jeder Zehnte fühlt sich nach der Einnahme schläfrig und benommen“, sagt Klimek. Manche Patientinnen und Patienten können sich nur schwer konzentrieren, auch die Fahrtüchtigkeit kann eingeschränkt sein. Wer solche Probleme bemerkt, sollte sich aber in keinem Fall mit den allergischen Beschwerden abfinden, sondern mit dem behandelnden Arzt oder der Ärztin sprechen. „Es ist durchaus wahrscheinlich, dass man ein anderes Antihistaminikum gut verträgt“, betont der Allergie-Experte. „Man muss es einfach ausprobieren.“ Eher nicht geeignet oder ungeeignet ist Ceterizin für Menschen mit mäßiger Nierenschwäche oder gleichzeitiger Nieren- und Leberschwäche. Bei Nierenschwäche eignet sich Loratadin besser.

Loratadin

Der große Vorteil von Loratadin: Im Vergleich mit Ceterizin führt das Antihistaminikum bei deutlich weniger Patientinnen und Patienten zu Müdigkeit und Fahruntauglichkeit. Allerdings dämpft es die allergischen Beschwerden, vor allem in Haut und Atemwegen, nicht ganz so effektiv. Auch bei geröteten oder juckenden Augen ist Ceterizin, wenn man es gut verträgt, die bessere Wahl. Die volle Wirkung von Loratadin setzt nach etwa einer bis eineinhalb Stunden ein. Leberprobleme können gegen die Einnahme von Loratadin sprechen. Falls Sie darunter leiden, sprechen sie das in der Apotheke oder in der Arztpraxis an.

Levocetirizin

Der relativ neue Wirkstoff Levocetirizin ist eine Weiterentwicklung von Ceterizin. Um den gleichen Effekt zu erzielen, genügt eine deutlich geringere Dosis. „Levoceterizin wirkt zusätzlich stärker antientzündlich“, sagt Klimek.

Desloratadin

Desloratadin ist ebenfalls ein vergleichsweise neuer Wirkstoff und eng mit Loratadin verwandt. „Die Wirkung ist vergleichbar“, sagt Klimek. Allerdings hemmt es die Beschwerden etwas rascher als Loratadin und wirkt auch länger. Zudem wirkt es stark antientzündlich.