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Dass man in stressigen Situationen wortwörtlich „die Zähne zusammenbeißt“, ist nicht ungewöhnlich. Fast jeder von uns knirscht hin und wieder mit den Zähnen. Doch wenn der Bruxismus, so der Fachbegriff, zum Dauerzustand wird, kann das gravierende Folgen haben. „Je länger man knirscht, desto abgenutzter sind irgendwann die Zähne“, sagt Professor Michael Wolf, Direktor der Klinik für Kieferorthopädie am Universitätsklinikum Aachen.

Auch Füllungen, Kronen oder Implantate können absplittern. „Manche Patientinnen und Patienten berichten, dass die Kaumuskeln beim Öffnen wehtun oder dass sich die Zähne morgens locker anfühlen“, sagt Michael Wolf. Kopf- und Gesichtsschmerzen oder ein knackender Kiefer können deshalb ein Hinweis sein, dass man mit den Zähnen knirscht. Gerade anfangs bemerken Betroffene häufig gar nicht, dass sie mit den Zähnen knirschen.

Manchmal weisen Familienangehörige darauf hin, dass man nachts lautstark mit den Zähnen malmt. Oder die Zahnärztin oder der Zahnarzt entdecken bei einer simplen Routineuntersuchung Schäden wie abgeschliffene Kauflächen oder Risse im Zahnschmelz.

Schiene entlastet den Kiefer

Um die Zähne vor weiteren Schäden zu schützen, bekommen Betroffene in den meisten Fällen eine sogenannte Aufbissschiene. Dafür macht die Zahnärztin oder der Zahnarzt zunächst einen Abdruck des Ober- oder Unterkiefers, auf dessen Grundlage die Schiene hergestellt wird. Die Schiene, die in der Regel aus Kunststoff besteht, verhindert, dass die Kauflächen weiter aufeinanderreiben. Außerdem kann sie dabei helfen, den Kiefer zu entlasten.

Die gesetzliche Krankenversicherung übernimmt in der Regel die Kosten für eine Schiene pro Jahr. Allerdings kann es gerade am Anfang der Behandlung passieren, dass die Schiene sehr schnell abgenutzt ist und Patientinnen und Patienten schon nach ein paar Monaten einen Ersatz brauchen. Meist kommt die Krankenkasse auch für diese Kosten auf. Für höherwertige Schienen, die zum Beispiel nur an den Frontzähnen getragen werden, müssen Betroffene selbst zahlen.

„Patientinnen und Patienten sollten die Schiene nicht dauerhaft tragen müssen“: Prof. Michael Wolf, Direktor der Klinik für Kieferorthopädie am Universitätsklinikum Aachen

„Patientinnen und Patienten sollten die Schiene nicht dauerhaft tragen müssen“: Prof. Michael Wolf, Direktor der Klinik für Kieferorthopädie am Universitätsklinikum Aachen

Die Schiene kann nachts, aber auch tagsüber getragen werden, zum Beispiel beim Autofahren, Lesen oder während der Arbeit. Die Behandlungsdauer hängt von der Stärke der Beschwerden ab. „Das Ziel sollte sein, die Ursache für das Knirschen herauszufinden, damit die Patientinnen und Patienten die Schiene nicht dauerhaft tragen müssen“, sagt Michael Wolf.

Den Kiefer gezielt lockern

In manchen Fällen können auch bestimmte Medikamente Zähneknirschen auslösen. Dazu zählen Antidepressiva oder Antihistaminika, die bei Allergien oder als rezeptfreie Schlafmittel zum Einsatz kommen. Auch Schlafstörungen, nächtliche Atmungsstörungen oder Ängste können zu Bruxismus führen. Diese Faktoren sollte man bei der Zahnärztin oder dem Zahnarzt ansprechen, um die Behandlung entsprechend anzupassen.

Der Einfluss der Psyche

Redewendungen, wonach man sich an einer schwierigen Aufgabe die Zähne ausbeißt oder sprichwörtlich auf dem Zahnfleisch geht, deuten bereits darauf hin: Stress und innere Anspannung sind häufige Ursachen für Zähneknirschen. Die Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde empfiehlt, sich einen Ausgleich zum Alltag zu suchen. Neben leichten sportlichen Aktivitäten können auch Entspannungstechniken wie autogenes Training dabei helfen, Stress abzubauen.

Generell kann es sinnvoll sein, sich im Alltag selbst zu beobachten und so herauszufinden, in welchen Situationen man eigentlich knirscht. Presst man die Zähne tagsüber aufeinander, kann zum Beispiel dies helfen: den Mund leicht öffnen, den Unterkiefer bewusst locker lassen und entspannt von links nach rechts bewegen. Das stellt die Schwebehaltung, in der sich der Kiefer normalerweise befindet, wieder her. Auch eine sanfte Massage der Stelle, an der Ober- und Unterkiefer zusammentreffen, kann dazu beitragen, Verspannungen zu lösen.

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