Blasensteine und ihre Behandlung
Was sind Blasensteine?
Durch den Stoffwechsel entstehen im Organismus zahlreiche Substanzen, welche wasserlöslich sind und über den Harn wieder ausgeschieden werden. Allerdings hat diese Löslichkeit ihre Grenzen. Wird sie überschritten, fallen die Substanzen als Kristalle aus und bilden Harnsteine (Konkremente). Dabei unterscheidet man zwischen den primären Blasensteinen, also Steine, die dirket in der Blase gebildet werden und den sekundären Blasensteinen, welche meist in der Niere oder den ableitenden Harnwegen entstehen und in die Harnblase eingeschwemmt werden. Bei Steinen des oberen Harntrakts, also Nieren und Harnleiter, liegt eine andere Ursache zugrunde als bei primären Blasensteinen, näheres hierzu finden Sie auf unserer Seite über Nierensteine.
Ursachen und Risikofaktoren: Wie entstehen Blasensteine?
"Blasensteine entstehen meist, wenn sich die Harnblase nicht vollständig entleeren lässt, also Restharn in der Blase verbleibt", sagt Dr. Feigl, leitender Oberarzt der Klinik für Urologie im Klinikum München-Bogenhausen. Durch diesen Restharn verbleibt der Urin länger in der Blase und die Salze können auskristallisieren. Ursächlich für eine Blasenentleerungsstörung ist zum Beispiel eine Prostatavergrößerung, eine Harnröhrenverengung, eine Ausstülpung der Blasenwand (Divertikel) oder eine Verengung des Blasenauslasses. "Darüber hinaus findet man Restharn auch bei neurologisch bedingten Blasenfunktionsstörungen", sagt Feigl, "etwa wenn Patienten eine Querschnittlähmung haben oder an Multipler Sklerose erkrankt sind. Eine weitere Ursache für die Steinbildung können Fremdkörper in der Blase sein. Hierzu zählen beispielsweise Katheter, Operationsnähte oder Implantate. "Deren Oberflächen werden zu sogenannten Kristallisationskeimen, die ein Ausfallen der gelösten Salze begünstigen", erklärt Feigl.
Auch wiederholte Harnwegsinfekte können zur Entstehung von Blasensteinen beitragen, indem die ursächlichen Keime durch ihren Stoffwechsel das chemische Milieu im Harn ändern und damit die Entstehung bestimmter Kristalle begünstigen und Steine mit einer typischen Zusammensetzung entstehen.
Je nach Zusammensetzung des Steines ergeben sich Unterschiede in der Diagnostik und Therapie. Man unterscheidet folgende Steinarten:
- Kalziumoxalatsteine (häufigste Steinart, 70 - 75 Prozent)
- Struvit-Steine aus Magnesium-Ammonium-Phosphat
- Kalziumphosphatsteine
- Harnsäure-Steine
- Cystin-Steine und andere seltene Steinarten
Symptome: Welche Beschwerden treten bei Blasensteinen auf?
Ob Blasensteine Beschwerden bereiten hängt von deren Lage und Größe ab. "Blasensteine machen sich vor allem dadurch bemerkbar, dass das Wasserlassen erschwert und die Harnblase gereizt ist, der Harnfluss immer wieder unterbrochen wird oder oft krampfartige Schmerzen im Unterleib zusammen mit verstärktem Harndrang auftreten", sagt Feigl. Letztere sind typischerweise im Bereich oberhalb des Schambeins angesiedelt und können bei Männern bis in die Penisspitze ziehen.
"Oft können Betroffene auch nur geringe Harnmengen absetzen und müssen häufig Wasser lassen. Der verbleibende Restharn sorgt dann dafür, dass schon nach kurzer Zeit erneut ein Harndrang entsteht." Ein weiteres Symptom kann Blut im Harn sein. Viele Menschen haben überhaupt keine Beschwerden, nämlich dann, wenn der Stein kein Abflusshindernis darstellt oder eine Reizung der Blasenwand verursacht. Dann wird er häufig im Rahmen einer Ultraschalluntersuchung als Zufallsbefund festgestellt.
Diagnose: Wie werden Blasensteine erkannt?
Zunächst erfolgen eine Anamneseerhebung und eine körperliche Untersuchung. Hat der Arzt den Verdacht, dass ein Patient an Blasensteinen leidet, wird er in jedem Fall eine Ultraschalluntersuchung durchführen. "Mit ihrer Hilfe kann man Lage und Größe der Steine zuverlässig erkennen", so Feigl. Daneben gehören Harn- und Blutanalysen zur üblichen Diagnostik. Sie geben Auskunft über etwaige Stoffwechselverschiebungen oder zugrunde liegende Erkrankungen, wie zum Beispiel Harnwegsinfekte.
Röntgenverfahren kommen vor allem dann zum Einsatz, wenn auch die Nieren und die ableitenden Harnwege untersucht werden sollen. Eine Blasenspiegelung kann sinnvoll sein, um die Steine direkt in Augenschein zu nehmen und gegebenenfalls auch die Therapie zu planen. Darüber hinaus können zugleich Harnröhre, Prostata und Blasenwand beurteilt werden.
Auch erfolgt nach spontanem Steinabgang oder nach operativer Steinentfernung eine Steinanalyse, um die chemische Zusammensetzung des Steines zu ermitteln. Dadurch können die entsprechenden Therapiemaßnahmen und auch eine Beratung zur Prävention von Blasensteinen erfolgen.
Therapie: Wie werden Blasensteine behandelt?
"Bei sehr kleinen Steinen mit glatter Oberfläche besteht die Behandlung zunächst aus Abwarten und Tee trinken", sagt Feigl. Letzteres gilt im wahrsten Sinne des Wortes, denn Patienten sollten, sofern keine anderen Erkrankungen dagegen sprechen, viel trinken, sodass die Steine idealerweise einfach aus der Blase gespült werden. "Medikamente wie Alpha-Rezeptorenblocker können diesen Prozess durch ihre muskelentspannende Wirkung auf den Blasenauslass beziehungsweise auf die Prostata unterstützen", so Feigl. Darüber hinaus lindern Schmerz- und Entzündungshemmer etwaige Beschwerden.
Sind die Steine durch eine Infektion mit bestimmten Bakterien entstanden (Struvit-Steine), kommen begleitend zur Steinentfernung auch Antibiotika zum Einsatz. Kam es aufgrund eines erhöhten Harnsäurgehaltes zur Bildung eines Harnsäure-Steins besteht die Möglichkeit diesen mit Medikamenten zum Einnehmen chemisch aufzulösen (Chemolitholyse).
Allerdings sind diese nicht operativen Maßnahmen bei Blasensteinen längst nicht immer erfolgreich. "Meist besteht die Therapie daher darin, die Steine mit einer Zange, einem Laser oder einem Mini-Presslufthammer zu zerkleinern und abzusaugen", sagt Feigl. Dies kann entweder im Rahmen einer Blasenspiegelung über die Harnröhre alternativ auch über einen direkten Hautkanal in die Blase oder – bei sehr großen Steinen – durch einen offenen Eingriff erfolgen.
"Wichtig ist in jedem Fall, dass nicht nur die Steine selbst, sondern auch die Ursachen der Steinbildung – häufig eine Blasenentleerungsstörung – beseitigt werden", gibt Feigl zu bedenken. Andernfalls muss rund jeder zweite Betroffene damit rechnen, erneut zu erkranken.
Vorbeugung: Wie kann man das Auftreten von (erneuten) Blasensteinen verhindern?
Generell lässt sich Blasensteinen am besten durch eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme (bei sonst Gesunden circa zwei bis drei Liter pro Tag) und eine ausgewogene Ernährung vorbeugen. Wer wegen einer chronischen Krankheit – etwa einer Nieren- oder Herzkrankheit – auf eine begrenzte Flüssigkeitsmenge achten muss, spricht die optimale Trinkmenge am besten mit dem Arzt ab. Kaffee, Schwarztee und Alkohol sollten Feigl zufolge zurückhaltend konsumiert werden.
Sind Kalziumoxalat-Steine für das Leiden verantwortlich empfiehlt sich eine verminderte Oxalataufnahme. Oxalsäure findet sich zum Beispiel in Rhabarber, Schwarztee und Spinat.
Handelt es sich um einen Harnsäure-Stein, sollte die Purin- und Proteinaufnahme reduziert werden, das heißt vor allem, den Verzehr von Fleisch und Wurstwaren zu reduzieren. Ebenfalls kann und soll das Neubildungsrisiko durch dauerhafte Medikamenteneinnahme vermieden oder verringert werden.
"Darüber hinaus tragen eine ausgewogene Ernährung, wie z. B. durch eine mediterrane Küche, und eine ausreichende Versorgung mit Magnesium und Zitrusfrüchten sowie regelmäßige Bewegung dazu bei, das Steinbildungsrisiko zu senken", sagt Feigl.
Unser Experte:
Dr. Michael Feigl, leitender Oberarzt an der Klinik für Urologie im Klinikum München-Bogenhausen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.