Wiederkehrende Halsentzündung: Wie sinnvoll ist eine Mandel-OP?

Eigentlich sollen sie den Körper bei der Abwehr von Krankheiten unterstützen. Manchmal liegen wir aber genau wegen ­ihnen flach. Wenn die Tonsillen – so werden die Mandeln in der Fachsprache genannt – entzündet sind, haben nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene zum Teil starke Halsschmerzen und Beschwerden beim Schlucken. Wir fühlen uns müde und schlapp, manchmal kommt Fieber dazu.

In aller Regel klingen die Beschwerden spätestens nach ein bis zwei Wochen ab. Schmerzen und Fieber lassen sich mit Medikamenten lindern, bei bakteriellen Mandelent­zündungen können zudem Antibiotika verordnet werden.

So verläuft der Eingriff bei der Mandelentfernung

Wenn Menschen noch im Erwachsenen­alter immer wieder mit der sogenannten Tonsillitis zu kämpfen haben, kommt auch eine Operation infrage: die Tonsillektomie. Dabei werden unter Vollnarkose die Gaumenmandeln entfernt. Der Eingriff dauert etwa 15 bis 30 Minuten, ein paar Tage im Krankenhaus sind meist nötig. Bei dem Eingriff verwendet die operierende Ärztin oder der Arzt entweder Schere oder Schlinge. Oder sie beziehungsweise er entfernt die Mandeln mithilfe von Hitze – zum Beispiel mit einem Laser oder einem Radiofrequenzgerät.

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Hilft die Mandelentfernung besser als Medikamente?

Bislang war wissenschaftlich nicht eindeutig belegt, dass ein solcher Eingriff besser ist als die Behandlung mit Medikamenten. Doch eine aktuelle Studie, die im Fachmagazin The Lancet veröffentlicht wurde, zeigt nun messbare Unterschiede.

Ein Forschungsteam aus Großbritannien hatte für die Erhebung rund 450 Patientinnen und Patienten ab 16 Jahren mit wiederkehrender akuter Mandelentzündung nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen eingeteilt. Eine Gruppe wurde mit Medikamenten behandelt, die andere bekam die Mandeln mit den verschiedenen gängigen Methoden entfernt.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beobachteten in den folgenden 24 Monaten, an wie vielen Tagen die Teilnehmenden Halsschmerzen hatten und wie sich ihre Lebensqualität entwickelte. Das Ergebnis: Die Gruppe, der die Mandeln entfernt wurde, hatte in den zwei Jahren nach dem Eingriff weniger Tage mit Halsschmerzen, und es ging den Betroffenen besser als in der Vergleichsgruppe.

Wann ist die Tonsillektomie bei Erwachsenen sinnvoll?

Zwar brachten in der Vergangenheit bereits andere Studien zur Entfernung der Mandeln ähnliche Ergebnisse. Allerdings war deren Aussagekraft begrenzt. Zum Beispiel, weil es keine sogenannte Kontrollgruppe gab – also keine Patientinnen und Patienten, die zum Vergleich etwa nur medikamentös behandelt wurden.

Die in The ­Lancet veröffentlichten Studienergebnisse seien hingegen ­sehr aus­sagekräftig, sagt Dr. Katharina Geißler, die als Oberärztin an der Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde am Universitätsklinikum Jena tätig ist. „Eine Tonsillektomie bei Erwachsenen ist angebracht, wenn Patientinnen und Patienten fünf- bis sechsmal im Jahr unter akuten Mandelentzündungen leiden, die mit Antibiotika behandelt werden müssen.“ Denn nur dann überwiege „der Nutzen die Risiken wie Nachblutungen und postoperative Schmerzen“, so die HNO-Fachärztin.

Für wen ist die Mandel-OP weniger ratsam?

Wer zum ersten Mal oder aber nur hin und wieder eine Mandelentzündung hat, sollte von einer Operation eher Abstand nehmen. Die Risiken sind im Verhältnis zu groß. So treten bei etwa 5 von 100 Erwachsenen nach dem Eingriff Nachblutungen auf, meist in den ersten vier Wochen. Betroffene können dabei viel Blut verlieren. Auch die Wundfläche im Hals kann wehtun. Und wie sich die Entfernung auf die Immunabwehr auswirkt, ist nicht ausreichend untersucht.

Aktuell ist zudem nicht ganz klar, ob eine Teilentfernung der Mandeln, die sogenannte Tonsillotomie, bei sehr häufigen Mandelentzündungen genauso gut hilft wie eine vollständige. Eine Tonsillotomie bedeutet nach bisherigem Wissensstand: weniger Komplikationen und weniger Schmerzen danach. Wenn jedoch nach der OP erneut Beschwerden auftreten und ein weiterer Eingriff nötig wird, ist das nicht ideal. Auch ist nicht festgelegt, welche Teile der Mandeln genau entfernt werden. Diese Fragen soll die TOTO-Studie klären, die derzeit an rund 25 Kliniken und Arztpraxen in Deutschland läuft.

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