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Was ist Katzenpilz?

"Tierheim mehrere Wochen zur Desinfektion geschlossen", "Schulen für einen Tag dicht": Durch solche Schlagzeilen kennt man den Katzenpilz aus der Presse. Microsporum canis heißt dieser weltweit verbreitete ansteckende Fadenpilz, der medizinisch als Mikrosporie bekannt ist. Obwohl "Canis" eigentlich "Hund" bedeutet, befällt der Pilz besonders oft Haut und Fell von Katzen. Dabei lebt er davon, dass er Keratin abbaut, das sowohl in den oberen Hautschichten als auch in den Haaren vorkommt.

"Häufig kommen Eltern mit ihren Kindern nach einer Urlaubsreise in südliche Regionen zu mir", erklärt Hautärztin Dr. Angela Unholzer aus Donauwörth. "Zwar kann der Pilz auch genauso gepflegte heimische Stubentiger befallen, aber besonders verbreitet ist die Mikrosporie bei streunenden Tieren, wie sie im Mittelmeerraum öfter vorkommen." Ebenso können Säugetiere auf Bauernhöfen oder Katzenzuchten mit dem hoch ansteckenden Katzenpilz oder ähnlichen Erregern (Dermatophyten) infiziert sein. Vor allem Kinder sind für den Pilz anfällig, er kann aber auch auf Erwachsene übergehen.

Schon das Streicheln befallener Fellstellen eines Tieres reiche häufig für eine Infektion aus, sagt Unholzer. Besonders tückisch ist laut der Expertin: Den betroffenen Tieren sieht man den Pilz nicht zwangsläufig an. Zwar kann man nach Kontakt mit Tieren die Hände mit einem Desinfektionsmittel reinigen, das auch gegen Pilzsporen wirkt, und so das Ansteckungsrisiko etwas dämpfen. Aber eine Garantie ist das nicht, weil sich gerade Kinder schnell nach dem Streicheln an andere Hautstellen oder in die Haare fassen und damit die Erreger verteilen.

Katzenpilzherde am Kinn

Katzenpilzherde am Kinn

Symptome Kopfpilz: Juckreiz, abbrechende Haare, kahle Stellen

Ist die Kopfhaut infiziert (Tinea capitis), verursacht der Katzenpilz runde Stellen, bei denen die Haare kurz über der Hautoberfläche abbrechen, bis sich kahle Flächen ergeben – Hautärzte bezeichnen das Phänomen auch als "gemähte Wiese". Oft ist an der Kopfhaut außerdem eine Rötung samt feiner weißlicher Schuppung zu erkennen. Meistens kommt es auch zu starkem Juckreiz. Selten entwickeln sich gelbliche Bläschen (Pusteln).

Symptome Körperpilz: gerötete Stelle, weiße Schuppen

Hat der Pilz eine Hautstelle am restlichen Körper befallen (Tinea corporis), bildet sich ebenfalls eine gerötete Stelle mit weißlicher Schuppung – als sei sie mit Mehl bestäubt. Zunächst ist sie meist punktförmig und ähnelt vage einem Insektenstich, bis sie sich dann ausbreitet zu einer juckenden randbetonten ringförmigen Rötung, eventuell auch mit kleinen Knötchen und Wasserbläschen. Das ist dann meist das Stadium, in dem die Betroffenen den Hautarzt aufsuchen.

Möglichst bald zum Hautarzt

Neben den Symptomen gibt eine spezielle UV-Lampe, die im Dunkeln nahe auf die Hautstelle gerichtet wird, ersten Aufschluss. Dann leuchtet der Pilz grünlich-gelb auf, was aber noch nicht beweisend ist. Der Hautarzt stellt die Diagnose aufgrund der mikroskopischen Untersuchung einer Haar- oder Hautprobe und dem Anlegen einer Pilzkultur, die aber einige Wochen dauert. An spezialisierten Einrichtungen kann eventuell mit einem molekularbiologischen Nachweis von Erbmaterial des Erregers der Pilz schnell und sicher bestimmt werden.

Handelt es sich um einen Katzenpilz, sollten auch sämtliche Familienmitglieder und Haustiere auf mögliche Infektionsherde untersucht werden. Bei den Haustieren sehen diese ähnlich aus wie auf der Kopfhaut des Menschen. Berücksichtigt man die Angehörigen nicht, könnte ein Ping-Pong-Effekt auftreten, bei dem sich nahestehende Personen und Tiere immer wieder gegenseitig anstecken.

Der Erreger Microsporum canis unter dem Mikroskop

Der Erreger Microsporum canis unter dem Mikroskop

Therapie: Antipilzmittel sowie Salben und Shampoos

"Der Pilz befällt die Haare und die äußeren Hautschichten", sagt Unholzer, "deshalb ist besonders bei Befall der Kopfhaut eine Kombitherapie wichtig." Von innen wirken Antipilzmittel zum Einnehmen gegen die sich in der Haut und in den Haarbälgen (Follikeln) vermehrenden Pilze. Salben, Waschlotionen und Shampoos mit geeigneten Wirkstoffen bekämpfen die außen sitzenden Pilzsporen. Der Hautarzt wird den Patienten beziehungsweise den Eltern das Krankheitsbild und die Therapie genau erklären. Bei kleinen infizierten Stellen am Körper kann unter Umständen eine rein äußerliche Therapie ausreichen.

Wichtig bei der Behandlung betroffener Stellen: Entweder Handschuhe tragen oder gleich danach die Hände waschen und desinfizieren. Auch wenn die Stellen jucken, sollte man unbedingt vermeiden, sich dort zu kratzen und dann andere Bereiche des Körpers zu berühren. Denn so entstehen leicht neue Infektionsherde.

Kleidung und Kissenbezüge täglich waschen

Weil der Pilz recht hartnäckig ist, zieht sich die Therapie oft mehrere Monate hin. Währenddessen sind einige Hygienemaßnahmen nötig: Getragene Kleidung und benutzte Kopfkissenbezüge sollten täglich bei mindestens 60 Grad Celsius gewaschen werden – alternativ kommen bei geringeren Temperaturen auch spezielle Waschmittel mit Desinfektionsmitteln infrage. Betroffene Kinder sollten je nachdem, wie ausgeprägt die Infektion ist, eventuell in Absprache mit dem Arzt vorübergehend Kindergarten oder Schule fernbleiben.

Der Pilz kann sich längere Zeit in Haarschäften und Haarfollikeln festsetzen. Deshalb beenden Hautärzte die Behandlung erst, wenn Haarproben mehrfach hintereinander negativ getestet wurden. So lange sich die Therapie auch hinzieht: Komplikationen oder dauerhafte Folgen sind in der Regel nicht zu erwarten. Wer allerdings die Symptome längere Zeit ignoriert und die Behandlung zu spät beginnt, riskiert eventuell bleibende kahle Stellen.