Zu wenig Versorgungsangebote für Long Covid-Patienten

Anhaltende Erschöpfung ist das Hauptsymptom von Long-Covid
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Flächendeckende Versorgungsangebote für Menschen mit Covid-19-Folgebeschwerden sollten aus Sicht des Expertenrats der Bundesregierung dringend aufgebaut werden. Angesichts der steigenden Zahl an Patientinnen und Patienten sei das derzeitige Versorgungsangebot für Betroffene mit Long-Covid „bei Weitem nicht ausreichend“, heißt es in einer am Montag vorgelegten Stellungnahme des Gremiums zu Long/Post-Covid.
Es müssten Strukturen zur Versorgung von Betroffenen aller Altersgruppen etabliert werden, empfiehlt der Expertenrat. Genannt werden zum Beispiel Spezialambulanzen und Reha-Kliniken. Zu den weiteren Maßnahmen, die ebenfalls als dringend notwendig gelistet werden, zählt auch mehr Forschungsförderung zum Thema. Aufklärungs- und Informationskampagnen sollte es demnach für Akteure im Gesundheitswesen ebenso geben wie für die Bevölkerung.
Starke Erschöpfung durch Long Covid
Unter dem Oberbegriff Long Covid werden laut dem Papier Beschwerden zusammengefasst, die mit einer Sars-CoV-2-Infektion verbunden werden und die noch später als vier Wochen danach bestehen. Eine Unterform sei Post-Covid. Dabei bestünden „anderweitig nicht erklärbare Symptome“ noch drei Monate nach der Corona-Infektion und führten zu relevanten Einschränkungen im Alltag. Die Krankheitsanzeichen werden im Papier als komplex beschrieben. „Ein führendes Symptom vieler Post-Covid-Betroffener ist eine erhebliche Erschöpfung (Fatigue) und eingeschränkte Belastbarkeit“.
Nach weiteren Diagnosekriterien suchen Medizinerinnen und Mediziner händeringend. „Wir würden so gerne sagen: Sie haben Long Covid, Sie nicht“, erklärt Isabelle Pink, die an der Medizinischen Hochschule Hannover die Covid-Ambulanz leitet. „Denn gerade stehen wir vor einem Dilemma: Wir haben alle ein bisschen Pandemie, wir sind gestresster als sonst, erschöpfter.“ Die einen brauchen nur mal eine Verschnaufpause. Die anderen leiden tatsächlich an Post-Covid. „Das sind zum Teil junge Frauen, die nicht mehr arbeiten können. Und die brauchen nichts dringender als jemanden, der sie ernst nimmt“, sagt Pink. „Und die optimale Behandlung – sei es ambulant, digital oder stationär.“
Nach Einschätzung des Gremiums ist es sehr wahrscheinlich, dass diese Art von Beschwerden die Gesellschaft sowie das Gesundheits- und Sozialversicherungssystems langfristig belasten. Zur Häufigkeit hieß es, dass laut epidemiologischen Studien eine Mehrheit der Menschen, die mit schwerem Covid-19-Verlauf auf Intensivstationen behandelt wurden, Langzeitkomplikationen entwickele. Nach milder Infektion erfüllten etwa zehn Prozent der Betroffenen die Post-Covid-Kriterien.