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Kurz erklärt: Was ist Akne inversa?

Bei Akne inversa, auch Hidradenitis suppurativa genannt, kommt es insbesondere in den Achselhöhlen und der Leistengegend zu erbsen- bis haselnussgroßen Schwellungen, die durch Entzündungen der Haut bedingt sind. Weil diese Knoten und Abszesse sehr schmerzempfindlich sind, schränken sie die Lebensqualität spürbar ein.

Je nachdem, wie viele Stellen betroffen sind und wie viele Hautveränderungen vorliegen, teilt man die Erkrankung in unterschiedliche Schweregrade ein. Entsprechend gestaltet sich auch die Behandlung: Sie reicht von antibiotischen Cremes bis hin zur chirurgischen Entfernung der Entzündungsherde.

Akne inversa ist nicht ansteckend. Die Krankheit entsteht nicht durch mangelhafte Hygiene. Akne inversa unterscheidet sich von der Hautkrankheit Akne, die viele Menschen kennen.

Die medizinische Schreibweise ist Acne inversa.

Häufigkeit

Fachleute sind sich uneinig, wie viele Menschen tatsächlich von Akne inversa betroffen sind. Die Schätzungen schwanken stark, zwischen jedem 1000. Menschen und jedem 25. Menschen. Der Hintergrund: Es wird vermutet, dass Akne inversa häufig nicht diagnostiziert wird. Entweder, weil Betroffene keine Ärztin oder keinen Arzt aufsuchen, oder weil die Erkrankung in der Hausarztpraxis, Gynäkologie oder Chirurgie nicht entdeckt wird.

Fest steht: Akne inversa betrifft Frauen zwei- bis fünfmal mehr, sie tritt meist zwischen Pubertät und dem 50. Lebensjahr auf, insbesondere bei jungen Erwachsenen: Das durchschnittliche Alter der Ersterkrankung liegt bei 23 Jahren.

Ursachen und Risikofaktoren

Bei einer Akne inversa besteht im Epithel des Haarfollikels – das ist bildlich gesprochen die Produktionsstätte der Haare – eine Verhornungsstörung. Vereinfacht gesagt scheint die Öffnung des Follikels zu verstopfen, mit der Zeit verdickt sich dann der Haarfollikel und platzt irgendwann. Durch das Platzen verteilen sich Haaranteile und Talg im Gewebe und es entzündet sich. Warum genau es bei Betroffenen an vielen Stellen dazu kommt, ist unklar.

Es gibt aber einige Faktoren, die eine Akne inversa zu begünstigen scheinen:

  • Rauchen
  • Stärkeres Übergewicht
  • Mechanische Reibung an den entsprechenden Stellen
  • Eine hohe Neigung zum starken Schwitzen

Auch eine genetische Veranlagung kann bei der Entwicklung der Akne inversa eine Rolle spielen.

Erscheinungsbild und Symptome

Die entzündeten Hautbereiche kommen typischerweise an den behaarten großen Hautfalten vor, insbesondere an den Achselhöhlen und in der Leistengegend. Ein Grund hierfür scheint zu sein, dass dort nicht nur Haarfollikel sind, sondern die Körperstellen auch aneinander stark reiben – und das begünstigt die Entzündung und das Platzen der Haarfollikel. Die Entzündungen können aber seltener auch an anderen Körperstellen auftreten.

An den betroffenen Hautstellen zeigen sich die Entzündungen oft als knotenartige Schwellungen, die bei Berührung und Druck sehr schmerzhaft sein können. Wenn sich Eiter in den Entzündungen sammelt, spricht man auch von Abszessen. Es können zusätzlich auch Fisteln gebildet werden, das sind röhrenförmige Gänge unter der Haut, die unter anderem aus einem Abszess entstehen können. Bei schweren Formen können diese Fisteln sich wie ein Fuchsbau unter der Haut stark verzweigen. Oft findet man in den späten Krankheitsstadien auch Narben.

Akne inversa (Hidradenitis suppurativa) zeigt sich oft an behaarten großen Hautfalten, zum Beispiel in den Achseln. Es bilden sich knotenartige Schwellungen, die bei Berührung schmerzhaft sein können.

Akne inversa (Hidradenitis suppurativa) zeigt sich oft an behaarten großen Hautfalten, zum Beispiel in den Achseln. Es bilden sich knotenartige Schwellungen, die bei Berührung schmerzhaft sein können.

Die Abszesse und Fisteln sind oft sehr empfindlich und schmerzhaft, was im Alltag eine enorme Belastung sein kann. Sind sie an einer sichtbaren Körperstelle, können sie zusätzlich Schamgefühle bei der oder dem Betroffenen hervorrufen und nicht wenige Betroffene fangen an, sich sozial zu isolieren.

Die Menge und die Ausprägung der Abszesse und Fisteln kann dabei sehr unterschiedlich sein. Bei leichteren Verläufen treten sie nur vereinzelt auf, bei schwereren Verläufen treten sie gehäuft und auf größeren Flächen und wiederkehrend auf.

Einteilung in drei Stadien

Entsprechend der Ausprägung teilt man die Akne inversa in drei Stadien ein (nach Hurley):

  • Stadium I: Hier gibt es nur einzelne Knoten und /oder Abszesse. Fistelgänge sind nicht vorhanden.
  • Stadium II: Dieses Stadium ist gekennzeichnet durch bereits vorhandene Fisteln und Narben, es befindet sich aber immer noch gesunde Haut dazwischen.
  • Stadium III: Hierbei ist der betroffene Bereich komplett mit Entzündung und Fisteln durchsetzt und es gibt keine gesunde Haut mehr dazwischen.

Diagnose

Die beschriebenen Auffälligkeiten der Haut an den betroffenen Stellen sind für die Ärztin oder den Arzt wegweisend. Trotzdem ist die Diagnosestellung in frühen Stadien nicht immer ganz einfach und „einfache“ Haarfollikelentzündungen und Abszesse müssen abgegrenzt werden.

Entscheidend für die Diagnose sind dann drei Dinge:

  1. Die Art der Hautveränderung (Knoten, Abszesse, Fisteln)
  2. Die Stellen an denen diese auftreten (Achsel, Leisten…)
  3. Der chronische Verlauf, also dass die Entzündungen immer wiederkehren

Wenn diese drei Dinge vorhanden sind, ist eine Akne inversa sehr wahrscheinlich. Im Gespräch fragt die Ärztin oder der Arzt dann meist noch ein paar Fakten ab, um ein genaueres Bild zu bekommen: Ob man raucht, ob die Stellen schmerzhaft sind oder vielleicht auch jucken, und ob solche Phänomene in der Familie, etwa bei Eltern und Großeltern, auch vorkommen.

Anhand dessen stellt die Ärztin oder der Arzt die Diagnose, daher spricht man auch von einer klinischen Diagnosestellung – es gibt keinen verbreiteten Test wie eine Blutabnahme, mit dem sich Akne inversa diagnostizieren lässt.

Behandlung

Die Therapie der Akne inversa ist abhängig vom Stadium der Erkrankung (siehe oben).

Im Stadium I wird – bei leichten Verläufen – meist zunächst mit einer Behandlung direkt auf der Haut begonnen: Dabei kommt häufig ein Gel oder eine Creme mit dem Antibiotikum Clindamycin zum Einsatz, das auch Jugendlichen ab einem Alter von 12 Jahren gegen ausgeprägte Akne verabreicht wird. Mit Clindamycin sollen die Keime auf der Haut bekämpft und so die Entzündung zurückgedrängt werden.

Wenn der Verlauf im ersten Stadium bereits ausgeprägter ist und in späteren Stadien wird zusätzlich eine Antibiotika-Kombination zum Schlucken verabreicht - in der Regel Clindamycin und Rifampicin. In letzter Zeit kommt auch immer mehr der Einsatz eines einzelnen Antibiotikums wie Doxycyclin zum Tragen. Wichtig ist zu wissen, dass es sich bei der Akne inversa nicht um eine bakterielle Erkrankung handelt. Die Antibiotika werden vor allem wegen ihrer anti-entzündlichen Wirkung genutzt und müssen über einen längeren Zeitraum eingenommen werden.

Wenn Antibiotika nicht den gewünschten Erfolg bringen, kommen sogenannte Biologika zum Einsatz. Das sind moderne Medikamente, die bestimmte entzündliche Botenstoffe im Körper blockieren. Somit soll die starke Entzündung kontrolliert werden. Der zugelassene Wirkstoff Adalimumab wird hierfür in regelmäßigen Abständen unter die Haut gespritzt.

Bei Frauen, die über starke Schübe der Akne inversa in zeitlichem Zusammenhang mit der Regelblutung berichten, kann auch in Ausnahmefällen eine Hormontherapie erwogen werden.

Zusätzlich zu den Antibiotika und Biologika wird ab Stadium II auch chirurgisch behandelt - und zwar immer dann, wenn das Gewebe bereits dauerhaft zerstört ist. Dies gilt für Narben und Fisteln. Die krankhaften Stellen werden mit einem Skalpell herausgeschnitten. Wie groß eine Operation ist, hängt von dem Ausmaß der zerstörten Hautbereiche ab.

Es gibt weitere Behandlungsmöglichkeiten, die teils noch erprobt werden und noch keine allgemeine Leistung der gesetzlichen Krankenkassen sind. Betroffene sollten mit den behandelnden Fachleuten besprechen, welche Therapien individuell am besten geeignet erscheinen, welche Vor- und Nachteile sie haben und ob eventuell Kosten entstehen. Der Austausch mit anderen Betroffenen in Selbsthilfegruppen kann hilfreich sein. In manchen Fällen ist eine psychotherapeutische Unterstützung sinnvoll.

Beratender Experte

Professor Dr. med. Falk Georges Bechara, Leitender Arzt des Internationalen Centrums für Hidradenitis suppurativa /Acne inversa (ICH) und Leiter des Bereichs Dermatochirurgie an der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie an der Ruhr-Universität Bochum.

Wichtiger Hinweis:

Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann eine ärztliche Beratung nicht ersetzen. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir keine individuellen Fragen beantworten.

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Quellen:

  • Deutsche Dermatologische Gesellschaft e.V. (DDG): S1-Leitlinie Acne inversa / Hidradenitis suppurativa. Leitlinie: 2012. https://register.awmf.org/... (Abgerufen am 15.10.2022)

  • Poli F et al: Back and Face Involvement in Hidradenitis Suppurativa. Dermatology. Band: 221, Nummer: 2, 2010: https://www.karger.com/... (Abgerufen am 15.10.2022)
  • Jemec G.B.E.: Hidradenitis Suppurativa. N Engl J Med 2012; 366:158-164: https://www.nejm.org/... (Abgerufen am 15.10.2022)