Schuppenflechte: So beruhigen Sie die Haut
Sie haben Schuppenflechte? Damit sind Sie nicht allein. Rund zwei Millionen Menschen in Deutschland sind von der chronischen Hautkrankheit betroffen. Viele leiden nicht nur unter den Symptomen wie schuppigen, weißlichen oder rot entzündeten Hautstellen (Plaques). Manchmal ist die Psoriasis auch von einer entzündlichen Gelenkerkrankung begleitet (Psoriasis-Arthritis). Ebenfalls belastend ist, wie viele Mitmenschen auf äußerliche Zeichen der Erkrankung reagieren.
Psoriasis gilt als Autoimmunerkrankung, bei der sich das Abwehrsystem des Körpers fälschlicherweise gegen die eigene Haut richtet. Sie ist nicht ansteckend und nicht durch mangelnde Hygiene ausgelöst. Oder, wie Professor Marc Radtke, Dermatologe aus Hamburg, es ausdrückt: „Den Patienten trifft keine Schuld, den Patienten trifft die Psoriasis.“
Medizinische Behandlung: Das kann helfen
Sich nicht verstecken, sondern sich schnell behandeln lassen ist der wichtigste Schritt, um die Krankheit effektiv zu lindern. Zwar lässt sie sich nicht heilen, aber: „Die Symptome lassen sich so weit eindämmen, dass man über viele Jahre an der Haut nichts mehr sieht. Auch die Entzündungssituation im Körper kann man gut in den Griff bekommen“, so Radtke.
Die medizinische Behandlung baut auf drei Säulen: die äußerliche Therapie, die Stärkung des Abwehrsystems (Immunmodulation) und die Lichttherapie mit UV-Bestrahlung. Bei Letzterer ist zwar die Wirkung wissenschaftlich belegt. „Damit kann man aber nicht die Entzündung im Körper behandeln, sondern nur die Haut. Womit man lediglich eine zeitlich begrenzte Verbesserung erhält“, sagt Hautarzt Radtke.
Als Therapiestandard gelten derzeit Kortisonpräparate, kombiniert mit sogenannten Vitamin-D-Analoga als Schaum, Creme oder Salbe. Bei schwereren Verläufen können sogenannte Biologika helfen, Medikamente, die ins Immunsystem eingreifen.
Abbildung: Fehlgeleitetes Immunsystem – Schuppenflechte ist eine chronische Erkrankung, die in Schüben auftritt. Dahinter steckt ein fehlgeleitetes Immunsystem. Die typischen schuppigen Herde (Plaques) bilden sich an verschiedenen Hautstellen
Zusätzlich zur medizinischen Therapie sind rückfettende Kosmetikprodukte wichtig. Die Haut darf nicht austrocknen, ihre tägliche Pflege ist die Basis jedes Behandlungserfolgs. Apothekerin Saskia Hildwein aus Bad Hersfeld berät häufig Betroffene: „Die Pflege muss die gestörte Hautbarriere wieder aufbauen, zum Beispiel mit Ceramiden und freien Fettsäuren.“
Bei sehr trockenen Psoriasis-Stellen eignen sich Salben, weil sie einen höheren Fettanteil haben. Ist die Haut nicht ganz so trocken und liegt kein akuter Erkrankungsschub vor, reichen meist Cremes oder Lotionen, die zweimal täglich aufgetragen werden. Als festen Bestandteil der Hautpflege empfiehlt Mediziner Radtke Präparate mit fünf bis zehn Prozent Harnstoff (Urea). Die Substanz bindet in der obersten Hautschicht Feuchtigkeit und löst Verhornungen.
Stets mit dem Hausarzt besprechen
Aktuell erobern zur Behandlung von Schuppenflechte alternative Produkte den Markt, die mit pflanzlichen Wirkstoffen arbeiten, wie etwa Kurkuma, Färberdistel oder Weihrauch. Bisher gibt es aber nur wenige wissenschaftliche Studien zur Wirksamkeit.
Dermatologe Radtke rät von einem Experimentieren in Eigenregie ab. „Jeder Psoriasis-Patient sollte sich unabhängig von der Schwere des Verlaufs mit dem Hautarzt besprechen und die Basispflege auch in nicht akuten Phasen abklären.“ Der Apotheker kann zusätzlich zu Pflegemaßnahmen beraten.
Augen auf beim Shampoo-Kauf
Für Apothekerin Hildwein ist klar: Weniger ist bei Schuppenflechte mehr. Kosmetika sollten deshalb frei sein von Duftstoffen, irritierenden Inhaltsstoffen wie Silikon, Mineralölen, Parabenen, Sulfaten und Quats. Diese Ammoniumverbindungen stehen oft als Quaternium-80 in den Angaben zu den Inhaltsstoffen auf der Packung.
Dasselbe gilt für die Hautreinigung. „Sanfte Produkte für Gesicht und Körper wählen, die ausdrücklich auch für allergische Haut empfohlen werden“, rät Hildwein. Häufig ist auch die Kopfhaut von Psoriasis betroffen. Ein medizinisches Shampoo aus der Apotheke beruhigt. Vorsicht vor herkömmlichen Anti-Schuppen-Shampoos: „Sie sind kontraproduktiv, weil der Auslöser für die Schuppenbildung ein anderer ist als bei Psoriasis-Patienten“, so Mediziner Radtke.