Schleimbeutelentzündung (Bursitis)

Schleimbeutel entzündet? Häufiges und langes Ellbogen-Aufstützen kann schuld sein
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Schleimbeutel befinden sich an vielen Stellen im Körper, zum Beispiel am Kniegelenk
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Was ist eine Schleimbeutelentzündung und wozu dienen Schleimbeutel?
Bei einer Schleimbeutelentzündung (Bursitis) kommt es – wie der Name andeutet – zu einer Entzündung eines oder mehrerer Schleimbeutel. Die betroffene Stelle schmerzt und kann anschwellen. An einer Bursitis erkranken hauptsächlich Personen im mittleren Alter.
Im menschlichen Organismus gibt es unterschiedlich viele, bis über 150 Schleimbeutel (Bursae synoviales). Sie sind wenige Zentimeter lang und breit. Im nicht entzündeten Zustand handelt es sich um flache Gewebestrukturen deren Innenflächen mit einer dünnen Schleimhaut ausgekleidet sind, welche die Gewebeflüssigkeit produzieren, mit der sie aneinander haften.
Sie befinden sich vor allem an den besonders beanspruchten Körperstellen – im Bereich der Gelenke oder dort, wo Haut, Sehnen oder Muskeln direkt dem Knochen aufliegen. Die Schleimbeutel bilden eine Gleitschicht und eine Art Dämpfer zwischen harten und weichen Strukturen und gewährleisten so die Verschieblichkeit der Gewebeschichten gegeneinander.

Stundenlanges Lesen mit aufgestützten Ellbogen das kann die Schleimbeutel des Gelenks stark strapazieren
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Ursachen und Risikofaktoren der Schleimbeutelentzündung
Eine häufige Ursache für eine Schleimbeutelentzündung sind anhaltende oder immer wiederkehrende körperliche Tätigkeiten wie Fliesen legen, Langstreckenlauf oder stundenlanges Sitzen. Dabei wird ein dauernder Druckreiz auf bestimmte Schleimbeutel ausgeübt, zum Beispiel am Knie, an der Achillessehne oder am Sitzbein. So entstehen Kleinstverletzungen (Mikrotraumatisierungen) und in der Folge eine Entzündung im Schleimbeutel.
Bestimmte Berufsgruppen sind häufiger als andere von der Bursitis betroffen, beispielsweise Fliesenleger und Reinigungskräfte. Aber auch Hochleistungssportler können an einer Schleimbeutelentzündung erkranken.
Zusätzlich können Verletzungen und Unfälle Schleimbeutelentzündungen begünstigen, wobei man zwischen zwei Formen der Verletzung unterscheiden kann. Tritt eine Verletzung durch einen Schlag von außen oder einen Zusammenprall auf, so kann dies dazu führen, dass sich der Schleimbeutel mit Blut füllt und später entzündet. Kommt es zu einer offenen Verletzung in Nähe eines Schleimbeutels, so besteht die Gefahr, dass Bakterien in die Wunde gelangen und auf diesem Weg eine bakterielle Schleimbeutelentzündung entsteht.
Weitere Gründe für Schleimbeutelentzündungen können krankhafte Veränderungen der Gelenke sein, zum Beispiel eine Arthrose oder Arthritis. Die Veränderungen führen dazu, dass die Gelenkstrukturen und dadurch auch die Schleimbeutel vermehrt belastet werden. Auch Stoffwechselerkrankungen wie Gicht oder – eher selten – Infektionskrankheiten wie Tuberkulose, können mit einer Schleimbeutelentzündung einhergehen.

Deutliche Rötung und Überwärumg weisen auf eine Entzündung hin
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Symptome der Schleimbeutelentzündung
Ist ein Schleimbeutel entzündet, erscheint der Bereich um den Schleimbeutel angeschwollen und reagiert empfindlich auf Druck oder Bewegung. Die Haut im Bereich der Schwellung kann gerötet und erwärmt sein. Bei einer starken Entzündung können auch pulsierende Schmerzen im Bereich des Schleimbeutels auftreten.
Meist entstehen Schleimbeutelentzündungen in Gelenknähe, so dass Betroffene hier Schmerzen verspüren oder ihre Gelenke aufgrund der Schwellung nicht mehr in vollem Umfang bewegen können. Am häufigsten kommt es zu Schleimbeutelentzündungen und somit zu Beschwerden in der Nähe folgender Gelenke:
- Schultergelenk
- Ellbogengelenk
- Hüftgelenk
- Kniegelenk
- Handgelenk
- Sprunggelenk
Diese Gelenke sind vergleichsweise hohen Bewegungsbelastungen ausgesetzt, die die Schleimbeutel besonders fordern.
Prinzipiell können sich jedoch auch alle anderen Schleimbeutel entzünden, auch solche, die nicht in der Nähe von Gelenken oder nicht oberflächlich liegen. Diese Schleimbeutelentzündungen machen sich anfangs vor allem durch Schmerzen bemerkbar
ohne dass man sie von außen leicht zuordnen kann, wie beispielsweise an der Hüfte die Bursa iliopectinea.
Wenn sich eine Schleimbeutelentzündung über den Schleimbeutel hinaus ausbreitet, sind die umliegenden Extremitätenpartien, wie zum Beispiel Oberschenkel oder Unterarm und Lymphknoten angeschwollen, gerötet und überwärmt. Begleitend sind allgemeine Entzündungszeichen wie erhöhte Temperatur, Müdigkeit und Abgeschlagenheit möglich.
Wenn durch die ausgedehnte Entzündung Fieber auftritt, ist dies ein Zeichen für eine zusätzliche bakterielle Komplikation. Dann ist neben der Ruhigstellung eine Antibiotikumgabe indiziert.

Die Untersuchung liefert dem Arzt wichtige Hinweise für die Diagnose
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Diagnose der Schleimbeutelentzündung
Zunächst müssen die konkreten Beschwerden dokumentiert werden. Da eine Schleimbeutelentzündung in vielen Fällen auf einseitige und immer wiederkehrende körperliche Belastungen zurückgeht, müssen körperliche Aktivitäten in Beruf und Sport, die eine Bursitis auslösen können, gezielt erfragt werden. Auch Unfälle, Verletzungen oder Vorerkrankungen - wie bereits durchgemachte Schleimbeutelentzündungen - sind von Interesse.
Körperliche Untersuchung
Bei der körperlichen Untersuchung sind typische Anzeichen an der betroffenen Stelle, wie Schwellung, Schmerzen bei Druck oder Bewegung, gerötete Haut oder eine tastbare Flüssigkeitsbewegung unter der Haut (Fluktuation) zu erkennen. In schweren Fällen breitet sich eine Schleimbeutelentzündung auf die Umgebung oder die ganze Extremität aus. Dann können vergrößerte Lymphknoten tastbar sein.
Ultraschall-, Röntgen-, Blut-Untersuchungen
Das führende der bildgebenden Verfahren bei der Bursitis ist die Ultraschall-Untersuchung. Hiermit kann die Größe des Schleimbeutels, die Menge der Flüssigkeitsansammlung (Erguss) und die Schleimhautverdickung gesehen werden. Auch tiefer gelegene Schleimbeutelentzündungen können häufig mithilfe der Ultraschall-Untersuchung sichtbar gemacht werden. Nur in sehr seltenen Fällen ist eine Magnetresonanztomographie (MRT)-Untersuchung notwendig.
Ebenfalls selten ist eine Röntgen-Untersuchung angebracht. Sie kann veränderte oder verletzte Knochenstrukturen oder krankhafte Gelenkveränderungen sichtbar machen (zum Beispiel bei einer Gichtarthritis oder aber die Steilstellung der Hüfte zeigen, die mit einer Bursitis über dem Hüftrollhügel kombiniert sein kann).
Eine Blut-Untersuchung kann helfen, weitere mögliche Auslöser zu erkennen, zum Beispiel Stoffwechselerkrankungen wie Gicht.

Oft hilft Kühlen um die Beschwerden einer Entzündung zu lindern
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Therapie der Schleimbeutelentzündung
Wichtig ist vor allem, die entzündete Region zunächst zu schonen, um sie nicht noch weiter zu reizen. Eine vorübergehende Ruhigstellung – eventuell mit einer Schiene oder einem Verband – verhindert, dass der bereits entzündete Schleimbeutel durch Bewegung weiter belastet wird. Eine Ruhigstellung sollte aber nicht zu lange dauern, da es sonst zu längerandauernden Bewegungseinschränkungen kommen kann.
Die Anwendung von kühlenden Salben und Gelen, Kältepacks oder Eis trägt dazu bei, dass der entzündete Schleimbeutel abschwillt. Achtung: Kältepacks oder Eis nicht direkt auf die Haut legen, da sonst Erfrierungen drohen, und jeweils nicht länger als 15 Minuten anwenden. Die Kältepackungen können stündlich wiederholt werden.
- Medikamente
In Absprache mit dem Arzt können nicht verschreibungspflichtige entzündungshemmende Medikamente wie Ibuprofen oder Diclofenac eingenommen werden. Sie lindern die Schmerzen und bekämpfen die Entzündung. Dabei auf Kreislauf– und Magenunverträglichkeiten achten.
- Ableitung der Flüssigkeit (Punktion, Drainage)
Ist die akute Entzündung abgeklungen, und der Schleimbeutel weiterhin – zum Beispiel über der Ellbogenspitze – wie ein Wasserkissen zu tasten, kann es indiziert sein, die Flüssigkeit abzusaugen (Punktion). Je nach Befund können etwa 1 bis 40 Milliliter Flüssigkeit punktiert und anschließend eine Kristallkortisonsuspension in den leeren Schleimbeutel eingespritzt (injiziert) werden. Anschließend wird ein Druckverband angelegt, damit sich der Schleimbeutel nicht wieder auffüllt. Sollten bei der Punktion Krankheitserreger in den Schleimbeutel gelangt sein, führt dies zu einer bakteriellen Entzündung. Deshalb muss der Eingriff unter sterilen Arbeitsbedingungen durchgeführt werden.
Eine bakterielle Schleimbeutelentzündung, die nicht auf Ruhigstellung und Antibiotikagabe anspricht, muss durch eine operative Öffnung des Schleimbeutels (Schnitt) mit anschließender Ableitung der Flüssigkeit (Drainage) behandelt werden. Zusätzlich wird dieser Eingriff durch eine orale Antibiotikagabe abgedeckt. Häufiger ist es aber notwendig, den Schleimbeutel ganz zu entfernen.
Haben Grunderkrankungen, beispielsweise Arthritis, Gicht, Tuberkulose oder Gonorrhö eine Schleimbeutelentzündung begünstigt oder ausgelöst, so richtet sich die Therapie zusätzlich an der Behandlung dieser Grundkrankheiten aus.
- Schleimbeutel-Entfernung
Wird eine Schleimbeutelentzündung chronisch, hält sie also länger als etwa drei bis sechs Wochen an, kann es nötig sein, den Schleimbeutel im Rahmen eines kleinen chirurgischen Eingriffs zu entfernen (Bursektomie). Das ist aber auch mit nachfolgender Ruhigstellung, eventuell Drainage, Kompressionsverband und Antibiotikagabe verbunden.
Wie lässt sich einer Schleimbeutelentzündung vorbeugen?
Ist die Schleimbeutelentzündung ausgeheilt, können folgende Maßnahmen hilfreich sein, um vorzubeugen:
- Dehn- und Kräftigungsübungen stärken die Muskulatur und tragen so dazu bei, das Gelenk zu schützen und zu stabilisieren. Dadurch wird die Belastung des umgebenden Gewebes reduziert.
- Wer bei der Arbeit, beim Sport oder in der Freizeit sich wiederholende, einseitige Bewegungen ausführt, sollte diese Tätigkeit gelegentlich durch kurze Pausen unterbrechen, damit sich das Gewebe erholen kann.
- Besonders beanspruchte Partien am besten abpolstern: Fliesenleger müssen beispielsweise Knieschützer benutzen. Menschen mit sitzender Tätigkeit können durch gepolsterte Stühle einer Schleimbeutelentzündung vorbeugen. Bei PC-Arbeiten schützen entsprechende Polsterunterlagen für den Unterarm (Mousepads). Auch ergonomische Änderungen der Sitzposition können in diesem Fall helfen.

Dr. med. Martin Talke
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Unser Experte
Dr. med. Martin Talke ist Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, Rheumatologie mit Zusatzbezeichnungen Sportmedizin und Physikalische Therapie. Von 1980 bis 2012 war er in eigener orthopädischer Praxis in Berlin tätig. Seit 2013 ist er in einem Medizinischen Versorgungszentrum in Berlin tätig.
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.