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Seit sieben Jahren lebt Hans-Peter Heinel mit Diabetes Typ 2. Doch eine Schulung macht er erstmals jetzt. Diabetesberaterin Dr. Astrid Tombek vom Diabetes-Zentrum Bad Mergentheim würde sich wünschen, dass Menschen wie Heinel früher daran dächten, am besten direkt nach der Diagnose. So empfehlen es auch die medizinischen Leitlinien. „Noch bevor eine medikamentöse Therapie begonnen wird, sollten Menschen mit einem neu diagnostizierten Diabetes mellitus Typ 2 an einem strukturierten Behandlungs- und Schulungsprogramm teilnehmen“, ergänzt Dr. Guido Kramer, Leiter der Diabetesberatung am Universitätsklinikum Jena und Buchautor.

Anfangs bringt die Schulung am meisten

So weit die schöne Theorie. Die Praxis sieht oft anders aus. Denn nicht jede Hausarztpraxis bietet Schulungen an. Hinzu kommt: Zu Beginn der Diabetes-Erkrankung spüren viele keine Probleme. Es fehle der „Leidensdruck“, sagt Kramer. „Die Patienten beginnen häufig erst dann eine Schulung, wenn sich typische Beschwerden für hohen Blutzucker zeigen, etwa erhöhtes Durstgefühl verbunden mit vermehrtem Harndrang“, so Kramer weiter.

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Doch gerade zu Beginn der Erkrankung bringt eine Schulung besonders viel. Etlichen Betroffenen gelingt es dann, ohne Medikamente den Blutzucker und Blutdruck zu regulieren. „Im Grunde geht es in den Schulungen darum, die Patienten zur Selbstbehandlung zu befähigen“, erklärt Diabetesberaterin Astrid Tombek.

Schulung hilft bei Verhaltensänderung

Theoretisch wissen viele Menschen mit Diabetes Ty 2, dass gesundes Essen und Sport für die Therapie entscheidend sind. Im Alltag merken sie jedoch, wie schwer es oft ist, dieses theoretische Wissen zu leben. Hier setzen die Schulungen an. Es geht nicht nur um theoretisches Wissen. Die Betroffenen bekommen auch Strategien an die Hand, mit denen sie einen gesunden Lebensstil im Alltag umsetzen können. „Verhalten zu ändern ist schwer, aber mit der richtigen Unterstützung kann es gelingen“, ist Tombek überzeugt.

Gruppenschulung besonders effektiv

„Nichts ist wertvoller, als aus den Erfahrungen anderer Teilnehmer zu lernen und etwas für seinen Alltag mitzunehmen“, sagt auch Experte Kramer. Tatsächlich zeigen Studien, dass Gruppenschulungen effektiver sind als Einzelberatungen. Die Themen unterscheiden sich je nach Schulungsart. „Besonders wichtig ist eine Schulung, wenn ein Problem auftritt“, sagt Kramer, etwa wenn es oft zu Unterzuckerungen kommt. Auch bei einer Insulinthe­ra­pie braucht es mehr Wissen. Der Hausarzt oder der Diabetologe sind erste Ansprechpartner. Falls sie keine Schulungen anbieten, können sie an ein Diabeteszentrum oder eine Klinik überweisen. Der Rat von Hans-Peter Heinel: „Fragen Sie aktiv nach!“