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Im Sommer 2022 hat der 25-jährige gebürtige Hamburger seine Erkrankung öffentlich gemacht und zeitgleich die Gründung seiner Stiftung „Alexander Zverev Foundation – Aufschlag gegen Diabetes“ bekanntgegeben. „Jetzt, viele Jahre später und auch mit den Erfolgen im Rücken, fühle ich mich wohl dabei und sicher genug, um mit dieser Initiative an die Öffentlichkeit zu gehen“, sagte der Tennis-Olympiasieger und zweifache ATP-Weltmeister damals.

Herr Zverev, Sie wollen zeigen, dass man es mit Typ-1-Diabetes „ganz weit schaffen kann“? Ist das nicht selbstverständlich?

Nach meiner Diagnose gab es viele, die gesagt haben, es sei schwierig, mit dieser Krankheit Sport zu machen. Das zeigt uns: Es braucht noch Aufklärung. Das hat uns auch kürzlich ein Besuch in einer inklusiven Grundschule in Hamburg wieder vor Augen geführt. In der Klasse waren zwei Kinder mit Typ 1. Wir haben aber erfahren, dass es an manchen Schulen nicht möglich ist, Kinder mit einer neuen Typ-1-Diagnose in der Klasse zu halten. Das ist ein ernstes Problem, auch mit dem Wissen, dass eventuell geprüft werden muss, ob die Krankenkasse einen Betreuer zu Verfügung stellt.

Welche Tipps haben Sie, um mit dem Diabetes zurechtzukommen?

Die Krankheit selbst in die Hand zu nehmen und der eigene Experte zu werden, ist der beste Ratschlag, den ich geben kann. Dazu ist es notwendig, sich klare Ziele zu stecken und konsequent an ihnen zu arbeiten. Aber im Laufe der Jahre lernt man auch, wie der eigene Körper reagiert. Man braucht einfach genug Disziplin, um jeden Tag dazuzulernen und sich besser zu verstehen.

Was machen Sie gegen Durchhänger?

Es ist für mich Routine geworden, mich mit der Krankheit auseinanderzusetzen. Aber natürlich gibt es Momente, die schwieriger sind. Meine Ziele lassen mich immer wieder auf das Wesentliche fokussieren. Nicht auf die Krankheit, sondern auf die Ziele muss man schauen.

Sie haben berichtet, sich früher wegen des Diabetes manchmal geschämt zu haben. Wie haben Sie das überwunden?

Jugendliche können fies sein. Diese Erfahrung machen viele, auch Kinder ohne Diabetes. Um Zielscheibe zu werden, reicht es manchmal aus, wenn man die falschen Schuhe angezogen hat. Man hat aber auch gute Freunde und die Familie, die einem Halt geben, wenn andere nicht so nett sind. Und natürlich hat mir irgendwann der sportliche Fokus sehr geholfen, auf andere Gedanken zu kommen. Mein Alltag war sehr früh sehr stark durch Tennis geprägt. Daher weiß ich: Der Sport gibt einem Kraft, vor allem emotional. Jeder Mensch braucht ein Hobby und sollte eine Leidenschaft entwickeln, denn es sind diese positiven Emotionen, die einen auch durch schwierige Zeiten tragen.

Diabetes hat ganz praktische Aspekte. Wie verhindern Sie Unterzucker im Tennis-Match?

Es ist für mich nicht denkbar, mit einer Pumpe zu spielen. Sie würde mich beeinträchtigen. Aber mit Sensoren und digitaler Unterstützung komme ich gut zurecht. Das Empfangsgerät ist in meiner Tasche. Beim Seitenwechsel kann ich meine Werte kontrollieren. Natürlich komme ich gut vorbereitet, mit einer auf mich abgestimmten Diät, auf den Platz. Dann muss ich – wie jeder andere Sportler auch – darauf achten, dass meine Kohlenhydrat-Speicher gefüllt bleiben, um meine Leistung zu bringen. Bei längeren Matches muss ich also Energie zu mir nehmen und bei Bedarf dann auch Insulin nachspritzen. Falls der Zucker etwas zu niedrig ist, nehme ich entweder Getränke mit Kohlenhydraten oder Energy-Gels, die gelangen noch schneller ins Blut.