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Illegale Drogen auf Unreinheiten prüfen lassen, und das anonym, straffrei und gratis: Das geht seit Oktober 2021 in Thüringen und seit Juni dieses Jahres in Berlin. Die Nachfrage beim Berliner Drug-Checking ist hoch. Ähnlich wie Konsumräume oder die geplante Legalisierung von Cannabis soll Drug-Checking für mehr Reflexion und sichereren Drogenkonsum sorgen – und so vermeidbare gesundheitliche Schäden minimieren.

Wie funktioniert Drug-Checking?

Etwa beim Berliner Pilotprojekt geben Konsumierende einen Teil ihrer Droge an einer Beratungsstelle ab. „Im Beratungsgespräch klären wir über Risiken auf, auch das Konsumverhalten soll reflektiert werden“, sagt Ulrike Scherling vom Berliner Drug-Checking. Anschließend wird die Probe in einem Labor chemisch analysiert. Nach etwa drei Tagen folgt das Ergebnis telefonisch. Das Angebot richtet sich an täglich konsumierende Süchtige sowie an Personen, die etwa nur am Wochenende auf Partys konsumieren.

Welche Vorteile verspricht man sich von Drug-Checking?

„Mit Drug-Checking reagieren wir auf den Drogengebrauch in der Partyszene und anderen Zusammenhängen, der einfach Tatsache ist“, sagt Tibor Harrach, pharmazeutischer Leiter des Berliner Drug-Checkings. Seit 2012 ist die Zahl der Drogentoten in Deutschland kontinuierlich gestiegen. Allein im Jahr 2022 starben 1990 Menschen durch Drogenkonsum[1]. „Viele Menschen, die zu uns kommen, haben noch nie etwas mit der Drogenhilfe zu tun gehabt. Mit Drug-Checking erreichen wir neue Zielgruppen, bevor sie eine Suchterkrankung entwickeln", sagt Anette Hofmann, Suchtberaterin beim Verein Fixpunkt der Berliner Drogenhilfe. Außerdem ließen sich so neue Konsumtrends erkennen, sagt Ulrike Scherling.

Welche Substanzen werden untersucht?

Laut Tibor Harrach wurden beim Berliner Drug-Checking bis Mitte September 647 Proben analysiert. Häufige Substanzen sind Ecstasy, Amphetamin, Amphetamin-Koffein-Mischungen (Speed) und LSD. Der Anteil verunreinigter Proben „liegt bei mehr als 30 Prozent, das hat uns überrascht“, sagt Harrach. Ecstasy-Tabletten seien häufig hoch dosiert. Ihr Konsum kann tödlich enden - wie im Falle einer 13-Jährigen aus Mecklenburg-Vorpommern, die diesen Sommer eine hochdosierte Ecstasy-Pille konsumiert hatte. „Unserer Erfahrung nach warten diejenigen, die zum Drug-Checking kommen, die Ergebnismitteilung ab, um auf Grundlage des Testresultats ihre Konsumentscheidung zu treffen“, sagt Harrach. Er ist daher überzeugt: „Mit Drug-Checking können wir Leben retten.“[2]

Ist Drug-Checking legal?

Grundsätzlich ja. Ende Juni schuf der Bundestag eine bundesweite Rechtsgrundlage für die Umsetzung von Drug-Checking[3]. Seitdem entscheiden die Bundesländer, ob sie Modellvorhaben erlauben oder nicht. Hessen und Baden-Württemberg wollen entsprechende Angebote einführen. Andere Bundesländer wie Sachsen und Schleswig-Holstein sind bislang dagegen, Drug-Checking anzubieten.

Erhöht Drug-Checking den Drogenkonsum?

Studien aus dem Ausland belegen eher das Gegenteil. Drug-Checking wirkt demnach nicht konsumfördernd, sondern trägt eher zu einem vorsichtigeren Konsum bei. In 13 anderen europäischen Ländern gibt es Drug-Checking-Projekte, darunter in der Schweiz und den Niederlanden[4]. „Dort, wo Drug-Checking schon umgesetzt wird, steigt der Konsum nicht an“, sagt Harrach.

Wie geht es weiter mit Drug-Checking in Deutschland?

„Die Nachfrage ist deutlich höher als das, was wir anbieten können“, sagt Ulrike Scherling. „Viele Konsumierende müssen wir wieder nach Hause schicken.“ Denn das Berliner Drug-Checking benötigt mehr finanzielle Mittel. Sinnvoll sei auch mobiles Drug-Checking, sagt Suchtberaterin Hofmann. „Die Analyse und Beratung findet dann direkt bei den Konsumierenden statt, etwa auf Festivals oder in Drogenkonsumräumen. So können wir noch mehr Menschen erreichen.“ Hofmann fordert daher ein deutschlandweites Drug-Checking-Angebot.


Quellen:

  • [1] Der Beauftrage der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen: 2022 Erneuter Anstieg bei der Zahl der Drogentoten. Online: https://www.bundesdrogenbeauftragter.de/... (Abgerufen am 19.09.2023)
  • [2] Betzler F, Helbig J, Viohl L et al.: Drug Checking and Its Potential Impact on Substance Use . In: Pubmed Online 12.06.2020, 27-1: 25-32
  • [3] Deutscher Bundestag: Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Gesundheit (14. Ausschuss). Online: https://dserver.bundestag.de/... (Abgerufen am 19.09.2023)
  • [4] Trans European Drug Information: Factsheet, TEDI DATA FROM 2022. Online: https://www.tedinetwork.org/... (Abgerufen am 19.09.2023)
  • akzept e.V. - Bundesverband für akzeptierende Drogenarbeit und humane Drogenpolitik & Deutsche Aidshilfe e.V.: Drug Checking, Regulierungs- und Förderungsbedarfe.. Online: https://www.akzept.eu/... (Abgerufen am 19.09.2023)
  • Suchthilfe in Thüringen: Thüringer Modellprojekt, Mobiles Drug-Checking als Kooperationsangebot von SubCheck (S i T) und miraculix (LeadiX). Online: https://drogerie-projekt.de/... (Abgerufen am 19.09.2023)