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Eine Sommerwelle! Im dritten Jahr der Pandemie. Die Warnung vor noch höheren Infektionszahlen im Herbst. Die Angst vor neuen Varianten. Vor Long Covid. Vor dem Zusammenbruch des Gesundheitssystems. Corona. Ich kann dieses Wort nicht mehr hören. Schuld daran ist das Virus. Natürlich. Aber auch der Umgang der Politik mit der Krise. Die Entscheider wirken ratlos. Dabei müssten sie doch schlauer geworden sein. Der Bevölkerung würde Orientierung so guttun.

Steigen Sie noch durch, wer sich im Moment kostenlos testen lassen kann? Wissen Sie, ob für Sie jetzt eine Auffrischungsimpfung empfehlenswert ist? Und die Maske: Muss man die aufsetzen - am Bahnsteig? Oder nur im Zug? Und wie ist das in der Arztpraxis? Wissen Sie das? Nein? Dann geht es Ihnen wie mir. Zerrissen zwischen Empfehlungen der Wissenschaft, Maßnahmen der Politik und normalem Menschenverstand.

Bundesregierung plant Impfstrategie Wer wird zuerst geimpft Viele Menschen Masken Coronavirus

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Ich hatte ja die Hoffnung, dass der Corona-Sachverständigenausschuss, einberufen von Regierung und Bundestag, ein wenig die Richtung vorgibt. Für die Politik und für die Bevölkerung. 18 Fachleute sollten untersuchen, was die Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung gebracht haben. Am 1. Juli legten sie ihren 160 Seiten langen Bericht vor. Das Ergebnis? Dass es kaum Erkenntnisse gibt. Weil in Deutschland zu wenig Daten erhoben und sinnvoll zusammengeführt wurden. Verrückt. Das muss besser werden.

Aber was kann direkt besser laufen, damit wir einigermaßen durch Herbst und Winter kommen? Die Kommunikation. Zum Beispiel zum Thema Impfen. Was Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) im Sommer machte, sollte nicht wieder passieren: Schon im Juli platzte er damit heraus, jeder könne sich die vierte Impfung holen. Die Ständige Impfkommission (Stiko) aber riet damals nur Risikopersonen und Menschen ab 70 Jahren dazu (seit 18. August ab 60). Statt seine Meinung zu verkünden und Verwirrung zu stiften, sollte der Minister auf die Stiko setzen, auf jenes Gremium, das sich ausschließlich mit Impfungen befasst. Nach gründlicher Abwägung kommuniziert es seine Entscheidung. Das mag manchen, auch Lauterbach, zu träge sein. Die Bevölkerung hingegen erwartet klare Empfehlungen.

Bei all der Verwirrung wird es schwer sein, die Menschen im Herbst wieder zu Maßnahmen zu motivieren: Regelmäßig testen lassen und Maske tragen in Innenräumen dürfte noch funktionieren. Aber, ob man die Mehrheit dazu bekommt, sich impfen zu lassen? Jetzt gilt es, alle zu überzeugen, die zweifeln. Die letzte Impfkampagne verfehlte ihr Ziel. Eine Studie der Technischen Universität München empfiehlt künftige Kampagnen auf einzelne Zielgruppen und ihre Gesundheitskompetenz zuzuschneiden. Das klappt nicht nach dem Gießkannenprinzip fürs ganze Land. Während für manche die Zeitungsannonce geeignet ist, überzeugt andere vielleicht das TikTok-Video oder der Fernsehspot.

Einen Versuch zumindest ist es wert. Niemand weiß, wie wir durch den dritten Winter der Pandemie kommen. Gar nichts machen ist aber auch keine Lösung.