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Beschäftigte im Gesundheitssystem eint alle ein Ziel: Sie arbeiten dafür, dass Menschen gesund werden und bleiben. Damit das klappt, ist es wichtig, dass alle zusammenarbeiten. Vor allem auf politischer Ebene kracht es jedoch häufig. So auch zwischen den Berufsverbänden der Ärzte- und Apothekerschaft. Zuletzt stritten sie etwa immer wieder über die Frage, wer impfen darf.

Vorreiter Thüringen und Sachsen

Dabei kann die enge Zusammenarbeit von Arztpraxen und Apotheken Leben retten. Das hat die Arzneimittelinitiative ARMIN in Sachsen und Thüringen eindrücklich gezeigt. Es handelte sich um ein Projekt der dortigen Apothekerverbände, Kassenärztlichen Vereinigungen und der AOK. Ziel war es, die Versorgung von Menschen zu verbessern, die langfristig mindestens fünf Medikamente einnehmen. Diese erhielten im Rahmen der Studie ein besonderes Medikationsmanagement. Die zuständigen Ärztinnen und Ärzte sowie Apothekerinnen und Apotheker erstellten gemeinsam einen Medikationsplan, den sie optimal auf die jeweilige Person zuschnitten. Mit Erfolg: Die Teilnahme an ARMIN verhinderte während der Studie bei jeder 66. Person den Tod.

Keine gesetzliche Regelung

Keine Frage: Vielerorts arbeiten Apotheken bereits sehr eng mit Arztpraxen zusammen. Dass beide Professionen wie bei ARMIN allerdings die Medikation gemeinsam planen, ist selten. Es fehlt eine gesetzliche Regelung, wie es sie in anderen Ländern bereits gibt. In Großbritannien etwa prüfen Apothekerinnen und Apotheker die verordneten Medikamente nicht nur. Sie dürfen gegebenenfalls ein Rezept selbst korrigieren. Auch in den Niederlanden übernehmen sie eine viel aktivere Rolle bei der medikamentösen Behandlung als in Deutschland.

Doch das Gesundheitsministerium scheint sich weder ein Beispiel an unseren Nachbarländern nehmen zu wollen, noch zieht es aus ARMIN Lehren. Dass Ärztinnen und Apotheker als Regelversorgung gemeinsam die Medikation ihrer Patientinnen und Patienten planen, davon ist nicht auszugehen.

Kooperation dringend notwendig

Dabei wird das Medikationsmanagement der Bevölkerung mit steigendem Alter immer wichtiger: Bereits bei den über 65-Jährigen nimmt fast jede und jeder Dritte regelmäßig fünf oder mehr Medikamente ein. Das erhöht das Risiko für Nebenwirkungen, Wechselwirkungen und Anwendungsfehler. Diese Gefahren zu minimieren und die Arzneimitteltherapiesicherheit zu erhöhen, war ein entscheidender Grund für ARMIN. Bisher wird die Expertise der Apothekerinnen und Apotheker in Deutschland oft zu wenig genutzt. Das sollten wir uns nicht leisten. Schließlich führt die falsche Medikation abermals zu Behandlungskosten und belastet somit zusätzlich unser Gesundheitssystem.

Ebenso wenig können wir es uns leisten, dass die Gesundheitsakteure nicht zusammenarbeiten. Dafür steht das Gesundheitssystem vor zu großen Herausforderungen. ARMIN hat gezeigt: Kooperation ist möglich, auch zwischen Verbänden und Krankenkassen.

Eckhardt Weber, Geschäftsführer und Managing Partner beim HealthTech VC Heal Capital

„Das Konzept Praxis neu denken!“

Eine zeitgemäße hausärztliche Versorgung muss sich aus den gelernten Strukturen befreien, sagt Eckhardt Weber. Im Gastbeitrag skizziert der Arztsohn und Venture-Captial-Manager seine Vision von einer Zukuftsmedizin, die Patien:innen beim ersten Husten mit dem Smartphone abholt zum Artikel


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