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Ausländische Ärztinnen und Ärzte sind in vielen deutschen Städten begehrt. Doch statt Freude herrscht vielerorts Frust. Die Anerkennung der ausländischen Bewerberinnen und Bewerber müsse schneller gehen, meint die Bundesärztekammer.

Die Bundesländer sind dafür verantwortlich, die ausländischen Ärztinnen und Ärzte anzuerkennen. Das Verfahren, bei dem eingereichte Abschlüsse und Dokumente auf ihre Gleichwertigkeit in Deutschland geprüft werden, kann von den Ländern an eine gemeinsame Gutachtenstelle in Bonn abgegeben werden. Die war eigenes für diesen Zweck gegründet worden. Doch deren Leiterin, Carola Dörfler, räumt ein: „Bei uns kann die Gleichwertigkeitsprüfung ein halbes Jahr, acht Monate oder in wenigen Fällen bis zu einem Jahr dauern.“

Der Anstieg der Bewerberzahlen aus der Türkei und der Ukraine habe zu einem Stau geführt, so Dörfler. „Denn die Personalausstattung der Behörden hinkt der Entwicklung hinterher“, sagt Dörfler.

Ärztekammer-Vizepräsidentin Ellen Lundershausen sagt: „Zweifelsohne besteht aufgrund des komplexen Anerkennungsverfahrens die Gefahr langer Wartezeiten oder Hängepartien.“

Behördenabläufe sind das Problem

Häufig erschienen die Abläufe der verschiedenen Behörden widersprüchlich. So verlangen viele Approbationsbehörden einen Einstellungsnachweis, bevor sie den Antrag überhaupt bearbeiten. Viele Kliniken akzeptieren aber nur voll anerkannte Bewerber. Außerdem seien von Bundesland zu Bundesland unterschiedliche Anforderungen zu erfüllen – von der Form der Beglaubigung der Unterlagen bis hin zur Wartezeit auf die ebenfalls nötige Fachsprachprüfung.

Zuwandererzahl steigt trotzdem

Dabei ist die Zahl ausländischen Ärztinnen und Ärzte vergangenes Jahr auf eine neue Höchstmarke gestiegen – auf knapp 64 000. Nach einer verlangsamten Zuwanderung während der Corona-Pandemie steigt der Ärzte-Zuzug wieder. Syrien lag bei den Herkunftsländern im Jahr 2023 vorn (6120 Ärztinnen und Ärzte), gefolgt von Rumänien (4668), Österreich (2993), Griechenland (2943), Russland (2941) und der Türkei (2628).

Eigeninitiative ist gefragt

In vielen Regionen wird auch einiges für den Zuzug ausländischer Ärzte getan. So gewann das Klinikum in Neubrandenburg mit einem Programm der Agentur für Arbeit elf Jung-Medizinerinnen und -Mediziner aus Mexiko zur weiteren Qualifikation. Baden-Württemberg will die Verfahren per gebündelter Behörden-Anlaufstelle erleichtern, Bayern auch mit künstlicher Intelligenz.

Hürden senken – aber nicht um jeden Preis

Expertinnen und Experten sind sich einig: Die Zusammenarbeit der Behörden ist ausbaufähig. Es wäre wichtig, bürokratische Hürden zu senken – im Gegensatz zu den sprachlichen und fachlichen Voraussetzungen, die einfach gegeben sein müssen. Zum Schutz der Patientinnen und Patienten seien gründliche Anerkennungsverfahren unabdingbar.