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Was wird angeboten?

Die Parodontitis ist eine bakteriell bedingte Entzündung des Zahnhalteapparats, die in letzter Konsequenz zum Zahnausfall führt. Weil sich das Zahnfleisch von der ­Wurzel löst, bilden sich „Taschen“, deren Tiefe der Arzt mit einer Sonde misst. Viele Praxen bieten zudem eine Bestimmung von 5 oder 11 als hauptverantwortlich geltenden Bakterienarten an, die der Patient in der Regel selbst bezahlen muss. Damit soll eine Antibio­tika-Behandlung gesteuert oder das Risiko für ein Fortschreiten der Erkrankung bestimmt werden.

Vorteile

■ „In extrem seltenen Fällen, wie sie ein niederge­lassener Zahnarzt wohl nur alle paar Jahre sieht, kann der Test sinnvoll sein, um weitere Informationen

zu ­gewinnen“, sagt Professor Peter Eickholz, Direktor der Poli­klinik für Parodontologie an der Universität Frankfurt. „Nämlich dann, wenn die Therapie aus unerklär­lichen Gründen nicht anschlägt.“

■ Wenn der Patient weiß, welche gefährlichen Bakterien er in sich trägt, wird er vielleicht die Therapie konsequen­ter umsetzen.

Nachteile

■  „Die Bestimmung wird aus gutem Grund nicht mehr empfohlen“, sagt Professor Thomas Kocher, Direktor der Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie an der Universität Greifswald. Sie diente früher vor ­allem der Entscheidung, ob bei jüngeren Patienten mit starker Parodontitis eine ergänzende Antibiotika-­Therapie notwendig ist. Das kann der Zahnarzt aber bereits ­anhand der Untersuchung der Zähne entscheiden. Wenn die Therapie bei einer aggressiven Parodontitis nötig ist, wird fast ausschließlich die Kombination von zwei bestimmten Antibiotika gegeben.

■  „Das Konzept stand schon immer auf recht schwachen wissenschaftlichen Füßen“, urteilt Peter Eickholz. „Es ist auch nicht hilfreich, um den Schweregrad der Parodontitis zu messen oder die nötigen Nach­sorge-Intervalle festzulegen.“ Dafür misst der Zahnarzt stattdessen die Zahl tiefer Taschen, die Blutungsneigung und den Abbau des Kieferknochens. Außerdem berücksichtigt er Risikofaktoren wie Rauchen und Diabetes.

■  Die sogenannte Markerkeim-Bestimmung ist wertlos, weil sie nichts an der Therapie ändert, die der Zahnarzt nach einer herkömmlichen Untersuchung empfiehlt.

■  „Wahrscheinlich spielt bei der Parodontitis das ­Zusammenspiel vieler verschiedener Bakterien eine Rolle, die mit der Markerkeim-Bestimmung gar nicht ­erfasst werden“, sagt Peter Eickholz.

Preis

In der Regel zwischen 45 und 100 Euro. Ein Anbieter verlangt bei der Bestimmung von 11 Bakterienarten in vielen Taschen bis zu 400 Euro. Manchmal wird die Keimbestimmung im Paket mit professioneller Zahnreinigung für einen entsprechend höheren Preis angeboten.

Antwort

Eine Markerkeim-Bestimmung ist nur in extrem seltenen Ausnahmefällen sinnvoll. Die Notwendigkeit von Antibiotika und die nötigen Nachsorge-Intervalle kann der Zahnarzt in der direkten Untersuchung erkennen. Der Markerkeim-Test hilft weder bei der Therapiesteuerung noch bei der Verlaufskontrolle. Er kostet Geld, das man besser für eine gute Nachsorge inklusive regelmäßiger professioneller Zahnreinigung verwenden sollte.