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1. Bewusst shoppen

Beim Einkaufsbummel laufen Mechanismen im Gehirn ab, die dazu verleiten, den Einkaufskorb zu füllen. „Wenn wir etwas Neues kaufen, wird das Belohnungszentrum aktiv und schüttet vermehrt Dopamin aus. Das Hormon sorgt für ein Hochgefühl“, erklärt die Dresdener Kommunikationspsychologin Anita Habel. „Wenn wir shoppen, stillen wir damit häufig andere Bedürfnisse.“ Wir sind unzufrieden mit dem Job oder im Privatleben, suchen Anerkennung. Shoppen kann helfen, sich besser zu fühlen, doch das Glücksgefühl hält meist nur kurz an.

Der erste Schritt zum nachhaltigen Einkaufen fängt zu Hause an. „Machen Sie sich bewusst, was Sie haben“, rät Habel. Also, erstmal die gesamte Kleidung sammeln, alle technischen Geräte sammeln. Häufig sei das ein Augenöffner, denn da kommen viel mehr Dinge zusammen, als genutzt werden. „Sie wurden gekauft, um ein Bedürfnis zu erfüllen, aber nicht, weil wir sie benötigen“, sagt Habel. Im Schnitt liegen in jedem Schrank 12 ungetragene Kleidungsstücke. Die wichtigste Frage beim Einkaufen sei: „Brauche ich das?“. Kein klares Ja, sei ein Nein. „Wenn ich anfange, abzuwägen, dann komme ich ohne den Gegenstand aus“, so Habel.

2. Spontaneinkäufe vermeiden

Besonders reizvoll sind Produkte, die mit Worten wie „neu“ oder „besser“ beworben werden. „Wir Menschen sind dafür anfällig, denn wir sind neugierig und wollen uns verbessern. Die Werbung nutzt dies geschickt“, sagt die Psychologin. Häufig werde die Angst vor Verlusten ausgenutzt, wenn mit limitierten Editionen geworben wird. „Wir haben Angst, dass uns eine Chance entgeht“, so Habel. Sonderangebote locken, weil wir damit ein Schnäppchen machen wollen. „Wir können diese Mechanismen nicht ändern, aber unseren Umgang damit“, sagt Habel. Hilfreich sei, sich über die Werbebotschaften und deren Effekt bewusst zu sein.

Um zu erkennen, ob wir etwas wirklich benötigen, könne man sich eine Wartezeit setzen. Lassen Sie sich den Gegenstand im Geschäft zurücklegen, behalten ihn im Online-Warenkorb oder setzen ihn auf eine Wunschliste – und warten drei Tage. „Häufig merken wir, dass wir die Neuanschaffung nicht wirklich benötigen“, so Habel.

3. Nachhaltige Versprechen hinterfragen

Immer mehr Produkte werben mit Aussagen wie „bio“, „öko“ oder „organic“. Doch nicht immer stimmt dies auch. Anders als bei Lebensmitteln sind diese Begriffe bei Textilien nicht geschützt. Häufig entwickeln Firmen eigene Label, die auf den ersten Blick für Nachhaltigkeit stehen, sich beim genauen Hinsehen aber als Mogelpackung entpuppen. Als Verbraucher lässt sich dies nicht immer gut einzuschätzen, was hinter dem Siegel steckt.

Anita Habels Tipp: „Achten Sie auf extern geprüfte Siegel“. Dazu zählen „Der blaue Engel“ und „EU-Ecolabel“, für Kleidung das „GOTS-Siegel“ und „IVN-Best“. Die Initiative Siegelklarheit hilft beim Durchblick: Hier online ansehen.

4. Langlebiges wählen

Produkte lange zu nutzen gilt als einer der Big Points in Sachen Klimaschutz. Egal ob Elektrogerät, Möbel oder Kleidung – Produkte, die von guter Qualität und hochwertig verarbeitet sind, halten oft länger. Der Preis kann ein Indikator sein. Generell gilt: Prüfen Sie das Produkt, bevor Sie es kaufen.

Qualitativ hochwertige Kleidung erkennt man an folgenden Punkten: Ist der Stoff dicht gewebt? Sind die Nähte gut verarbeitet und mehrfach genäht (umdrehen und leicht ziehen: Kann man durchsehen oder sind sie dicht?) Zieht der Stoff Fäden? Sitzen die Knöpfe fest? Schließt der Reißverschluss gut? Wie wird das Kleidungsstück gereinigt? Muss es häufig gewaschen werden? Knitterfreie und bügelfreie Produkte sind oft langlebiger und umweltfreundlicher. Eine Studie des Öko-Instituts zeigte, dass bügelfreie Bettwäsche halb so viel Treibhausgase verbraucht wie konventionelle Bügelwäsche.

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Essen fürs Klima

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Wenn Sie Möbel oder technische Geräte kaufen, helfen folgende Fragen: Lassen sich die Komponenten austauschen? Wie können Sie das Möbelstück verwenden, falls Sie umräumen? Zeitloses Design punktet oft in Sachen Langfristigkeit. Lässt sich das Produkt reparieren? Wird es nach der Nutzung entsorgt oder kann es aufbereitet werden? Anita Habel rät dazu gezielt zu fragen, ob es einen Reparaturservice gibt und ob sich das Produkt reparieren lässt.

5. Aus zweiter Hand kaufen

Kaufen, Nutzen, wegwerfen - So sieht unser Verhalten häufig aus. Ein Kleidungsstück wird im Schnitt viermal getragen, bevor es aussortiert wird. Kein Wunder, Kleidung gibt es oft für wenig Geld. Allerdings sind die Strategien der Produzenten häufig weder ökologisch noch sozial nachhaltig. Auch technische Geräte behandeln wir oft wie Wegwerfprodukte. Besser als Neues zu kaufen, ist es daher, auf Gebrauchtes zu setzen. Das ist nachhaltiger und sozial verträglicher – und meist billiger.

Dazu kommt: „Die Qualität von Gebrauchtwaren ist mittlerweile sehr gut, denn viele Dinge, die als gebraucht verkauft werden, sind neuwertig oder neu“, sagt Anita Habel. Bummeln Sie durch Second-Hand-Läden oder Flohmärkte, nutzen Sie online-Marktplätze für Gebrauchtes. Mittlerweile gibt es auch in immer mehr Geschäften und Online-Shops die Möglichkeit, dort gebrauchte Produkte zu kaufen.

Wenn Sie zu Gebrauchtem greifen, können Sie darauf achten: Wie ist die Qualität des Produkts? Funktioniert es einwandfrei? Wurde der Gegenstand aufbereitet? Zeigt er Mängel? Gibt es eine Garantie?

6. Teilen, tauschen, leihen

Wie häufig benötigen Sie Ihren Staubsauger? Was ist mit dem Karnevalskostüm? Wie oft lesen Sie einen Roman? Viele Gegenstände nutzen wir selten – und doch kaufen wir sie neu. „Klimafreundlicher ist es, auf Teilen, Tauschen oder Leihen zu setzen“, sagt die Psychologin. Billiger ist es obendrein. Fündig werden Sie in Tauschbörsen, auf Online-Plattformen oder in Nachbarschaftsinitiativen.

„Für alles rund um Medien empfehle ich die Bibliotheken, dort gibt es ein Riesen-Angebot“, sagt Habel. Kleidung lässt sich gut unter Freunden und Bekannten weitergeben oder tauschen, etwa bei einer Kleidertauschparty. Bei technischen Geräten, die man nicht permanent nutzt, wie den Beamer oder Staubsauger, lohnt sich eine gemeinsame Anschaffung. „Das reduziert auch die Kosten für jeden einzelnen“, sagt Habel.

7. Erfolge sichtbar machen

So wichtig und effektiv weniger shoppen ist, für die eigene Psyche hat es oft einen Haken. „Wenn wir etwas nicht machen, sehen wir die Erfolge nicht. Der Belohnungseffekt bleibt aus, und das kann demotivieren“, sagt Habel. Sie rät dazu, sich selbst zu belohnen und damit die Erfolge sichtbar zu machen.

„Man kann das gesparte Geld in eine Spardose tun und zum Beispiel für eine Aktivität ansparen, etwa ein Ausflug mit der Familie oder das Essen in einem besonderen Restaurant“, so Habel. Damit könne man sich sozusagen doppelt belohnen. Denn: „Schöne Erfahrungen machen uns langfristig glücklicher als der Kauf von Dingen.“