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Die Grünen haben vor einigen Jahren vorgeschlagen, einen fleisch­losen Tag in Kantinen einzuführen. Es gab eine riesige Protestwelle. Warum reagieren wir beim Thema Fleisch so emotional, Frau Stupan?

Die meisten Menschen befürworten Klimaschutz. Niemand will für Tierleid verantwortlich sein. Wir wissen, dass es besser für die Umwelt wäre, weniger Fleisch zu essen. Aber diesem Wissen stellen sich Gefühle entgegen. Essen ist ein sehr persönliches Thema. Da geht es um Kindheitserinnerungen, um Genuss, um Traditionen, um ein Gefühl von Freiheit. Ich will mir nicht vorschreiben ­lassen, was ich essen darf und was nicht. Diese Gefühle stehen im Widerspruch zu unserem Wissen und zu ­unseren moralischen Grundsätzen. In der Psychologie nennt man diesen Zustand kognitive Dissonanz.

Und was machen diese inneren Widersprüche mit uns?

Das ist ein unangenehmes Gefühl, und das versuchen wir loszuwerden. Am einfachsten wäre es natürlich zu sagen, ich ändere mein Essverhalten. Aber das erfordert Disziplin, Mühe und Zeit, etwa weil wir neue Kochfertigkeiten erlernen müssen. Eine Strategie, die wir daher häufig anwenden und die uns dabei hilft, den inneren Widerspruch kleinzureden, ist die, dass wir Informationen suchen, die unseren inneren Widerspruch in ein besseres Licht rücken. Wir bilden uns dann schnell Urteile. Beim Essen könnten wir sagen, das bringt doch gar nichts fürs Klima, wenn ich als Einzelner kein Fleisch mehr esse. Oder: Fleischersatzprodukte schmecken nicht.

Es ist nun mal leider so, dass die Art, wie wir Nahrungsmittel herstellen, unseren Planeten kaputt macht und unglaubliches Tierleid ver­ursacht.

Und wie lässt sich dieser innere ­Widerspruch auflösen?

Ich glaube, es ist wichtig, dass wir uns den Realitäten stellen. Informieren Sie sich darüber, wie Lebensmittel produziert werden. Es ist nun mal leider so, dass die Art, wie wir Nahrungsmittel herstellen, unseren Planeten kaputt macht und unglaubliches Tierleid ver­ursacht.

Aber gerade Fleisch essen gehört doch zu unserer Kultur?

Ich glaube, das ist ein Scheinargument, mit dem wir unser schlechtes Gewissen beruhigen. Ist denn ein Volksfest nur dann wirklich schön, wenn tonnenweise echte Würstchen auf dem Grill liegen?

Der Mensch ist nun mal ein Gewohnheitstier.

Das stimmt. Es liegt in unserer Natur, dass wir bei neuem Essen erst einmal skeptisch sind.

Und wie gewöhnen wir uns daran, neue Speisen zu verzehren?

Ich würde sagen, einfach mal auspro­bieren. Wir brauchen kein Fleisch für unsere Ernährung. Und es gibt inzwischen so viele leckere Alternativen. Unsere Geschmackswahrnehmung ist sehr anpassungsfähig. Je öfter wir Neues probieren, desto leckerer finden wir es.

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Quellen: