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Fleisch ist in den vergangenen Jahrzehnten immer billiger geworden. Während die Menschen in den Sechzigerjahren noch mehr als zwei Stunden arbeiten mussten, um sich ein Kilogramm Rindfleisch leisten zu können, sind es heute 27 Minuten. Die Einkommen sind schneller gewachsen als der Preis für Fleisch. Mit dem Resultat, dass Fleisch heute ganz selbstverständlich in Massen verzehrt wird. Das muss sich ändern. Der Preis für Fleisch, er muss wieder steigen. Und zwar kräftig.

Zu hoher Fleischkonsum kann Krankheiten begünstigen

Natürlich, der Preisverfall hatte früher einen wichtigen Aspekt: Gerechtigkeit. Heute können sich auch Menschen Fleisch leisten, die wenig verdienen oder auf soziale Hilfen angewiesen sind. Das sollte so bleiben. Gelegentlich Fleisch essen zu können darf keine Klassenfrage sein. Aber das Wort „gelegentlich“ ist entscheidend. Denn ein hoher Anteil von Fleisch in der Ernährung macht dick, fördert Herz-Kreislauf-Erkrankungen und vermutlich auch Krebs. Das sollte eigentlich schon Grund genug sein, den Genuss von Fleisch zu reduzieren – anstatt ihn als ein Grundrecht zu betrachten, das unbeschnitten bleiben müsste.

Fleischkonsum ist schädlich für den Planeten

Längst hat die Wissenschaft gezeigt, wie sehr Fleisch auch dem Planeten schadet. Für die Massenproduktion von Fleisch und Milchprodukten werden Regenwälder und Moore zerstört. Die Tiere selbst verursachen immense Treibhausgase. Die Fleischerzeugung benötigt Ackerflächen zum Anbau von Futter sowie fossile Energien für die Kühlketten und den Transport um die Welt. Ein großer Teil der
globalen Treibhausgasemissionen stammt aus der Viehwirtschaft.

Analysen von Fachleuten belegen, dass die Menschheit und ihr Planet nur eine Chance haben: wenn der Fleischverzehr sinkt. Mindestens auf die Hälfte, besser auf ein Viertel. Wie ist das zu schaffen – auf einem globalisierten Markt, der schwer zu kontrollieren ist? Man kann ans Gewissen appellieren. Ernährungsunterricht in den Schulen, Kampagnen für eine fleischarme Ernährung, Förderungen für pflanzenbasiertes Essen in Kantinen und Überzeugungsarbeit können ein Bewusstsein schaffen. Fürs Klima aber kommt das alles wohl zu spät. Der Planet braucht bald, sehr bald Entlastung – und der wirksamste und schnellste Hebel bleibt der Preis. Das gilt besonders für Fleisch aus Massentierhaltung in den Supermärkten.

Fleischimport aus dem Ausland sollte erschwert werden

Den ganz einfachen Weg, wie ihn sich Teile der Politik wünschen, gibt es auch hier nicht. Eine erhöhte Mehrwertsteuer für Fleisch etwa würde nur teurer machen, was längst hochpreisig ist. Billigfleisch aus Massentierhaltung bliebe billig. Das kann nicht das Ziel sein. Besser wären: hohe Hürden für Fleischimporte aus dem Ausland. Eine Rückkehr und gleichzeitige Verschärfung der Flächenbindung. Bis 2006 begrenzte sie die Zahl der Tiere in Fleisch- und Milchproduktion. Hohe Auflagen für Mastbetriebe hinsichtlich Haltung, Futter und Tierwohl. Mindestpreise für die Erzeuger, um ihnen eine nachhaltige Fleischproduktion und das wirtschaftliche Überleben zu ermöglichen.

Fleisch würde damit zu einem seltenen Gast in der Küche. Wer mehr Geld hat, könnte diesen Gast vermutlich etwas häufiger einladen. Aber neben der Gerechtigkeit auf dem Teller gibt es andere Gerechtigkeiten, die zu bedenken sind: eine gerechte Aussicht auf ein gesundes Leben. Eine gerechte Hoffnung, dass der Klimawandel doch noch begrenzt werden kann. Dafür könnte die Politik sich endlich einmal einsetzen.