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Raupen kriechen durchs Mehl, Falter flattern aus der Nudeltüte oder dem Grieskarton? Dann könnte es sein, dass sich Schädlinge im Vorratsschrank eingenistet haben: nämlich Lebensmittelmotten.

Auf unsere Vorräte hat es dabei nicht die eine Lebensmittelmotte abgesehen. Vielmehr handelt es sich um verschiedene, zum Teil ähnlich aussehende Mottenarten.

Lebensmittelmotten gehören zur Ordnung der Schmetterlinge. Interessant: Nicht die ausgewachsenen Falter sind das eigentliche Problem, sondern ihre Larven. Denn diese brauchen Nahrung, um sich zu entwickeln. Sobald sie sich verpuppt haben, fressen sie nichts mehr. Auch die erwachsenen Tiere nehmen keine Nahrung mehr auf: Sie leben nur etwa ein bis zwei Wochen und ihre einzige Aufgabe ist es, sich fortzupflanzen. Unter passenden Bedingungen können in einem Jahr bis zu vier Generationen heranwachsen.

„Bei den Motten, die wir hierzulande in der Küche antreffen, handelt es sich fast immer um die Dörrobstmotte und die Mehlmotte“, sagt Dr. Michèle Bandoly vom Umweltbundesamt. Sie werden etwa einen Zentimeter groß und haben eine Flügelspannweite von etwa zwei Zentimetern.

Die Mehlmotte legt ihre Eier gerne auf Mehl und Getreideprodukte, aber auch auf Nüsse, Hülsenfrüchte oder sogar Schokolade. Weniger wählerisch ist die Dörrobstmotte. Sie mag generell pflanzliche Lebensmittel und kann auch Saatgut und Bienenwaben befallen.

Motten sind fast immer ein Einkaufsmitbringsel. Ihre Eier und Larven befinden sich häufig in Lebensmitteln wie Mehl oder Getreideprodukten. Aber auch in Tierfutter oder in bestimmten Verpackungsmaterialien können sich die Schädlinge verstecken. Seltener fliegen sie von außen in die Wohnung.

Oft wird man auf einen Befall aufmerksam, wenn man die kleinen Falter in der Nähe von Lebensmitteln entdeckt: Sie sind oft silbergrau, bernsteinfarben oder kupferrot und sitzen mit angelegten Flügeln ruhig an der Wand. Da die befruchteten Weibchen nur schwer fliegen können, werden sie seltener entdeckt: Sie krabbeln meist durch die Vorräte oder machen kleine Sprünge. Vor allem, wenn neben den Motten auch Raupen gefunden werden, ist ein Befall wahrscheinlich.

Ein sicheres Zeichen für einen Mottenbefall sind Gespinste in den Lebensmitteln. Sie entstehen dadurch, dass die Larven klebrige Spinnfäden hinterlassen, an denen Lebensmittel wie Körner oder Mehl hängen bleiben. Auch Kokons der Motten in Lebensmittelpackungen sind ein Hinweis.

Gut zu wissen: Die Nester oder auch Kokons findet man häufig direkt in den Lebensmitteln, manchmal aber auch an anderen Stellen wie Ritzen, Spalten oder Fugen.

Wer auf Nummer sicher gehen will, kann die Motten mit sogenannten Pheromonfallen fangen: Das sind Klebefallen, die mit Hilfe von Lockstoffen die erwachsenen Tiere anlocken. Mit ihnen lässt sich abschätzen, in welchem Zimmer sich die Tiere aufhalten und wie stark der Befall ist. „Lebensmittelmotten werden oft mit Kleidermotten verwechselt“, so Bandoly. Auch hier helfen die Fallen: Hat man die Tiere gefangen, kann man sie von Fachleuten bestimmen lassen.

So sieht ein starker Befall der Dörrobstmotte aus: Larven und Gespinste sind deutlich zu sehen.

So sieht ein starker Befall der Dörrobstmotte aus: Larven und Gespinste sind deutlich zu sehen.

Die gute Nachricht ist: Die Motten übertragen keine Krankheiten. Aber sie können zum Beispiel Pilze oder Milben einschleppen. Den größten Schaden richten die Larven an: Sie fressen sich durch die Vorräte und hinterlassen dabei Kot und ihre Gespinste. Wer die verunreinigten Lebensmittel isst, riskiert zum Beispiel Allergien oder auch Haut- und Magen-Darm-Erkrankungen. Die verunreinigten Lebensmittel sind daher nicht zum Verzehr geeignet und sollten entsorgt werden.

Ja, die verunreinigten oder befallenen Lebensmittel sollten weggeworfen werden. Ihr Verzehr kann negative gesundheitliche Folgen haben. Außerdem könnten sich Eier oder Larven der Motten darin befinden. Und die möchte man ja nicht mehr in der Wohnung haben.

Lebensmittel richtig schützen

Wie Sie ihre Lebensmittel richtig schützen, verrät Ihnen das Julius-Kühn-Institut.

Ein Befall ist immer lästig und oft werden auch Vorräte vernichtet. Diese Vorsichtsmaßnahmen können vor einem Befall schützen:

  • Überprüfen Sie Lebensmittelverpackungen an der Außenseite auf Fraßlöcher und Larven. Motten können sich durch Verpackungen aus Folien und Papier fressen. Selbst, wenn etwas luftdicht verpackt ist, können sich Motten, Eier oder Larven darin befinden.
  • Füllen Sie Lebensmittel, wie Mehl, Nüsse oder Kekse in gut verschließbare Glas-, Kunststoff- oder Keramikgefäße um. Darin sind die Produkte vor einem möglichen Neubefall gut geschützt. Beim Umfüllen entdeckt man außerdem manchmal schon die Gespinste.
  • Reinigen Sie die Vorratsschränke nach einem Befall besonders gründlich, damit herumliegende Krümel keine neuen Motten anlocken.
  • Schädlinge mögen es gerne warm und feucht. Lagern Sie Ihre Vorräte daher kühl und trocken.
  • Versuchen Sie Ihre Vorräte zügig aufzubrauchen, um den Motten so gar nicht erst die Chance zu geben, sich einzunisten.
  • Es gibt Hinweise darauf, dass Motten bestimmte Gerüche nicht mögen: Sie lassen sich unter anderem von Sternanis- und Zimtöl abschrecken. Versuchen Sie, die Schädlinge mit solchen Düften fernzuhalten. Das können Sie zum Beispiel mit Duftsäckchen machen, die Sie in die Schränke legen.
  • Bringen Sie Fliegengitter an den Fenstern an, um einen möglichen Zuflug von außen zu verhindern.

All diese Vorsichtsmaßnahmen können einen Befall zwar nicht hundertprozentig verhindern. Sie machen es aber zumindest deutlich unwahrscheinlicher, von den Motten heimgesucht zu werden.

„Befallene Schränke wischt man am besten mit Essigwasser aus“, rät Bandoly. Nach ein paar Tagen sollte man die Reinigung wiederholen. Mit dem Staubsauger lassen sich außerdem Eier, Larven und Puppen in Ritzen gut entfernen. Heiße Luft aus dem Fön tötet Puppen und Eier in Ritzen ab. Wichtig: Überprüfen Sie vorher immer, ob die Oberflächen hitzebeständig sind.

Wirksam sind auch Insektensprays: Nicht alle von ihnen sind allerdings unbedenklich und enthalten zum Teil auch umweltbelastende Stoffe.

Eine einfachere und verträglichere Lösung: Schlupfwespen. Diese winzigen, nur etwa 0,4 mm großen Insekten sind die Gegenspieler der Motten. Denn die Wespen legen ihre Eier in die Motteneier und zerstören sie so. „Sobald es keine Motteneier mehr gibt, verschwinden auch die Schlupfwespen“, sagt Bandoly. Sie sind also keine neue Plage, sondern reine Nützlinge: Für Menschen und Haustiere sind sie weder gefährlich noch lästig.

Die Kärtchen mit den lebenden Schlupfwespen gibt es im Baumarkt oder im Internet. Sie werden in die befallenen Schränke gelegt und können dort die Motteneier zerstören.

Ein Befall mit Lebensmittelmotten ist keine Katastrophe – aber lästig. Verunreinigte Nahrungsmittel sollten sicherheitshalber entsorgt werden. Damit die Tiere möglichst gar nicht erst in den Vorratsschrank gelangen, ist es am besten, die gekauften Lebensmittel genau anzuschauen. Mehl, Getreide, Gries etc. sollten in dichte Glas- oder Kunststoffbehälter umgefüllt werden. Mit Schlupfwespen kann man die Motten wirksam und umweltfreundlich bekämpfen.

Professionelle Hilfe

Weitere Infos zu Lebensmittelmotten finden Sie hier.

Werden Sie die Lebensmittelmotten nicht alleine los, können Sie sich zum Beispiel an Mitglieder folgender Verbände wenden:

Verein zur Förderung ökologischer Schädlingsbekämpfung

Deutscher Schädlingsbekämpfer Verband

Oft erst in der Nacht krabbeln die Bettwanzen über die Matratze - auf ihrer Suche nach Blut.

Bettwanzenbefall: Der Feind in meinem Bett

Bettwanzen sind eine Plage und breiten sich auch in Deutschland immer weiter aus. Doch sind sie auch eine Gefahr für die Gesundheit? Wie man einen Befall erkennt, was man dagegen tun kann. zum Artikel


Quellen:

  • PAN Germany: Lebensmittelmotten. https://www.umweltbundesamt.de/... (Abgerufen am 28.08.2023)
  • Umweltbundesamt: Lebensmittelmotten. https://www.umweltbundesamt.de/... (Abgerufen am 28.08.2023)
  • Choi I, Kim S, Lee JS: Analysis of the insect-repelling mechanism of star anise extract and its major active compounds against Plodia interpunctella. Food Science and Biotechnology: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/... (Abgerufen am 28.08.2023)
  • Kim IH, Song AY, Han J et al.: Indian Meal Moth (Plodia Interpunctella)–Resistant Food Packaging Film Development Using Microencapsulated Cinnamon Oil. Journal of Food Sciece: https://ift.onlinelibrary.wiley.com/... (Abgerufen am 28.08.2023)
  • Scheff D, Sehgal B, Subramanyam B : Evaluating Penetration Ability of Plodia interpunctella (Hübner) (Lepidoptera: Pyralidae) Larvae into Multilayer Polypropylene Packages . Insects: https://www.mdpi.com/... (Abgerufen am 28.08.2023)
  • Aulicky R, Vendl T, Stejskal V: Evaluation of contamination of packages containing cereal-fruit bars by eggs of the pest Indian meal moth (Plodia interpunctella, Lepidoptera) due to perforations in their polypropylene foil packaging. Journal of Food Science and Technology: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/... (Abgerufen am 28.08.2023)