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Herr Dr. Kutta, was war das Überraschendste, was Sie je aus Nase oder Ohr geholt haben?

Im Ohr war es ein lebender Alien (lacht). Das dachte ich zumindest im ersten Moment, als ich den Ohrtrichter reinsteckte und das Ding auf mich zulief. Nach dem ersten Schreck erkannte ich: Es war ein Ohrenkneifer, so ein kleines Insekt. In Vergrößerung sah er aber wirklich bedrohlich aus.

Ich dachte, es wäre ein Gerücht, dass die wirklich in Ohren krabbeln.

Tun sie auch selten. Der war aber offenbar doch irgendwie reingekommen. Genauso wie ein anderes Insekt: Die Eltern kamen mit ihrer etwa zehnjährigen Tochter und meinten, sie hätte wohl einen Tinnitus. Als ich das Ohr untersuchte, fand ich eine kleine Motte. Wenn sie flatterte, hatte das Mädchen ein Summen im Ohr. So was ist aber eher die Ausnahme.

Und was sind die häufigen Fälle?

Dr. Hannes Kutta ist niedergelassener HNO-Arzt in Hamburg.

Dr. Hannes Kutta ist niedergelassener HNO-Arzt in Hamburg.

Sehr oft finde ich Bügelperlen. Auch kleine Glitzersteinchen zum Aufkleben, mit denen Kinder gern spielen, oder Legosteine. Dass sich Kinder etwas in Nase und Ohr stecken, passiert am häufigsten in der Kita beim Basteln, manchmal auch beim Essen. Ab und zu finde ich dann Puffmais oder kleine Obstschnitze. Nicht so häufig sind die klassischen Erbsen. Da passen die Eltern offenbar besonders auf.

Sie haben ja selbst Kinder. Hatten Sie da auch mal einen „Fall“?

Meine Kinder waren in dieser Hinsicht recht ordentlich. Erstaunlicherweise. Nur meine Tochter hat sich mal was in die Nase reingesteckt, konnte es aber selbst wieder rauspusten.

Puffmais schmeckt in der Nase ja nicht wirklich gut. Warum machen Kinder das?

Ich denke, es hat etwas damit zu tun, dass wir alle gern an unserer Nase oder am Ohr rumspielen, auch Erwachsene. Ständig fasst man sich unbewusst an die Nase oder kratzt sich am Ohr. Und Kinder spielen eben viel häufiger mit kleinen Sachen und sind natürlich unbedarfter, probieren gern etwas aus.

Kommen denn auch mal Erwachsene mit Fremdkörpern in Ohr und Nase zu Ihnen?

Natürlich. Ich erinnere mich an einen Mann, der hatte sich mit einer aufgebogenen Büroklammer im Ohr gekratzt. Die hatte sich dort wie ein Angelhaken verfangen. Häufig sind auch Teile von Hörgeräten, Ohrenstöpsel oder abgefallene Wattebäusche von Wattestäbchen, obwohl ja auf jeder Packung gewarnt wird, dass man die nicht ins Ohr ­stecken soll.

Wenn Kinder sich was in Ohr oder Nase gesteckt haben, kriegen die Eltern das mit?

Nicht immer gleich. Manche Kinder sagen erst mal nichts oder sind auch noch zu klein dazu, denn das typische Alter beginnt so ab zwei Jahren. Es kann sein, dass ein Kind einfach nur weint oder auf das Ohr oder die Nase zeigt. Bei einem Fremdkörper in der Nase kann auch plötzlich ein Pfeifgeräusch oder ein Rauschen hörbar sein. Manchmal läuft die Nase auch und es ist etwas Blut dabei. Die Nasenscheidewand ist sehr empfindlich.

Wenn man so etwas bemerkt, was sollte man tun? Selbst versuchen, das Ding rauszuholen?

Natürlich kann man erst mal nachschauen, etwa mit der Handytaschenlampe reinleuchten. Und wenn es nicht tief drinsteckt, selbst versuchen, vorsichtig ranzukommen. Etwa mit einer Pinzette. Vor allem bei runden Dingen hat man aber meist keine Chance. Die rutschen nur tiefer rein.

Kann das auch gefährlich werden?

Wenn man zu sehr im Ohr rumstochert, kann man natürlich das Trommelfell verletzen. Generell sind Fremdkörper im Ohr erst mal aber nur ärgerlich. Gefährlicher wird es in der Nase: Rutscht der Fremdkörper zu hoch, kann er eingeatmet werden. Das Kind droht dann schnell zu ersticken. Daher sollte man den Fremdkörper möglichst schnell entfernen lassen, auch in der Nacht oder am Wochenende.

Wenn ich mit einem Kind mit Bügelperle in der Nase in eine überfüllte Notaufnahme komme, werde ich da nicht total schief angeschaut?

Das hat sogar Vorrang. Wenn etwas in der Nase steckt, ist das ein Notfall.

Wie kriegen Sie die Gegenstände denn dann wieder raus?

Wir haben da kleine Spezialwerkzeuge, erst mal natürlich einen
Ohrtrichter, einen Nasenspreizer, Mikroskope und Endoskope. Dann haben wir kleine Häkchen, Greifzangen in verschiedenen Größen und eine Sauganlage.

Ein Sauger in der Nase: Kriegen Kinder da nicht die Krise?

Ich habe da natürlich viel Erfahrung, wie man sie ablenkt. Wir haben dazu eine Menge Spielzeug in der Praxis. Oder man kann auch Deals aushandeln, sagen: „Okay, wenn du jetzt kurz stillhältst, dann darfst du dir gleich was Hübsches aussuchen oder es gibt danach ein Eis.“ Die Alternative wäre eine Vollnarkose, die man sich natürlich ersparen will.

Am besten ist es, wenn man Ihre Hilfe gar nicht erst nötig hat. Wie kann man verhindern, dass sich ein Kind etwas in die Nase oder ins Ohr steckt?

Wirklich verhindern lässt sich das kaum. Es sind ja meist einfach Dinge, die in jedes Kinderzimmer gehören. Wenn man mit strengen Verboten kommt, macht es das für Kinder vielleicht erst richtig interessant. Stattdessen sollte man ihnen besser eintrichtern, dass sie sagen, wenn etwas Derartiges passiert ist. Wenn sie Strafen fürchten, trauen sie sich eher nicht. Und meist bleibt es ja auch bei einem Mal. Denn die meisten haben keine Lust, dass ihnen wieder ein Arzt in Ohr oder Nase rumstochert.

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