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Wie erkläre ich meinem Kind, was ein Aua ist?

So vielleicht: Schmerz ist nicht bedrohlich, sondern ein Schutz. Ein Hinweis des Körpers: Du sollst dich kümmern, da ist etwas verletzt oder kaputt. Per Definition ist Schmerz „ein unangenehmes Gefühls- oder Sinneserlebnis, das auf eine Gewebeschädigung hinweist oder sich so anfühlt“, erklärt Rosemarie Ahnert, Oberärztin am Bayerischen Kinderschmerzzentrum in Augsburg. Sie betont: Wie wir Schmerz empfinden, ist individuell. Man sollte ihn seinem Kind also nicht absprechen. Es gehe nicht nur darum, wo der Schmerz herkommt und wie stark er ist, sondern auch darum, was er für mich bedeutet. Wenn ich etwa Angst habe, dass hinter dem Schmerz etwas Schlimmes steckt, dann empfinde ich ihn stärker. Eine wichtige Erfahrung, die alle Kinder machen müssen: Schmerz gehört zum Leben dazu und er geht vorbei. Und es ist gut, dass wir ihn haben, denn Menschen ohne Schmerzempfinden (die gibt es tatsächlich!) leben gefährlich, weil sie Verletzungen nicht bemerken.

Ab wann spüren Babys Schmerzen?

Schon ab der 24. Schwangerschaftswoche können ­Ungeborene Schmerzen empfinden. Diese verhältnismäßig junge Erkenntnis hat die Neugeborenenmedizin stark verändert. Bis in die 1980er-Jahre war man davon ausgegangen, dass Neugeborene und Säuglinge wegen noch unzureichend ausgebildeter Schmerzleitungen unempfindlich seien. Und auch Kleinkinder, hatte man gedacht, würden Schmerzen schnell wieder vergessen (siehe Nummer 3: Das Schmerzgedächtnis). Dabei sind die Allerkleinsten wesentlich sensibler als lange angenommen. Denn wie Erwachsene verfügen Babys und Kleinkinder neben aufsteigenden Schmerzfasern, die entsprechende Signale ans Gehirn weiterleiten, auch noch über sogenannte absteigende Nervenbahnen. Über sie sendet das Gehirn Botenstoffe aus, die Schmerzen hemmen. Bei Säuglingen sind diese absteigenden Bahnen jedoch erst etwa ab der vierten Lebenswoche ausgereift. Deswegen wird bei Frühgeborenen auf die Schmerzlinderung nunmehr ­besonders geachtet.

Wie bekomme ich heraus, wie doll es wirklich wehtut?

Die Antwort darauf ist im wahrsten Sinne verzwickt. Doch manchmal geben selbst Babys, die noch nicht reden können, Hinweise: Sie fassen sich zum Beispiel an ein schmerzendes Ohr oder nehmen intuitiv eine Schutzhaltung ein. Durch gutes ­Beobachten, so Oberärztin Ahnert, könnten Eltern lernen ihr Kind ­einzuschätzen. Die Haltung, die Art des Weinens – jämmerlich oder protestierend – oder die Körperspannung können Hinweise geben. Rosemarie Ahnert: „Das Verhalten des Kindes zeigt meist, ob man als Elternteil handeln sollte – nämlich wenn ein Kleinkind seine Aktivitäten unterbricht und sich durch nichts mehr beruhigen lässt.“ Bei größeren Kindern kann man gemeinsam den Schmerz auf einer Skala von ­0 (tut gar nicht weh) bis 10 (Mega-Aua) festmachen.

Schmerzmittel – wann und wie viel?

Bei unklaren Schmerzen können Eltern zunächts schauen, ob Zuwendung, Ruhe, eine Wärmflasche, Tee oder ein Hörspiel Linderung bringen. Bei Verletzungen oder einer schmerzhaften Erkrankung kann ein Schmerzmittel aber schon ratsam sein. „Eltern sollten sich dann immer genau an die Dosierungsanweisungen halten“, sagt Apothekerin Constanze Süßdorf-Schönstein aus Oelsnitz im Vogtland. Je nach Alter, Gewicht und Beschwerden des Kindes kommen verschiedene Wirkstoffe und Darreichungsformen infrage – etwa Säfte oder Zäpfchen. In der Apotheke können sich Eltern zu alldem beraten lassen.

Bauchweh! Und jetzt?

Schmerzen im Bauch können auf alles hinweisen, sagt Kinderarzt Dr. Peter Möller aus Kiel. „Und auf nichts.“ Er schaue daher auf den Gesamtzustand des Kindes, untersuche es und überprüfe nebenher, ob es sich ablenken oder sich eine genauere Schmerzursache lokalisieren lasse. Rosemarie Ahnert ergänzt, dass kleinere Kinder häufig noch nicht die passenden Worte kennen würden, um zu beschreiben, was genau wehtut. „Das Wort ‚Bauch‘ aber lernen sie oft sehr früh.“ Für Eltern, deren Kinder über Bauchweh klagen: Auch mal in den Rachen leuchten. Bei anhaltendem Schreien jedoch, wenn der Bauch angespannt ist oder bei weiteren Symptomen wie Schüttelfrost oder blutigem Stuhlgang: ab in die Kinderarztpraxis.

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Quellen: