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Mindestens drei Stunden sollen sich Kinder im Alter zwischen zwei und vier Jahren am Tag bewegen – das empfiehlt die WHO. Schließlich beeinflusst Bewegung mit, wie sich die Kleinkinder entwickeln. Körperlich und geistig lernen sie aktiv ihre Umwelt und vor allem sich selbst kennen. Wie fühlt sich ein Ball an? Was passiert, wenn ich hinfalle? „Kleinkinder werden durch ­diese Erfahrungen mit ihrem eigenen Körper vertrauter“, sagt ­Anja Voss, Professorin für Bewegungspädagogik und -therapie an der Alice Salomon Hochschule Berlin.

Im Gegensatz zu manch sofaverliebten Erwachsenen mangelt es den Kleinen nicht an Motivation. „Es gibt kein Alter, in dem Kinder sich von sich aus so viel bewegen wollen wie im Kleinkindalter. Sie kommen mit einem Bewegungsbedürfnis auf die Welt – das muss erfüllt werden“, sagt Prof. Dr. Ina Hunger, Institutsdirektorin des Bereichs Sportpädagogik und -didaktik an der Uni Göttingen. Schritte oder Minuten müssen Sie dafür bei Ihren Kleinen nicht zählen, vielmehr: „Schaffen Sie ein bewegungsanregendes Umfeld für Ihre Kinder. Bringen Sie ihnen einen bewegten Lebensstil bei“, sagt Voss.

Wie das genau gelingt, zeigen die folgenden Tipps:

1. Raum zum Toben

Das Kinderzimmer umgestalten in ein kleines Turn- und Tobezimmer. Schaffen Sie zunächst Raum. Bewegung braucht Platz, deshalb wenn möglich: „Stellen Sie das Zimmer nicht zu voll“, rät Voss. Ohne viel Aufwand können Sie Ihr Kind zu mehr Bewegung anregen. „Eine Sprossenwand oder ein kleines Matratzenlager – das sind Einladungen zum Toben und Bewegen“, so Hunger. Geben Sie Ihrem Kind Spielsachen, die auf verschiedene Arten zur Bewegung verleiten. „Schaumstoff­klötze, die man stapeln oder als Pferd benutzen kann, sind super“, sagt Voss. Immer darauf achten, dass Möbel nicht leicht umkippen können.

2. Abenteuer Wohnung

Papas alte CD-Sammlung durcheinanderbringen, hinter dem Sofa eine Höhle bauen – das eigene Zuhause kann so spannend sein! „Bewegungs- und Körpererfahrungen lassen sich super in der eigenen Wohnung machen. Auch wenn es manchmal Un­ordnung bedeutet“, findet Hunger. Gerade Zwei- bis Vierjährige lieben es, sich in der Wohnung zu entfalten.

Das Schöne: „Die Dinge des Alltags sind spannend genug: Eine Kissenschlacht machen oder ein Turm aus Bechern bauen – es braucht nur die Dinge des alltäglichen Lebens“, sagt Voss. Die Kids lernen spielerisch und in Bewegung die Gegenstände kennen. Also: Schrank auf und raus mit den Töpfen! Dinge, an denen sich Kinder verletzen können, immer außer Reichweite aufbewahren.

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3. Gemeinsam aktiv sein

Ob Eltern, Verwandte oder andere Kinder – zusammen aktiv sein macht am meisten Spaß. Gerade Eltern sind besondere Vorbilder in Sachen Bewegung. „Aktive Eltern erziehen aktive Kinder“, sagt Voss. Machen Sie als Familie regelmäßig Ausflüge oder andere Freizeitaktivitäten. „Sie stärken den familiären Bund und die Nähe zwischen Eltern und Kind“, sagt Hunger. Genauso wertvoll ist der Kontakt zu Gleichaltrigen. Auch lose Begegnungen von Kindern sind sehr wichtig für die Entwicklung, weshalb Voss betont: „Es braucht geschützte Räume wie Spielstraßen, wo sich die Kinder der umliegenden Häuser treffen und gemeinsam die Welt entdecken.“

4. Auf die Räder!

„Papa, darf ich huckepack?“ oder „Ich kann nicht mehr!“: Kindergartenkinder verlieren schnell die Lust am Laufen und nörgeln ­irgendwann nur noch. Auf Rädern und Rollen macht der Ausflug meistens mehr Spaß und geht schneller voran, zum Beispiel mit dem Laufrad oder Dreirad. Grundvoraus­setzung: Das Kind muss natürlich in der Lage sein, damit zu fahren.

Dreiräder haben oft zusätzlich eine Schiebestange. „Bieten Sie diese Alternativen bei längeren Spaziergängen oder beim Ausflug an“, rät Bewegungspädagogin Anja Voss. Überfordern Sie die Kleinen dabei aber nicht. Ein eigenes Fahrzeug ist für die Kleinen eine große Sache, denn sie tragen Verantwortung. Sie werden selbstbestimmter und verbessern auf Rädern ihre Koordination und das Gleichgewicht.

5. Lust auf draußen

Langeweile im Kinderzimmer? Dann nichts wie raus aus der Bude und ab in die Frische. Schließlich hält die Welt da draußen für Kleinkinder ein riesiges Erkundungsfeld bereit. Dazu kommt: „Der Sauerstoff verbessert die Gehirnversorgung des Kindes und die Vitamin-D-Produktion wird angeregt. Dadurch verbessert sich die Kalziumaufnahme – das stärkt die Knochen und das Wachstum“, erklärt Voss.

Außerdem bietet die Umwelt viel mehr Weite und Raum für Bewegung. Gerade ein Waldspaziergang verzaubert mit vielen neuen Eindrücken: Gerüche, Geräusche und der wechselnde Untergrund. Eine Tour durch den Wald ist eine echte Sinneswanderung für die Kids. Lassen Sie Ihrem Kind dabei genügend Freiraum. „Auch bei Spaziergängen oder Ausflügen der Familien sollte Kleinkindern immer die Möglichkeit gegeben werden, sich zu bewegen. Statt nur im Buggy zu sitzen, können die Kinder selbst auch immer wieder Abschnitte laufen“, sagt Hunger. Das dauere zwar länger, erhöhe aber die Bewegungs- und Entdeckungsfreude des Kindes.

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Quellen:

  • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: So unterstützen Sie die Bewegungsfreude Ihres Kleinkindes. Online: https://www.kindergesundheit-info.de/... (Abgerufen am 09.01.2023)
  • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Spiel- und Bewegungsräume schaffen. Online: https://www.kindergesundheit-info.de/... (Abgerufen am 09.01.2023)
  • Zimmer R: Immer in Bewegung!, Motorische Entwicklung und Förderung. In: Themenheft: Kleinstkinder in Kita und Tagespflege 14.03.2022, 01-2022: 1-50