Betrug im Todesfall: So schützen Sie sich
Stirbt ein geliebter Mensch, dann befinden sich Angehörige meist in einer Ausnahmesituation. Immer wieder gibt es Fälle, in denen versucht wird, dies auszunutzen – vor, während und nach der Beerdigung. Wir zeigen Ihnen, mit welchen Betrugsversuchen Sie rechnen sollten und wie Sie reagieren können.
Worauf Sie achten sollten
Medien berichten immer wieder über Betrugsversuche mit falschen Rechnungen. So sollen Hinterbliebene für Dinge wie angebliche Reiseversicherungen oder Abonnements der Verstorbenen zahlen. Das Verbraucherportal Bayern warnt vor Rechnungen für Sexartikel oder Pornohefte, die Verstorbene angeblich gekauft haben sollen. „Aus Scham werden solche Rechnungen oft beglichen“, heißt es auf dem Portal.[1]
Auch könnten Betrüger angebliche Rechnungen in Namen vermeintlich offizieller Institutionen schicken. In der Vergangenheit war das zum Beispiel ein „Bundesanzeiger für Bestattungen“. Davor warnt auch das Verbraucherportal Bayern.
Wie Sie Betrugsversuche erkennen
Wer unsicher ist, ob es sich bei einer Zahlungsforderung um Betrug handelt, sollte vor allem im Internet recherchieren – am besten zusammen mit einer Vertrauensperson. Dazu rät Nikolaus Stumpf, Referent Marktbeobachtung bei der Verbraucherzentrale Bayern. „Die Betrüger versuchen, ihre Masche bei unzähligen Menschen“, sagt Stumpf. „Häufig werden bereits negative Erfahrungen im Internet veröffentlicht worden sein.“
Was Sie im Verdachtsfall tun sollten
Nikolaus Stumpf rät bei einem Verdacht auf Betrug, Ruhe zu bewahren. Besprechen Sie mit einer Vertrauensperson, ob die Rechnung Sinn ergeben könnte. Sollte eine Forderung tatsächlich legitim erscheinen, kontaktieren Sie das Unternehmen. Bitten Sie um weitere Informationen und gegebenenfalls um den Nachweis einer Auftragserteilung.
Das Verbraucherportal Bayern rät, sich nicht von Fristen in Rechnungen unter Druck setzen zu lassen. Verlangen Sie bei zweifelhaften Rechnungen eine Vertragskopie und Lieferbestätigung.
Unbedingt beachten sollten Sie gerichtliche Mahnbescheide, wie die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfale berichtet.[2] Wenden Sie sich für eine Beratung an Ihre Verbraucherzentrale.
Sollten Sie betrogen worden sein, erstatten Sie Anzeige bei der Polizei. In manchen Fällen kann es helfen, die Bank zu bitten, die Überweisung abzubrechen.
Wie unseriöse Bestatter Angehörige austricksen
Vor Abzocke bei manchen Bestattungsunternehmen warnt Alexander Helbach: „Unseriöse Bestatter nutzen die Ausnahmesituation der Menschen aus. Denn viele haben keine Ahnung, was wirklich bei einer Bestattung nötig ist und was nicht.“
Helbach ist Pressesprecher bei Aeternitas – Verbraucherinitiative Bestattungskultur. Der Verein klärt unter anderem über Bestattungen auf. So warnt Helbach besonders vor Onlineangeboten, die auf den ersten Blick besonders günstig scheinen, zum Beispiel für Bestattungen ab 599 Euro. Hierbei handele es sich oft um grundlegende Bestatterleistungen. Dinge wie Beratung, Trauerfeier oder Trauerkarte – koste extra. „Am Ende hat man die Kosten einer üblichen Bestattung“, sagt Helbach.
So erkennen Sie seriöse Bestattungsunternehmen
Laut Helbach kostet eine Bestattung mit dem allernötigsten um die 1000 Euro. „Für weniger Geld kann man jemand kaum unter die Erde bringen“. Für eine Bestattung mit den üblichen Leistungen sollten Kunden mit drei- bis viertausend Euro rechnen.
Seriöse Bestatter legen Angebote schriftlich vor und listen alle Kosten auf. Das gilt zum Beispiel auch für Friedhofsgebühren für die Grabstelle: Die zahlen Betroffene zwar an die Friedhofsverwaltung, ein seriöser Bestatter weist aber darauf hin. „Das Wichtigste ist, dass alles vollständig und verständlich ist“, sagt Helbach.
Wie Sie bei der Bestattungssuche vorgehen sollten
Verstorbene müssen je nach Bundesland nach spätestens 48 Stunden in eine Kühlkammer gebracht werden. Das heißt: Wenn jemand unerwartet im Schlaf stirbt, müssen Sie nicht sofort den Bestatter rufen. „Vor allem nicht nachts, das kostet auch Nachtzuschlag“, sagt Helbach. Rufen Sie stattdessen zuerst den Arzt, damit er den Tod feststellen kann und nehmen Sie sich die Zeit, sich vom Verstorbenen zu verabschieden.
Bei der Bestattersuche sollten Sie verschiedene Angebote vergleichen, ehe Sie sich entscheiden. Der Bundesverband der Bestatter oder die Website „Gute-Bestatter.de“ bieten Informationen zu seriösen Bestattungsunternehmen. Lassen Sie sich Kostenvoranschläge machen und im Anschluss eine Auftragsbestätigung geben.
Am besten sollte Ihnen auch eine befreundete oder bekannte Person helfen, die von dem Todesfall weniger betroffen ist. So eine Person kann bei Beratungsgesprächen die Situation oft differenzierter betrachten. „Man muss nicht großes Misstrauen haben, aber man sollte kritisch sein“, sagt Helbach.
Was Sie bei Traueranzeigen beachten sollten
Schreiben Sie nicht Ihre Adresse in die Traueranzeige. Kriminelle könnten das ausnutzen, um während der Beerdigung einzubrechen. Seriöse Bestatter wüssten das und gäben in der Traueranzeige die Adresse des Bestattungshauses an, sagt Helbach. „Bekannte und Freunde können die Trauerkarten dahin schicken.“
Was Sie bei unseriösen Bestattungsunternehmen tun sollten
Helbach von Aeternitas rät Betroffenen unseriöser Angebote, sich an Verbraucherinitiativen zu wenden – wie Aeternitas selbst, die Verbraucherzentralen oder die Schlichtungsstellen der Bestatterverbände. Zwar sind unseriöse Angebote nicht strafbar. Aber: „Es hilft eventuell anderen Betroffenen, wenn diese Firmen schon bekannt sind“, sagt Helbach. „Zudem erfahren unseriöse Unternehmen, dass sich nicht alle Kunden ein solches Geschäftsgebaren gefallen lassen. Je mehr Kunden sich wehren, umso größer ist die Chance, dass sich hier etwas ändert.“
Was Sie zu Lebzeiten schon tun können
Legen Sie am besten selbst Geld für die eigene Beerdigung zurück, falls es möglich ist. Sozialhilfeempfänger sollten beachten, dass 10 000 Euro als Schonvermögen behalten werden dürfen, alles darüber hinaus aber für die eigene Lebenserhaltung verwendet werden muss. Helbach von Aeternitas weist darauf hin, dass Treuhandverträge im Rahmen der Bestattungsvorsorge auch über das Schonvermögen hinaus geschützt seien. Lassen Sie sich hier am besten von einer Verbraucherorganisation beraten.
Anmerkung 20.10.2023: Die Leistungen bei einer günstigen Bestattung wurden konkretisiert.
Quellen:
- [1] Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz: Betrug bei Bestattungen: Das Geschäft mit dem Tod. https://www.vis.bayern.de/... (Abgerufen am 03.08.2023)
- [2] Verbraucherzentrale NRW: Abzocke online: Rechnung bekommen, aber nichts bestellt - was tun?. https://www.verbraucherzentrale.nrw/... (Abgerufen am 09.08.2023)
- Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz: Betrug bei Bestattungen: Das Geschäft mit dem Tod, Bestattungsbetrug: Varianten und Beispiele . https://www.vis.bayern.de/... (Abgerufen am 03.08.2023)