Kind schnarcht – was tun?
Ein leises Schnaufen aus dem Babybettchen kann ja ganz niedlich sein. Aber sobald ungewöhnliche Laute wie ein Grunzen oder Röcheln ertönen, fragen sich Eltern schon besorgt, ob jetzt ein kinderärztlicher Check angeraten ist.
Kinder schnarchen häufig bei Erkältungen
Dr. Tanja Brunnert kennt solche besorgten Anfragen. "Wenn Kinder zwar geräuschvoll, aber doch ruhig und gleichmäßig atmen und ihr Schlaf erholsam wirkt, können Eltern davon ausgehen, dass nichts Schlimmes dahintersteckt", sagt die Göttinger Kinder- und Jugendärztin. "Die Atemwege kleiner Kinder sind relativ eng." Daher könnten schon geringe infektbedingte Schwellungen der Schleimhäute oder auch beim Aufstoßen hochgebrachte Milch zu einer röchelnden Atmung führen.

Dr. Tanja Brunnert ist Kinder- und Jugendärztin in Göttingen
© W&B/Privat
Blockade in den Atemwegen
Sind Eltern unsicher, ob das nächtliche Sägen ihres Kindes in die Kategorie behandlungsbedürftig fällt, rät Kinderärztin Brunnert: "Filmen Sie die entsprechenden Episoden in der Nacht mit der Handykamera und zeigen Sie die Aufnahme dann in der Sprechstunde. So kann sich Ihr Kinderarzt oder Ihre Kinderärztin ein gutes Bild von der Situation machen." Hält das Kind zudem tagsüber permanent den Mund geöffnet und klagt häufig über Halsschmerzen, kann dies auch an einer Verengung im Rachenraum liegen.
Die Angaben darüber, wie viele Kinder von Schnarchen betroffen sind, schwanken je nach Studie zwischen zehn und 16 Prozent. Sicher ist: Insbesondere die im Kindesalter häufig vergrößerten Rachen- und Gaumenmandeln und Nasenpolypen, also gutartige Wucherungen der Nasenschleimhaut, begünstigen kindliche Schnarchgeräusche. "Im Schlaf nimmt zusätzlich die Muskelspannung im Bereich von Rachen und Gaumen ab. So kann es kurzzeitig zur Verengung oder gar zum kompletten Verschluss kommen. Das äußert sich im Schnarchen oder in Atempausen", erklärt Dr. Alfred Wiater, auf Schlafstörungen spezialisierter Kinderarzt aus Köln. "Manchmal sorgen anatomische Besonderheiten wie ein zurückliegendes Kinn oder ein schmales Mittelgesicht dafür, dass die Zunge rückverlagert ist. Dies begünstigt ebenfalls Verengungen der oberen Atemwege und kann sich schon im Säuglingsalter bemerkbar machen."
Was passiert beim Schnarchen?
Wird der Schlaf von lauten Geräuschen begleitet, ist der Luftweg behindert. Bei Kindern sorgen am häufigsten vergrößerte Rachen- und Gaumenmandeln für nächtliches Schnarchen
Atemaussetzer sind gefährlich
Anhaltendes, starkes Schnarchen gehört in jedem Fall kinderärztlich abgeklärt. "In eigenen Studien zeigte sich, dass bei mindestens fünf Prozent der Kleinkinder Schnarchgeräusche Zeichen einer obstruktiven Schlafapnoe sind", berichtet Alfred Wiater.
Bei diesen nächtlichen Atemaussetzern (von altgriechisch apnoia – Nicht-Atmung) fällt die Sauerstoffversorgung deutlich ab, bis der Körper Alarm schlägt und das Signal zum Aufwachen gibt. Vor allem unruhiger Schlaf, starkes nächtliches Schwitzen oder die Neigung, mit nach hinten überstrecktem Kopf zu schlafen, können Warnsignale sein.
Bleibt die schlafbezogene Atmungsstörung unbehandelt, sind die Kleinen tagsüber oft auffallend quengelig, appetitlos und erschöpft, können sich schwer konzentrieren. Oder die Kinder wirken besonders überdreht und hyperaktiv. "Langfristig können schwere gesundheitliche Folgen auftreten, zum Beispiel Bluthochdruck und Herzschwäche. Sie entstehen, wenn die häufigen Sauerstoffmangelzustände das Herz-Kreislauf-System überlasten", erklärt der Kinderschlafexperte. Ein dauerhaft unerholsamer Schlaf stört zudem die nächtliche Ausschüttung des Wachstumshormons, es kann zu Entwicklungsverzögerungen kommen.
Von OP bis Logopädie
Je nach Ausprägung des Schnarchens und vor allem der Atemproblematik kommen nach entsprechender Diagnose unterschiedliche Therapien infrage. "Ist die obstruktive Atmungsstörung mit Vergrößerung der Rachen- und Gaumenmandeln weniger stark ausgeprägt, wird eine Behandlung mit kortisonhaltigem Nasenspray über einen begrenzten Zeitraum von einigen Wochen oder Monaten empfohlen", sagt Wiater. Sind die Mandeln durch einen bakteriellen Infekt akut entzündet und geschwollen, werden in der Regel Antibiotika gegeben. Die antibiotische Behandlung kann laut Tanja Brunnert auf alle Familienmitglieder und sogar Haustiere erweitert werden, falls immer wieder Streptokokkeninfektionen auftreten. "Eine weitere Möglichkeit ist, die Gaumenmandeln operativ zu entfernen. In den meisten Fällen müssen sie allerdings nur verkleinert werden", ergänzt die Kinderärztin.
Steht bei Kindern permanent der Mund offen und besteht starker Speichelfluss, kann das an ausgeprägten Nasenpolypen liegen, die operativ entfernt werden können.
Manchmal hilft auch eine kieferorthopädische Behandlung oder logopädisches Training, etwa bei einer Muskelschwäche im Mund- und Rachenraum, die Lösung sein. Und manches Schnarchen "verwächst" sich einfach mit der Zeit, weil die Proportionen im Gaumen- und Rachenbereich bei größeren Kindern günstiger werden.