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Kopfschmerz, Übelkeit oder Entzündungen – nicht immer wissen Patientinnen und Patienten, wohin mit einem medizinischen Problem. Antworten soll das sogenannte „Patienten-Navi online“ liefern. Betroffene können ihre Beschwerden über das digitale Tool zunächst erfassen und selbst einschätzen. „Nutzer erhalten dann eine Empfehlung, wie sie mit ihren Beschwerden verfahren sollten, ohne dass dazu eine Befragung durch medizinische Fachkräfte erforderlich ist“, erklärt Daniel Wosnitzka, Sprecher des Zentralinstituts der kassenärztlichen Versorgung in Deutschland auf Nachfrage.

Das Angebot ist über die Webseite 116117.de zu finden, die von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) betrieben wird. Hinter dem Navi steht nach Angaben der KBV die Software „SmED“ (strukturierte medizinische Ersteinschätzung in Deutschland). Ein Chatbot stellt Fragen zu den Beschwerden und bietet verschiedene Antwortmöglichkeiten an. Anschließend prüft die Software, ob bestimmte Warnhinweise auf einen möglicherweise gefährlichen Verlauf vorliegen. Am Ende erhalten Patientinnen und Patienten einen Rat, ob und wie dringend sie eine Arztpraxisaufsuchen sollten oder ob es sich vielleicht sogar um einen Notfall handelt. In diesem Fall müssten Betroffene sofort die 112 anrufen.

Wem die Software empfiehlt, den ärztlichen Bereitschaftsdienst unter 116117 zu kontaktieren, der bekommt vom Patienten-Navi unter Umständen eine PIN mit auf den Weg. Über diesen Code kann das Fachpersonal der Hotline das Ergebnis der Selbsteinschätzung direkt einsehen und bei Bedarf einen Arzttermin oder auch eine telemedizinische Beratung vermitteln. Auf Wunsch können sich Patientinnen und Patienten beim Navi laut KBV auch an den eTerminservice weiterleiten lassen. Dort kann man online direkt selbst einen Termin buchen – zum Beispiel bei einer Fachärztin oder einem Facharzt. Noch steht dieser Service nicht in allen Bundesländern zur Verfügung, er soll aber schrittweise ausgebaut werden.

Antworten zu 125 Beschwerden

Auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beim Ärztlichen Bereitschaftsdienst nutzen die Software SmED für eine Ersteinschätzung, wenn sich Versicherte mit akuten gesundheitlichen Problemen melden.

Nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung Berlin kann das System aktuell Antworten zu 125 Beschwerden auswerten. Demnach stützt sich das Patienten-Navi auf rund 2200 medizinische Studien, Publikationen und Leitlinien.