Logo der Apotheken Umschau

„Tut mir leid, wir sind voll und können zeitnah keine Termine anbieten.“ Diesen Satz kennen viele Patientinnen und Patienten aus leidvoller Erfahrung. Wer einen Termin insbesondere beim Facharzt sucht, der braucht vor allem eines — Geduld. Im Durchschnitt wartet mansatte 30 Tage auf eine Behandlung. Das geht aus einer aktuellen Umfrage im Auftrag der Gesundheitsplattform Jameda hervor.

Zuschüsse fallen weg

Nun könnte sich die Lage noch einmal zuspitzen, warnen Ärzteverbände. Grund dafür ist der Wegfall der sogenannten Neupatienten-Regelung. Sie sah bislang finanzielle Anreize für Ärztinnen und Ärzte vor, wenn diese neue Patienten annehmen und mehr Termine vergeben. Seit Anfang Januar gibt es diese Zuschläge nicht mehr. Die Ampelkoalition hat sie gestrichen, um die finanziell angeschlagenen Krankenkassen zu stabilisieren.

Unterstützung bei der Suche

In Zukunft sollen nun verstärkt die Terminservicestellen der Kassenärztlichen Vereinigungen dafür sorgen, dass Patientinnen und Patienten zeitnah zu einem Termin kommen. Praxen, die entsprechend vermittelte Krankenversicherte übernehmen, erhalten mehr Geld für die Behandlung. Diese Extravergütung wurde zu Jahresbeginn noch einmal erhöht.

Zuletzt allerdings standen die Servicestellen auch in der Kritik. Dort scheine es an Ressourcen zu fehlen, hatte erst kürzlich die Unabhängige Patientenberatung getadelt und zugleich auf eine bessere Unterstützung der Versicherten gedrängt. Mehr darüber, welche alternativen Wege zu einem Arzttermin führen, lesen Sie hier. Plus: Tipps, wie man die Wartezeit überbrückt.

Unsere Tipps für Sie:

1. Arzttermin-Apps

In vielen Praxen klingelt das Telefon in Dauerschleife. Und selbst wenn Patienten Praxisangestellte an den Hörer bekommen: Manchen fällt es schwer, die Dringlichkeit ihres Anliegens spontan zu formulieren, um einen Platz im Wartezimmer zu ergattern. Eine Alternative sind Arzttermin-Apps, die man mit Smartphone oder Webbrowser nutzen kann. Dort werden Suchenden behandelnde Ärzte des jeweiligen Fachgebiets im gewünschten Umkreis angezeigt. Unter Angabe von Anliegen und Versichertenstatus erscheinen dann die nächstmöglichen Termine der gewünschten Praxis, die man sofort reservieren kann. Geben Sie „Arzttermin-Apps“ in die Suchmaschine ein. So stoßen Sie auf diverse Anbieter.

2. Terminservicestellen

Seit 2016 gibt es die sogenannten Terminservicestellen (TSS). Dabei handelt es sich um ein Angebot der Kassenärztlichen Vereinigungen. Über die Internetseite eterminservice.de, telefonisch unter der Nummer 116117 oder über die 116117-App bekommen Sie Termine bei (Fach-)Ärzten vermittelt. Für Termine bei Haus-, Kinder- und Jugendärzten sowie bei Augenärzten, Gynäkologen und auch für psychotherapeutische Sprechstunden ist das ohne Überweisung möglich. Termine bei anderen Fachärzten vereinbaren die TSS nur dann, wenn Sie eine Überweisung haben.

Ist das der Fall, finden Sie auf dem Überweisungsformular einen Vermittlungscode, den Sie bei der TSS angeben müssen. Das Versprechen: Nach nicht mehr als sieben Tagen bekommen Sie einen Termin innerhalb der nächsten vier Wochen — allerdings nicht beim Behandler Ihrer Wahl, sondern dort, wo zuerst Termine frei werden. Kommt so kein Termin zustande, müssen die TSS Ihnen einen Termin für eine ambulante Behandlung in einem Krankenhaus arrangieren.

3. Terminservice der Krankenkassen

Auch viele gesetzliche Krankenkassen bieten an, kostenlos bei der Terminsuche zu helfen. Welche Fachrichtungen vermittelt werden, ist von Kasse zu Kasse unterschiedlich. Fragen Sie bei Ihrer Versicherung nach. Über ein Online-Formular oder telefonisch können Sie Ihrer Krankenkasse dann mitteilen, nach was für einem Termin Sie suchen. Halten Sie für die Bearbeitung Ihres Anliegens auch eine eventuelle Heilmittelverordnung bereit.

Die Kasse benötigt viele der da­rauf befindlichen Informationen. Auch bei dieser Methode sollten sich Patienten darauf einstellen, dass sie keinen großen Einfluss auf die Wahl des Arztes haben und dass die Praxis, an die sie vermittelt werden, nicht immer die nächstgelegene sein wird.

4. Beratung in der Videosprechstunde

Bei manchen Anliegen ist es gar nicht nötig, auf den nächsten freien Termin in der Praxis zu warten. Die Besprechung der Blutzuckerwerte oder Therapieempfehlungen nach einer gut verlaufenen Operation beispielsweise lassen sich auch per Videosprechstunde abwickeln. Dafür findet sich vielleicht früher ein Termin als für ein direktes Treffen. Einige Krankenkassen organisieren solche telemedizinischen Beratungen.

Dafür müssen sich Versicherte online registrieren und die Versichertenkarte bereithalten. Um teilzunehmen, brauchen Sie Computer, Tablet oder Smartphone mit Internet, Kamera und Mikrofon. Einige Ärzte organisieren auch selbst Videosprechstunden. Schauen Sie auf der Webseite der Praxis nach. Achtung bei privaten Anbietern! Anders als bei Videosprechstunden Ihrer Arztpraxis oder der Kasse sind deren Termine mit Kosten verbunden.

So überbrücken Sie das Warten gut

Es kann sein, dass die Sorgen um die Gesundheit immer größer werden, bis die Untersuchung beim Facharzt oder bei der Fachärztin endlich ansteht. Dr. Christa Roth-Sackenheim, Vorsit- zende des Bundesverbandes Deutscher Fachärztinnen und Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie, hat Tipps, um besser zurechtzukommen

1. Gleich nachfragen

Wer eine Überweisung bekommen hat, sollte nachhaken, ob die Untersuchung beim Facharzt dringend ist oder Routine. Diese Information kann beruhigen.

2. Einen Ausgleich schaffen

Entspannungstechniken wie autogenes Training, progressive Muskelentspannung, Meditation oder Yoga und moderater Ausdauersport lenken ab und wirken stabilisierend auf die Psyche.

3. Sich gute Gedanken machen

Mit ein bisschen Übung lassen sich Sorgen dämpfen — zum Beispiel durch einen positiven Glaubenssatz: „Ich passe gut auf mich auf.“

4. Googeln mit Verstand

Wissen um die eigene Erkrankung ist wichtig. Aber: Googeln kann auch schiefgehen. Verunsichern Sie die Infos aus dem Netz, besprechen Sie das am besten mit dem behandelnden Arzt oder der Ärztin.

5. Familie ins Boot holen

Wer seine Befürchtungen mit der Familie oder Freunden teilt, kann daraus Kraft schöpfen.

51737317_427688d793.IRWUBPROD_8XKD.jpg

Online-Tool hilft, Beschwerden einzuschätzen

Muss ich mit meinen Beschwerden dringend zum Arzt? Eine digitale Plattform der Kassenärztlichen Vereinigungen hilft Patientinnen und Patienten, die passende Behandlung zu finden. zum Artikel


Quellen:

  • Bundesministerium der Justiz: Gesetz zur finanziellen Stabilisierung der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV-Finanzstabilisierungsgesetz). Bundesgesetzblatt: https://www.bgbl.de/... (Abgerufen am 12.01.2023)
  • Kassenärztliche Bundesvereinigung: Terminservicestellen. https://www.kbv.de/... (Abgerufen am 12.01.2023)
  • Verbraucherzentrale: Termin beim Facharzt nach 4 Wochen: So vermittelt Sie die Nummer 116 117. https://www.verbraucherzentrale.de/... (Abgerufen am 12.01.2023)
  • Unabhängige Patientenberatung Deutschland: "Ziel klar verfehlt“: Unabhängige Patientenberatung fordert Nachbesserungen bei der Umsetzung des Terminservice-Versorgungsgesetz (TSVG). https://www.mynewsdesk.com/... (Abgerufen am 12.01.2023)
  • Jameda: Besetzte Telefone und monatelange Wartezeit: Online-Terminvergabe gefragt, aber selten genutzt. https://presse.jameda.de/... (Abgerufen am 12.01.2023)
  • Krankenkassen. Deutschland: Video-Sprechstunde - telemedizinische Beratung der Krankenkassen, Medizinische Beratung online. Online: https://www.krankenkassen.de/... (Abgerufen am 12.01.2023)
  • Krankenkassen. Deutschland: Vermittlung von Facharztterminen, Unterstützung bei der zeitnahen Vermittlung eines Facharzttermins. Online: https://www.krankenkassen.de/... (Abgerufen am 12.01.2023)
  • Deutsche Diabetes Gesellschaft; Erhard G. Siegel, Eberhard G. Siegel: Deutscher Gesundheitsbericht Diabetes 2023, Versorgungsstrukturen, Berufsbilder und professio- nelle Diabetesorganisationen in Deutschland. https://www.diabetesde.org/... (Abgerufen am 12.01.2023)