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Langwierig, holprig, uninspiriert. Die Digitalisierung des Gesundheitswesens in Deutschland stolpert vor sich hin. Dabei zeigte die Pandemie in den vergangenen beiden Jahren, dass die Menschen neuen Anwendungen offen gegenüberstehen und sie zu schätzen wissen. Der digitale Impfpass etwa wird von vielen Millionen Deutschen genutzt, ebenso die Corona-Warn-App. Videosprechstunden boomen. Auch das E-Rezept wäre für viele eine Erleichterung.

Hauptstadtkorrespondentin Tina Haase

Hauptstadtkorrespondentin Tina Haase

Doch obwohl der Startschuss für die elektronische Verordnung bereits vor 17 Jahren fiel und die Testphase seit ein paar Monaten bundesweit läuft, ist das E-Rezept bisher nur in wenigen Arztpraxen erhältlich. Das soll sich nun ändern. Alle Apotheken müssen ab September in der Lage sein, digitale Verordnungen einzulösen und abzurechnen. Praxen und Kliniken wollen nun zügig nachziehen.

So zumindest sieht es der Plan der Gematik vor: Die Gesellschafter der Nationalen Agentur für Digitale Medizin – also das Bundesgesundheitsministerium und die Vertretungen von Ärzten, Zahnärztinnen, Apothekern, Kliniken und Krankenkassen – haben sich gerade darauf geeinigt. In Schleswig-Holstein und in der Region Westfalen-Lippe soll die flächendeckende Einführung des E-Rezepts noch dieses Jahr passieren. Schritt für Schritt folgen dann die Kliniken und Praxen im ganzen Land, sodass Ende 2023 das E-Rezept bundesweit genutzt werden kann.

Vorteile des E-Rezeptes

Diese Entscheidung ist längst überfällig. Die Vorteile des E-Rezepts sind offensichtlich: Statt des rosafarbenen Papiers bekommt man von Ärztin oder Arzt einen Code auf das Smartphone, der zum E-Rezept führt. Diesen kann man über eine App digital an eine Apotheke schicken. Sie stellt die Arzneimittel bereit oder bringt sie per Botendienst nach Hause. Schneller und unkomplizierter lassen sich Medikamente nicht besorgen. Zudem sehen Apothekerinnen und Apotheker die Arzneien auf einen Blick im System und können Wechselwirkungen so leichter erkennen. Keine Angst: Wer kein Handy hat, bekommt den Code zum E-Rezept auch weiterhin auf Papier ausgedruckt und kann damit wie bisher in die Apotheke vor Ort gehen.

In vielen anderen Ländern – etwa in Finnland oder Spanien – gehört das E-Rezept längst zum Versorgungsalltag der Menschen.[1] Dass es in Deutschland lange nicht voranging, liegt an Vorbehalten, etwa von Ärztinnen und Ärzten, Datenschützern und Politikern. Aber auch an der hochkomplexen Telematikinfrastruktur, die die Gematik aufgebaut hat. Sie verbindet Praxen, Kliniken und Apotheken miteinander.

Gesundheitsdaten sollen so sicher ausgetauscht werden können. Doch Identifizierungskarten, Lesegeräte und Konnektoren sind nötig, um sich anzuschließen und neue Software, um Anwendungen wie das E-Rezept nutzen zu können. Daran mangelt es zum Teil noch. Bleibt zu hoffen, dass die technischen Hürden in den nächsten Monaten überwunden werden, damit der Zeitplan für das E-Rezept diesmal hält. Das wäre eine kleine digitale Revolution unseres Gesundheitssystems.

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Die Einführung des E-Rezepts kommt voran – ein wenig

Mit ambitionierten Zielen ist eine Firma, die mehrheitlich dem Bundesgesundheitsministerium gehört, im vergangenen Jahr das Thema E-Rezept angegangen. Doch daraus wurde nichts, die Einführung wurde gebremst. Nun gibt es Fortschritte zum Artikel


Quellen: