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343 Milliarden Euro pro Jahr: So viel gab Deutschland zuletzt für das Gesundheits- und Versorgungssystem aus. Eine Studie des Beratungsunternehmens McKinsey zeigt jetzt: Digitale Gesundheitstechnologien haben das Potenzial, die Ausgaben um 42 Milliarden Euro zu senken – vorausgesetzt, sie werden im medizinischen Alltag genutzt und konsequent eingesetzt.

Die Studie hat 26 digitale Technologien unter die Lupe genommen und untersucht, welche Vorteile und Ersparnisse ihr Einsatz brächte. Das Ergebnis: Das größte Spar-Potenzial liegt mit 12 Milliarden Euro bei sogenannten Online-Interaktionen, wie zum Beispiel Videosprechstunden oder der Fernüberwachung und der Betreuung chronisch erkrankter Menschen.

Fernüberwachung erlaubt rechtzeitiges Handeln

Auch die Umstellung auf eine papierlose Datenverarbeitung in Form der elektronischen Patientenakte und des E-Rezepts könnte laut der McKinsey-Berechnungen fast 10 Milliarden Euro einsparen. Weitere Beispiele sind automatisierte Arbeitsabläufe in Krankenhäusern und Praxen, Gesundheits-Apps, digitale Diagnose-Tools, Online-Termin-Portale oder der Einsatz bestimmter Software, um überflüssige Doppeluntersuchungen von Patient:innen zu vermeiden.

„Durch das Remote-Monitoring kann zum Beispiel aus der Ferne das Gewicht eines Patienten mit Herzproblemen überwacht werden, man sieht auch, ob Medikamente regelmäßig eingenommen werden oder sich der Gesundheitszustand verschlechtert“, sagt Studien-Autor Stefan Biesdorf. So könne man rechtzeitig reagieren, Patient:innen gegebenenfalls ambulant einberufen und einen weiteren Krankenhausaufenthalt verhindern. „Jeder vermiedene Fall ist eine Einsparung für das System, so Biesdorf.

Studie: Einsparungen sind keine Bedrohung für Patient:innen

Doch von möglichen Einsparungen im Gesundheitswesen würde nicht nur das System selbst profitieren. Auch für Patient:innen und Beschäftigte könnten sich Vorteile ergeben. Digitale Technologien steigern demnach die Kosteneffizienz und sorgen für eine bessere Qualität in der Versorgung, der Betreuung und der Behandlung von Patient:innen. Auch der oft sehr angespannte Arbeitsalltag von Beschäftigen könnte sich entzerren. So könne beispielsweise durch den Einsatz digitaler Erfassungsmethoden in Krankenhäusern Bürokratie abgebaut werden wodurch das Personal Zeit für andere Tätigkeiten gewinnt, so die Studie.

Insbesondere in ländlichen Gebieten eröffnen digitale Technologien Patient:innen neue Behandlungmöglichkeiten und eine Perspektive. „Bedenkt man das Sterben von Hausarztpraxen, ist das für die Menschen vor Ort ein riesiger Nutzen“, sagt Biesdorf und hebt gleichzeitig eine der wichtigsten Herausforderungen des digitalen Wandels hervor. „Ganz zentral ist aber eine gute Nutzerfreundlichkeit, die Angebote müssen einfach sein und funktionieren, sonst verliert man die Nutzer schnell wieder“, so Biesdorf.

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