Krankenhaus: Digitaler Check-in soll medizinisches Personal entlasten
In vielen deutschen Krankenhäusern sind fehlende Ressourcen an der Tagesordnung. Für Mitarbeiter:innen bedeutet das oft Stress, Patient:innen müssen Wartezeiten in Kauf nehmen oder bekommen weniger Aufmerksamkeit, als vielleicht nötig. Forscher:innen suchen deswegen nach einer geeigneten Entlastung für den Klinikbetrieb. Welche Aufgaben möglicherweise auch digital abgewickelt werden können, prüft derzeit ein Forschungsprojekt des Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA).
Klar ist: Längst nicht alle Arbeiten des Krankenhausbetriebs können eins zu eins digitalisiert und automatisiert werden. Doch gerade Routinearbeiten im Bereiche der Anamnese oder der Vitaldatenerfassung sind laut Expert:innen vielversprechende Ansatzpunkte. "Viele Folgeprozesse greifen auf die hier gesammelten Informationen zurück, sodass eine konsequente und nachhaltige Entlastung des Klinikpersonals hier beginnen muss", sagt Dr. Jens Langejürgen, Abteilungsleiter für Klinische Gesundheitstechnologien des Fraunhofer IPA.
Digitales Krankenhaus der Zukunft
Langejürgen leitet am Fraunhofer IPA das Test- und Entwicklungszentrum für digitale Anamnese-Systeme (TEDIAS) und ist überzeugt, dass eine digitale Anamnese spürbare Effekte haben könnte: Mehr Effizienz, kürzere Wartezeiten für Patient:innen bei vollständiger Datenerhebung und gleichzeitiger Entlastung des medizinischen Personals.
Ärzt:innen des Universitätsklinikums Mannheim erproben die digitale Patientenaufnahme und unterziehen sie ab 2022 einem Praxistest. Das Ziel von TEDIAS sei auch, Grundlagen für ein digitales Krankenhaus der Zukunft zu schaffen. Konkret bedeutet das auch das Einsparen von Arbeitskraft: Die medizinische Aufnahme in eine Klinik wäre künftig ganz ohne medizinisches Personal möglich.
Kontaktloser Check-In
Welche Technik für den digitalen Check-In ins Krankenhaus wichtig ist, soll in den nächsten Monaten im Reallabor am Universitätsklinikum Mannheim getestet werden. Geplant ist, die Körpertemperatur über bestimmte Kameras zu messen, die Herz- und Atemfrequenz über Sensoren aufzuzeichnen und Auffälligkeiten in der Stimme per Mikrofon zu erfassen.
Alle Messungen erfolgen laut Projektleiter berührungslos oder durch alltägliche Handlungen, wie zum Beispiel das Hinsetzen auf einen Stuhl. "Im Idealfall bekommt der Patient oder die Patientin davon gar nicht viel mit, weil er oder sie gleichzeitig die Fragen eines virtuellen Arztes zu seiner Krankengeschichte und seinen Symptomen beantwortet", sagt Langejürgen. TEDIAS läuft noch bis Ende 2022 und wird mit fast 3,7 Millionen Euro gefördert.