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Bei Kindern mit Schwachsichtigkeit (Amblyopie) sind sie extrem unbeliebt: die Pflaster, die man zur Behandlung regelmäßig und für eine bestimmte Zeit auf ein Auge klebt, um das andere zu trainieren. Bald könnte es dafür eine andere Lösung geben. In den USA hat die Food an Drug Administration (FDA) kürzlich eine Virtual-Reality (VR)-Brille zur Therapie dieser Sehschwäche zugelassen.

Mit ihrer Hilfe können betroffene Kinder Fernsehsendungen oder Filme anschauen. Die VR-Brille zeigt die Bilder für jedes Auge aber getrennt an. Die Bilder, die das stärkere Auge sieht, haben einen geringeren Kontrast und werden mit Überlagerungen gezeigt. Dadurch ist das Gehirn gezwungen, beide Augen zu benutzen, um die Bilder richtig zu sehen.

Eine randomisierte, kontrollierte US-amerikanische Studie konnte auch die Wirksamkeit dieses Verfahrens nachweisen. An der Untersuchung nahmen insgesamt 105 Kinder im Alter zwischen vier und sieben Jahren teil. Alle trugen eine Brille. Eine Gruppe nutzte zusätzlich die VR-Brille an sechs Tagen in der Woche für je eine Stunde. Nach zwölf Wochen stellten die Forschenden fest, dass sich die Sehkraft mithilfe der VR-Behandlung um 62 Prozent verbessert hatte. In der Kontrollgruppe, die lediglich die Brille trug, zeigten nur etwa ein Drittel der Kinder ähnliche Verbesserungen. Mit ein Grund dafür dürfte sein, dass die Kinder das Behandlungsprogramm mit der VR-Brille besser durchhielten. Ganze 88 Prozent aus der VR-Gruppe folgten demnach dem Behandlungsplan.

In Europa sind etwa drei Prozent der Kinder und jungen Menschen von einer Amblyopie betroffen, bei Kindern im Vorschulalter sind es bis zu sechs Prozent. Die Sehschwäche entsteht, wenn das Gehirn ein Auge bevorzugt, weil es schärfere Bilder liefert. Dadurch vernachlässigt es die Bilder, die vom anderen Auge kommen. Das Sehen kann sich dadurch nicht richtig entwickeln. Zur Behandlung setzt man eine Korrekturbrille ein und/oder blockiert das stärkere Auge mit einem Pflaster oder Trübungstropfen, sodass sich das Gehirn auf das schwächere Auge konzentrieren muss. Die digitale Therapie mit der VR-Brille ist bislang nur in den USA zugelassen. Ob und wann eine Zulassung auch in Deutschland erfolgt, ist noch unklar.