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Wie schön, dass Sie da sind. Dürfte ich vielleicht etwas näher rücken? Wir sparen hier in der Redaktion ja fleißig Energie. Finden Sie nicht auch, dass es sehr kühl ist?

Kälte macht mir nichts. Meine Wärme kommt ja von innen. Kommen Sie ruhig näher. Ich bin da nicht scheu. Sonst hätte ich wohl meinen Job verfehlt. Schließlich gehe ich dabei ja in der Regel auf Tuchfühlung.

Ah, ist das herrlich! Und genau die richtige Temperatur.

Das Wasser darf natürlich nicht kochen, wenn Sie es einfüllen. So gut 60 Grad sollte es aber schon haben. Für Kinder reichen allerdings schon 40 Grad. Seit wir aus Gummi sind, passiert allerdings auch nicht viel, wenn das Wasser mal ein bisschen zu heiß ist. Bei meinen Ahnen aus Kupfer und Zinn war das anders.

Eine Wärmflasche aus Metall? Das klingt nicht gerade kuschlig.

Aber wonnig warm waren auch sie. Fragen Sie mal Ihre Großmutter! Vielleicht hat sie selbst noch einen bunten Wärmflaschenüberzug gehäkelt. In den packte man meine Vorfahren ein, um sich nicht zu verbrennen. Heute trifft man noch hin und wieder in einem Heimatmuseum auf sie.

Eine Wärmflasche im Museum?

Aber natürlich! Wir haben schließlich eine lange und bewegte Geschichte hinter uns. Denken Sie zum Beispiel an die Anfangszeit der Eisenbahn. Die Passagiere hätten ohne uns schrecklich gefroren. Schließlich hatten die Züge keine Heizung.

Die Menschen saßen in der Bahn und hatten eine Wärmflasche auf dem Bauch?

Genau! An den Bahnhöfen warteten im Winter sogenannte Wärmflaschentauscher. Bei ihnen bekam man für die kalt gewordene Wärmflasche eine neue, heiße. Doch gab es uns schon bei den alten Römern. Damals bestanden wir aus Terrakotta. Manche von uns waren so geformt, dass sie exakt auf bestimmte Körperteile passten, den Oberschenkel, die Hand oder den Bauch. Wenn Sie mal auf der griechischen Insel Zypern sind, empfehle ich Ihnen, in Paphos das archäologische Museum zu besuchen. Da können Sie das sehen.

Oberschenkel-Wärmflaschen? Wozu waren die denn gut?

Ich bin keine Archäologin. Doch weiß ich, dass die Menschen schon in der Antike um die heilsamen Wirkungen der Wärme wussten. Muskeln entspannen sich, Gewebe wird besser durchblutet und heilt schneller. Auch bei Schmerzen helfen wir, das kann die moderne Forschung bestätigen. So rate ich Ihnen, es bei Kreuzschmerzen oder Bauchkrämpfen doch erst mal mit einer Wärmflasche zu versuchen, bevor Sie eine Tablette schlucken. Leider ist das etwas aus der Mode gekommen.

Ah, tut das gut. Könnten Sie bitte auch noch meinen Rücken … Ja! Also ich kann Sie ja nur wärmstens empfehlen.

Wie ich von meinen Kolleginnen höre, feiern wir in diesem Energiespar-Winter tatsächlich ein Comeback. Auch sind wir nicht nur tolle Therapeuten, sondern gute Helfer im Alltag.

Zum Beispiel, indem Sie frierenden Journalistinnen die Finger wärmen.

Ich heize jedem schnell ein, der das wünscht. Besonders geschätzt sind wir als Bettwärmer -- schon seit Jahrhunderten. War keine Wärmflasche zur Hand, nutze man früher auch Ziegelsteine, um das Bett vorzuheizen. Versuchen Sie es mal: Das Schlafzimmer kühl halten und eine Viertelstunde vor dem Zubettgehen eine Wärmflasche unter die Decke stecken. Das spart Energie – und Sie schlafen herrlich.


Quellen:

  • Suzanne Cords: Meine Wärmflasche und ich - eine kleine Geschichte des Nothelfers für kalte Tage. Online: https://www.dw.com/... (Abgerufen am 10.02.2023)