Gehhilfen optimal einsetzen
Fernseharzt Dr. House mag ein Genie darin sein, bei seinen Patienten die abwegigsten Diagnosen herauszufinden. Als Vorbild beim Anwenden seines Gehstocks taugt er nicht. Denn er benutzt die Hilfe auf der Seite seines kaputten rechten Beines. "Er müsste den Stock aber links einsetzen, sodass er damit wirksam entlasten kann", sagt Professor Bernhard Greitemann, Leiter der Vereinigung Technische Orthopädie, einer Sektion der Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie.
Manchmal reicht auch ein Gehstock
Der Gehstock kann Menschen helfen, die sich unsicher fortbewegen, Versteifungen in Gelenken haben oder ein Bein etwas schonen möchten, zum Beispiel bei beginnender Arthrose in Knie oder Hüfte.
Wer sich wegen des Stocks schämt, kann auch zu einem Stockschirm greifen. Für besonders gangunsichere Menschen gibt es zudem Vierpunkt-Gehstöcke, die unten in vier Beine auslaufen und besonders viel Halt bieten.
Ungesunde Haltung durch einseitige Gehhilfe
Allerdings haben einseitige Gehhilfen einen gravierenden Nachteil: Die Patienten neigen sich mit dem Rumpf zur Seite der Gehstütze. "Ich vergleiche das gern mit dem schiefen Turm von Pisa, um die Fehlhaltung zu veranschaulichen", so Greitemann.
Dieses asymmetrische Gangbild verursacht eine abgeknickte Haltung der Wirbelsäule, was auf Dauer die Wirbelgelenke verschleißt. Dr. Johannes Schauwecker vom Orthopädiezentrum München Ost empfiehlt deshalb, in leichten Fällen Nordic-Walking-Stöcke zu benutzen: "Das gibt Sicherheit und entlastet die Gelenke etwas."
Ist mehr Unterstützung nötig, zum Beispiel nach einer Beinoperation, werden in der Regel Unterarm-Gehstützen verordnet.
Drei-Punkt-Gang
"Von mir erhalten die Patienten schon Wochen vor einem geplanten Eingriff ein Rezept für die Gehstützen und eine Schulung beim Physiotherapeuten", sagt Schauwecker. So haben sie genug Zeit, um die Stützen beim Sanitätshaus auf ihre Größe einstellen zu lassen und in der Krankengymnastik das Gehen damit zu üben.
Um das Bein so gut wie möglich zu entlasten, empfehlen die Experten den Drei-Punkt-Gang. Etwas weniger entlastend ist der Kreuzgang: Man setzt das rechte Bein und die linke Gehstütze gleichzeitig auf, dann das linke Bein und die rechte Gehstütze. "Das sorgt für ein natürlicheres Gangbild, ist aber koordinativ schwieriger", erklärt Greitemann.
Der sichere Drei-Punkt-Gang
Treppen sind eine Herausforderung
Besonders herausfordernd sind für viele Betroffene Treppen. Ist ein Geländer vorhanden, fasst man am besten mit einer Hand an den Handlauf. Die dadurch überflüssige Gehstütze lässt man jemand anderen tragen oder nimmt sie mit der Hand, die sich auf der anderen Seite aufstützt.
Außerdem kann es nötig sein, das operierte Bein anfangs nur einer geringen Belastung auszusetzen. "Meist fängt man mit 15 Kilogramm Teilbelastung an, das ist in etwa das Eigengewicht des Beines", sagt Schauwecker. Den Rest des Körpergewichts müssen die Krücken tragen. Seine Patienten üben mit einer Personenwaage, diese Belastung zu treffen.
Mobil bleiben: Damit geht es sich leichter
Bei Achsel-Gehstützen Achseln möglichst wenig belasten
Unterarm-Gehstützen können Menschen mit Schmerzen im Handgelenk überfordern. Dann kommen Arthritis-Gehstützen infrage. Sie besitzen eine Schiene zum Auflegen des Unterarms, sodass die Kraftübertragung nicht ausschließlich über die Hand erfolgt.
Falls Ellenbogen oder Oberarme Schwachpunkte sind, bieten Achsel-Gehstützen eine Alternative. Allerdings besteht bei ihnen die Gefahr, dass sie durch den Druck auf die Achsel Nerven schädigen. Ein Warnzeichen ist, wenn die Hand taub wird. Schauwecker rät: "Klemmen Sie diese Gehstützen zwischen Oberarm und Brustkorb ein, sodass nicht die gesamte Kraft auf die Achsel wirkt."