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Schultereckgelenksprengung - kurz zusammengefasst

Bei der Schultereckgelenksprengung (AC-Gelenkluxation) handelt es sich um eine Verletzung des Akromioklavikulargelenkes, also der Verbindung zwischen Schulterdach und Schlüsselbein. Sie entsteht meist durch einen Sturz oder Zusammenprall.

Typische Symptome sind Schulterschmerzen mit eingeschränkter Beweglichkeit, eventuell begleitet von einer Schwellung oder einem Bluterguss. Manchmal verschiebt sich durch den Unfall das Schlüsselbein nach oben, was dann äußerlich zu sehen ist.

Neben der körperlichen Untersuchung erfolgt eine Röntgenuntersuchung der betroffenen Schulter, hierbei kann dann auch der Schweregrad der Verletzung festgelegt werden. In seltenen Fällen erfolgt ergänzend eine Magnetresonanz-Tomografie, eine Computertomographie oder eine Ultraschalluntersuchung.

Die Therapie der Schultereckgelenksprengung richtet sich nach dem Schweregrad und der individuellen Situation des Patienten. Meist genügt eine konservative Behandlung durch Ruhigstellung in speziellen Verbänden. Bei höherem Schweregrad ist oft eine Operation nötig.

Das Schultereckgelenk verbindet das äußere Ende des Schlüsselbeins mit einem Knochenvorsprung des Schulterblattes. Dieser Knochenvorsprung heißt Acromion – deshalb wird das Gelenk medizinisch Acromioclaviculargelenk (ACG) genannt. Zum Vergrößern bitte auf die Lupe oben links im Bild klicken!

Das Schultereckgelenk verbindet das äußere Ende des Schlüsselbeins mit einem Knochenvorsprung des Schulterblattes. Dieser Knochenvorsprung heißt Acromion – deshalb wird das Gelenk medizinisch Acromioclaviculargelenk (ACG) genannt. Zum Vergrößern bitte auf die Lupe oben links im Bild klicken!

Was ist eine Schultereckgelenksprengung?

Das Schultereckgelenk (Akromioklavikulargelenk) – nicht zu verwechseln mit dem Schultergelenk! – ist die Verbindung zwischen dem äußeren Schlüsselbeinende (Clavicula) und dem Schulterdach (Akromion). Mehrere Bänder halten das Gelenk in Position, vor allem das Ligamentum acromioclaviculare und das Ligamentum coracoclaviculare sind hier zu nennen.

Bei einer Schultereckgelenksprengung werden die Bänder, die das Schultereckgelenk stabilisieren und zusammenhalten durch einen Sturz oder Zusammenprall entweder gedehnt oder reißen teilweise oder komplett durch: es kommt zum Riß der Bänder (Ruptur) des Akromioclaviculargelenkes (siehe Grafik).

Meist entsteht die Verletzung durch einen direkten Sturz auf die Schulter oder den ausgestreckten Arm

Meist entsteht die Verletzung durch einen direkten Sturz auf die Schulter oder den ausgestreckten Arm

Ursachen einer Schultereckgelenksprengung

Eine Schultereckgelenksprengung entsteht, wenn plötzlich zu hohe  Kräfte auf das Schultereckgelenk einwirken – wie bei einem Sturz oder  einem heftigen Zusammenprall. Besonders Stürze auf die Schulter, auf den  ausgestreckten Arm oder – seltener – auf den Ellbogen oder die Hand  können eine Schultereckgelenksprengung verursachen.

Bei Sportarten mit Gegnerkontakt und härterem Körpereinsatz wie  Fußball, Eishockey oder Handball kann es leicht zu  Schultereckgelenksprengungen kommen. Weitere Sportarten, in deren Folge  sie häufiger auftritt, sind zum Beispiel Radfahren, Reiten und Judo. Am besten kann der Verletzungsmechanismus nachempfunden werden, wenn man sich vorstellt, wie der Torwart mit dem Ball "unterm Arm" auf die gleichseitige Schulter fällt.

Am häufigsten erleiden Männer zwischen dem 20. und dem 40. Lebensjahr  eine Schultereckgelenksprengung. Insgesamt sind Männer fünf bis zehn  Mal häufiger von dieser Verletzung betroffen als Frauen.

Starke Schmerzen in der Schulter sind bei einer Schultereckgelenksprengung typisch

Starke Schmerzen in der Schulter sind bei einer Schultereckgelenksprengung typisch

Symptome einer Schulterecksprengung

Eine  Schultereckgelenksprengung äußert sich im typischen Fall mit sofort  einsetzenden starken Schmerzen. Bewegung verstärkt die Beschwerden,  sodass die Betroffenen eine Schonhaltung einnehmen. Auch Druck auf die  verletzte Stelle ist sehr schmerzhaft. Im Gegensatz zur Luxation (Ausrenkung) des  Schultergelenks kann der Arm relativ gut passiv bewegt werden.

In der Folge der Verletzung entsteht meist eine Schwellung, die  sich auf Teile der Schulter und des Oberarms erstreckt. Manchmal findet sich ein Bluterguss (Hämatom, "blauer Fleck") mit entsprechender Verfärbung.

Je nach Schwere verschiebt sich das Schlüsselbein durch den Unfall  in seiner Position. Dann kann  das das äußere Ende des  Schlüsselbeins nach oben abstehen – was manchmal äußerlich als "Beule" im   oberen Schulterverlauf sichtbar wird.

Diagnose

Anamnese: Der Arzt erkundigt sich nach dem genauen Hergang. Er  fragt zum Beispiel, wie der Patient gestürzt ist – und welche  Beschwerden er spürt. Daraus lässt sich oft schon erahnen, dass das  Schultereckgelenk verletzt ist. Schwere Formen der  Schultereckgelenksprengung sind vom Arzt auf den ersten Blick  zu erkennen. Das Schlüsselbein ist dabei unter Umständen so verschoben,  dass das äußere Ende sichtbar höher steht als vor dem Unfall  beziehungsweise als auf der unverletzen Gegenseite.

Körperliche Untersuchung: Um die Schulter genauer zu  untersuchen, hält der Arzt mit einer Hand den ausgestreckten Arm der  verletzten Person und bewegt ihn vorsichtig von vorne nach hinten. Dabei  tastet der Arzt mit der anderen Hand die Schulterstrukturen ab. Die  betroffenen Bänder sind dabei druckschmerzhaft. Bei einer vollkommenen  Durchtrennung der betroffenen Bänder (Ligamentum acromioclaviculare und Ligamentum  coracoclaviculare) steht das Schlüsselbeinende nach oben. Der Arzt  kann nun das nach oben verschobene äußere Ende des Schlüsselbeins  vorsichtig in die normale Position herunterdrücken – wie eine  Klaviertaste. Beim Loslassen federt das Schlüsselbein wieder nach oben  in die verletzungsbedingte Ausgangslage. Daher nennt man diesen Befund auch  "Klaviertastenphänomen". Bei älteren Verletzungen des  Schultereckgelenks gelingt diese Prüfung fast schmerzfrei.

Röntgen-Aufnahmen der Schulter helfen, den Schweregrad der Schultereckgelenksprengung zu bestimmen und einen Knochenbruch  auszuschließen. Oft werden Aufnahmen von beiden Schultern von vorne  gemacht und verglichen. Der Patient hält während der Aufnahme  üblicherweise Gewichte von zehn bis fünfzehn Kilogramm am nach unten  ausgestreckt hängenden Arm. Der Zug der Gewichte macht das Ausmaß der  Gelenkverletzung auf dem Röntgenbild im Seitenvergleich besser sichtbar, da sich bei einer Bandverletzung der Raum zwischen dem Gelenk erweitert.
Seltener  kommen weitere bildgebende Verfahren zum Einsatz wie eine  Ultraschall-Untersuchung, eine Computertomografie oder eine  Magnetresonanz-Tomografie.

Einteilung der Schultereckgelenksprengung

Die  Schweregrade der Schultereckgelenksprengung werden nach Tossy  I-III  (alte Klassifikation) bzw. Rockwood I-VI (neue Klassifikation)   eingeteilt, wobei sich Tossy I-III und Rockwood I-III nicht   unterscheiden.

  • Tossy I/Rockwood I: Die Bänder,  die das  Schultereckgelenk sichern, sind gezerrt beziehungsweise  überdehnt. Die  Funktion des Schultereckgelenks ist noch voll vorhanden.  Es kommt zu  Schmerzen und einer Schwellung, aber die Verletzung heilt  später völlig  aus.
  • Tossy II/Rockwood II: Eines der Bänder, die das   Schultereckgelenk sichern, ist gerissen, das andere überdehnt. Die   Schulterbewegung ist schmerzhaft, das Schlüsselbein der verletzten Seite   steht etwas höher. Die Gelenkflächen von Schulterdach und  Schlüsselbein  berühren sich noch teilweise.
  • Tossy III/Rockwood III: Beide Bänder sind gerissen, das   Schlüsselbein steht anormal hoch und es besteht kein Kontakt mehr der   Gelenkflächen von Schulterdach und Schlüsselbein. Das   Klaviertastenphänomen ist in diesem Fall feststellbar.

Die Verletzungen nach Rockwood IV-VI beschreiben kompliziertere Formen der Schultereckgelenksprengung und kommen selten vor.

Bei einer schweren Schultereckgelenksprengung kann eine Operation erforderlich sein. Oft genügt jedoch die Ruhigstellung im Stützverband

Bei einer schweren Schultereckgelenksprengung kann eine Operation erforderlich sein. Oft genügt jedoch die Ruhigstellung im Stützverband

Therapie der Schultereckgelenksprengung

Konservativ (Rockwood I und II):

Unmittelbar nach einer Schultereckgelenksprengung empfiehlt es sich, die betroffene Region zu kühlen.  Die Kälte sorgt unter anderem dafür, die Schwellung gering zu halten.  Zum Kühlen eignen sich zum Beispiel kühlende Verbände oder  Kältekompressen.

Das weitere Vorgehen ergibt sich aus dem Schweregrad der Verletzung.  Liegt eine Schultereckgelenksprengung ersten oder zweiten Grades vor  (Rockwood I oder II, siehe Einteilung), besteht die Therapie  hauptsächlich darin, das verletzte Gelenk ruhig zu stellen. Die Ruhigstellung geschieht mithilfe spezieller Verbandstechniken wie dem Gilchrist- oder dem Desault-Verband. Aber auch eine Behandlung  mit einem Tape-Verband ist möglich. Diese Verbände entlasten die  Schulter vom Gewicht des Arms und jeglicher Bewegung. So können die  verletzten Bandstrukturen ausheilen. Zudem verschreibt der Arzt  eventuell schmerzstillende und entzündungshemmende Medikamente.

Operativ / Konservativ (Rockwood III):

Sind bei einer Schultereckgelenksprengung beide Bänder gerissen  (dritter Schweregrad), entscheiden sich Mediziner eventuell für eine Operation  – insbesondere bei jüngeren Menschen und Sportlern. Der Eingriff ist  jedoch nicht in allen Fällen zwingend notwendig. Es existieren  verschiedene Operationsverfahren. Unter anderem können die gerissenen Bänder genäht oder die verletzten Schulterstrukturen mithilfe von  Sehnenplastiken, Drähten, Haken-Platten oder Verschraubungen  stabilisiert beziehungsweise fixiert werden. Die Schweregrade vier bis  sechs nach Rockwood (siehe Einteilung) werden üblicherweise immer  operiert.

Der weitere Heilungsverlauf kann durch Krankengymnastik unterstützt werden. Um Rückschläge während der Nachbehandlung zu  vermeiden, sollten starke Zug- und Druckkräfte auf die Schulter  möglichst vermieden werden. Wann die Schulter wieder normal belastbar  ist, sollte individuell mit dem behandelnden Arzt und dem  Physiotherapeuten besprochen werden.

Bei schweren Schultereckgelenkverletzungen oder ungünstigem  Heilungsverlauf kann sich in der Folge eine Schultereckgelenkarthrose entwickeln, die sich später vor allem durch Gelenkschmerzen und eine eingeschränkte Beweglichkeit des Schultergelenks äußert.

Dr. med. Martin Talke

Dr. med. Martin Talke

Beratender Experte

Dr. med. Martin Talke ist Facharzt für Orthopädie und     Unfallchirurgie,  Rheumatologie mit Zusatzbezeichnungen Sportmedizin und     Physikalische  Therapie. Von 1980 bis 2012 war er in eigener   orthopädischer   Praxis in  Berlin tätig. Seit 2013 arbeitet er in einem  Medizinischen Versorgungszentrum in Berlin.

Quellen:

- Niethard, Pfeil, Biberthaler: Orthopädie und Unfallchirurgie, Duale Reihe, Thieme Verlag, 6. Auflage

- Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie; AC-Gelenksluxation (= Schultereckgelenksprengung); http://www.dgu-online.de/en/patienteninformation/haeufige-diagnosen/sportler/ac-gelenksluxation.html (abgerufen am 24. Januar 2018)

Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.