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Theoretisch klingt alles ganz einfach: Wer schwanger werden will, muss Sex haben – und das zum richtigen Zeitpunkt. Aber wann ist der eigentlich?

Fakt ist: Etwa 24 Stunden lang nach dem Eisprung ist eine Eizelle befruchtungsfähig. Weil Spermien aber länger in der Gebärmutter überleben können, ist das Zeitfenster etwas größer. Sex an den Tagen um den Eisprung herum erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass es mit einem Baby klappt. Frauen sollten also wissen, wann ihre fruchtbaren Tage sind.

Hilfe dabei versprechen moderne Zyklustracker und digitale Hilfsmittel, die den Eisprung anzeigen. Aber wie funktioniert das Zyklustracking? Und sind die Tests wirklich zuverlässig? Die Gynäkologin Dr. Elena Leineweber aus Bonn hat sie für uns eingeordnet:

Digitales Thermometer

Prinzip: Die Körpertemperatur einer Frau schwankt im Laufe ihres Zyklus. Kurz vor dem Eisprung fällt die Temperatur um mindestens 0,2 Grad ab, ­danach steigt sie wieder um 0,5 Grad an. Während der frucht­baren Tage hat man also eine deutliche Schwankung.

Anwendung: Die Temperatur muss jeden Tag um dieselbe Uhrzeit gemessen werden, am besten direkt nach dem Aufwachen. Eine Messung im After ist am genauesten. Wichtig ist, dass das Fieberthermometer zwei Stellen nach dem Komma anzeigt. Die Ergebnisse werden in einen Zykluskalender eingetragen. Aus der entstehenden Kurve lässt sich ablesen, wo die Frau im Zyklus gerade steht. Spezielle Basalthermometer ordnen die Werte direkt mit einer App ein.

Zuverlässigkeit: Infektionen, Fieber, Schlafstörun­gen, Schichtarbeit und Alkohol beeinflussen die Tem­peratur und verursachen Schwankungen. Leine­­we­ber: „Wird nur einmal täglich gemessen, ist das Ergebnis störanfälliger. Mehrfaches Messen zu gleichen Uhrzeiten und das Bilden eines Mittelwerts aus den täglichen Messungen führt zu einem genaueren Ergebnis.“

Kosten: Fieberthermometer gibt es für drei Euro. Basalthermometer kosten zwischen 30 und 100 Euro.

Ovulationsring/ Ovulationstampon

Prinzip: Ovulationsring und Ovulationstampon messen beide ebenfalls die Körpertemperatur der Frau. Ovulation bedeutet Eisprung. Bei der Anwendung des Ovulationstampons muss man zusätzlich selbstständig die Beschaffenheit des Zervixschleims in die dazugehörige App eingeben. Der Zervixschleim ist ein Sekret, das vom Gebärmutterhals abgesondert wird und sich abhängig vom Zyklus verändert.

Anwendung: Der Ovulationsring ist ein Kunststoff­ring mit Temperatursensor. Er wird zum Ende der Monatsblutung tief in die Vagina eingesetzt und bis zum Ende des Zyklus durchgängig getragen. Nur einmal täglich wird der Ring herausgenommen, um die Messwerte in die Software einzulesen. Hat man Sex, kann der Ring trotzdem in der Vagina bleiben. Spätestens zur nächsten Periode sollte der Ring durch einen neuen ersetzt werden. Der Ovulations­tampon ist aus Kunststoff und geformt wie ein Tampon. Er enthält ebenfalls einen Temperatursensor. Der Ovulationstampon wird nur nachts getragen und am Morgen zur Auswertung entfernt.

Zuverlässigkeit: Je mehr Zyklen die Geräte aus­werten, desto genauer wird die Prognose, wann eine Frau ihre fruchtbaren Tage hat. Leinewe­ber: „Eine einmalige Temperaturmessung am Tag ist ungenauer als Mehrfachmessungen. Da sich diese Geräte über Nacht im Körper befinden, können sie mehrfach messen und einen Mittelwert bilden. Die Ergebnisse sind genauer als bei einer einmaligen Messung.“

Kosten: Beide Produkte sind eher teuer und kosten circa 200 Euro und mehr.

Zyklus-Armband

Prinzip: Auch hier nutzt das Armband die Temperaturmethode, um den Tag des Eisprungs zu ermitteln.

Anwendung: Das Zyklus-Armband wird am Handgelenk getragen. Es misst beständig die Hauttemperatur und übermittelt die Daten an eine App. Auch andere Werte wie Herzfrequenz, Atemfrequenz und Schlafrhythmus können damit aufgezeichnet werden.

Zuverlässigkeit: Die Anwendung des Zyklusarmbandes ist einfach. Es ähnelt einer Uhr, die Nutzung ist daher sehr diskret. Allerdings messen Zyklusarmbänder nicht die Körperkerntem­peratur, sondern nur die Hauttemperatur. Leinewe­ber: ­„Außer­dem erfassen sie noch weitere Daten wie die Atemfrequenz, Puls und Herzfrequenzvariabilität. Unter Zusammenschau aller Befunde kann das fruchtbare Fenster so eingegrenzt werden.“

Kosten: Das Armband gibt es ab 280 Euro.

Ovulationstests

Prinzip: Um die fruchtbaren Tage zu ermitteln, wird der Spiegel des luteinisierenden Hormons (LH) im Urin gemessen. Er steigt an, wenn der Eisprung kurz bevorsteht.

Anwendung: Ähnlich wie bei einem Schwangerschaftstest wird ein Teststreifen in den Morgenurin gehalten. Es gibt Teststreifen, die sich nach dem Kontakt mit Urin verfärben und so ein positives oder negatives Ergebnis anzeigen. Erhältlich sind zudem digitale Teststäbchen mit saugfähiger Spitze und einer Digitalanzeige. Bei manchen Teststreifen werden die Ergebnisse von einem Computer abgelesen und ausgewertet. Abhängig von der Zykluslänge müssen Ovulationstests ab einem bestimmten Zyklustag täglich durchgeführt werden, bis der Test positiv ausfällt.

Zuverlässigkeit: LH-Tests können mit großer Sicherheit den Eisprung vor­hersagen. Einige Ovulationstests messen zusätzlich zum LH auch noch Östrogen, sodass die Vorhersagekraft steigt. Zusätzlich gibt es einige Zykluscomputer, die neben dem LH aus dem Urin auch Temperatur, Zervix­schleim und andere Merkmale mitberücksichtigen. Dadurch nimmt die Genauigkeit der Vorhersagen noch weiter zu. Leinewe­ber: „Bei Frauen kann der LH-Peak unterschiedlich lange erhöht sein und verlaufen. Insbesondere bei Patientinnen mit Hormonstörungen kann der LH-Test einige Tage positiv bleiben, obwohl kein Eisprung stattfindet. Daher kann diese Methode nicht von allen Frauen genutzt werden.“

Kosten: Teststreifen kosten um die zehn Euro, digitale Teststäbchen gibt es ab 50 Euro und Hormoncomputer erst ab 100 Euro.

Speicheltest

Prinzip: Progesteron ist ein weibliches Geschlechtshormon. Sein Spiegel steigt um die fruchtbaren Tage herum an und ist zum Eisprung hin am höchsten. Das Progesteron lässt sich im Speichel messen und so auf die fruchtbaren Tage schließen.

Anwendung: Täglich um die gleiche Uhrzeit wird ein Teststreifen auf die Zunge gelegt und der Mund anschließend für 30 Sekunden geschlossen. Danach kommt der Teststreifen in ein Lesegerät, das den Progesteron-Spiegel anzeigt.

Zuverlässigkeit: Manche Lebensmittel und Stress können den Speichel be­einflussen. Leinewe­ber: „Die Konzentration des Progesterons im Speichel beträgt ein Zehntel von der im Blut. Zudem kann sie durch einige Störfaktoren be­einflusst werden. Leider fehlen uns anerkannte Daten zu dieser Methode.“

Kosten: Das Lesegerät gibt es für 300 Euro, die Teststreifen kosten monatlich etwa 28 Euro.

Co₂-Atemmessgerät

Prinzip: Die hormonellen Schwankungen während des Zyklus beeinflussen den CO2-Gehalt des Atems. CO2 steht für Kohlenstoffdioxid. Das Gas wird mit jedem Atemzug abgeatmet. Das Gerät misst das CO2 in der ausgeatmeten Luft und schließt daraus auf die fruchtbare Zeit.

Anwendung: Es muss täglich etwa eine Minute lang in das Gerät ge­atmet werden.

Zuverlässigkeit: Stress und Infektionen beeinflussen die Atemgeschwindigkeit und verändern damit die Menge des abgeatmeten CO2. Dies kann die Messwerte verfälschen. Leinewe­ber: „Zur Bestimmung des frucht­baren Fensters gibt es derzeit nicht genügend wissenschaftliche Studien.“

Kosten: Das Gerät gibt es ab 180 Euro.

Zykluspflaster

Prinzip: Ein Temperatursensor im Pflaster misst die Körpertemperatur und bestimmt die fruchtbaren Tage.

Anwendung: Eine zugehörige App berechnet auf Basis von Zyklusangaben, wann das erste Pflaster zum Einsatz kommt. Es wird dann unterhalb der Achsel aufgeklebt, wo es kontinuierlich die Körpertemperatur misst. Eine App wertet die Daten aus. Das Pflaster ist wasserdicht und hält eine Woche lang. Danach sollte ein neues aufgeklebt werden.

Zuverlässigkeit: Es eignet sich nur für ein ungefähres Zyklustracking. Leinewe­ber: „Das Zykluspflaster misst wie das Zyklusarmband kontinuierlich die Hauttemperatur. Die Daten werden zweimal täglich ausgelesen.“

Kosten: Ein Pflaster kostet etwa 20 Euro.

Gut zu Wissen!

Das Zyklustracking ist eine gute Methode, seinen Zyklus kennenzulernen und ein Gefühl für die verschiedenen Zyklusphasen zu entwickeln. Wichtig ist jedoch, dass keine der vorgestellten Methoden, auch wenn die fruchtbare Zeit eingegrenzt werden kann, eine 100-prozentige Verhütung gewährleistet und auch nicht dazu verwendet werden sollte!

Auch bei Kinderwunsch kann keine Methode eine Schwangerschaft zu 100 Prozent garantieren. Sollten Sie also die Nutzung einer dieser Methoden in Erwägung ziehen, ist es sinnvoll, sich vorab von Ihrem Gynäkologen oder Ihrer Gynäkologin beraten zu lassen.

Dr. Regina Rasenack

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Quellen: