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Die Nase läuft und rötet sich, der Hals kratzt, dazu quälen­­der Husten. Solche Erkältungssymp­tome sind für die meisten kein Grund, zum Arzt zu gehen. Aber was, wenn sich der Schnupfenfluss in grünlich gelbes Sekret verwandelt? Oder der Husten gar nicht mehr aufhört? Muss dann die große Keule — ein Antibiotikum — her?

Über Antibiotika kursieren viele Irrtümer, und einige Grundsätze, die  früher noch galten, sind heute überholt. Auf den folgenden Seiten  erklärt deshalb Dr. Markus Beier, Vorsitzender des Bayerischen  Hausärzteverbandes, wann er bei gängigen Infektionskrankheiten  Antibiotika verordnet — und wann nicht. In seiner hausärztlichen Praxis  in Erlangen setzt er die Medikamente so selten wie möglich ein. Bei  Infekten durch Viren helfen die Wirkstoffe sowieso nicht. Sie können nur  Bakterien bekämpfen. Manchmal, bei schweren Krankheitsverläufen oder  wenn ernste Komplikationen drohen, sind sie aber nötig.

Bekommen Patienten ein Antibiotikum verordnet, sollten sie laut Dr.   Beier den Beipackzettel aufmerksam lesen und genau das tun, was der Arzt   ihnen rät: Wichtig ist zum Beispiel, das Mittel pünktlich einzunehmen.   Bei manchen Wirkstoffen drohen Wechselwirkungen — wichtig für  Diabetiker und andere chronisch Kranke, da sie meist mehrere Arzneien  gleichzeitig  einnehmen. Bei allen Fragen kann der Arzt oder Apotheker  beraten.

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Grippaler Infekt

Auslöser: Erkältungen werden fast immer durch Viren verursacht, die sich in den Schleimhäuten der oberen Atemwege ausbreiten.

Symptome: Typisch ist ein Schnupfen, dazu gesellen sich oft leichte Halsschmerzen, Husten und Kopfschmerzen. Man fühlt sich angeschlagen, aber nicht schwer krank. Fieber ist selten.

Wann sind Antibiotika nötig? Grippale Infekte heilen meist innerhalb einer Woche aus. Hausmittel, eventuell auch fiebersenkende und schmerzstillende Medikamente, lindern die Beschwerden. Antibiotika bringen nichts. Ausnahme: Sollte der Infekt in die Lunge wandern und zum Beispiel eine Bronchitis verursachen oder gesellen sich Bakterien dazu, kann im Einzelfall die Gabe von Antibiotika nötig werden.

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Nasennebenhöhlenentzündung

Auslöser: Am häufigsten verursachen Viren die Nebenhöhleninfekte.

Symptome: Unangenehmer Druck und Schmerzen machen sich im Kopf hinter, neben und oberhalb der Nase breit. Dazu kann Fieber kommen.

Wann sind Antibiotika nötig? Meist heilt die Entzündung ohne Medikamente aus, egal ob Viren oder Bakterien die Ursache sind. Nasentropfen, Schlafen mit höher gelegtem Kopf oder Salzwasserspülungen können guttun. Die Patienten brauchen aber Geduld. So schnell wie bei einer Erkältung geht es nicht. Haben die Symptome nach einer Woche nicht nachgelassen, ist ein Besuch beim Arzt ratsam. Er untersucht den Rachen, macht eventuell einen Abstrich oder Bluttest und verschreibt möglicherweise bei einer bakteriellen Infektion ein Antibiotikum.

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Mandelentzündung

Auslöser: Meist befallen Erkältungsviren die Mandeln. Bei etwa jedem vierten Patienten sind Bakterien beteiligt.

Symptome: Typisch sind Schluckbeschwerden, Halsschmerzen, geschwollene Lymphknoten und Fieber. Die Gaumenmandeln sind gerötet, angeschwollen und manchmal weißlich belegt.

Wann sind Antibiotika nötig? Anhand der Symptome kann der Arzt abschätzen, ob eine bakterielle Infektion vorliegt. Eventuell macht er auch einen Rachenabstrich, um ihn auf Bakterien untersuchen zu lassen. Bei hohem Fieber, starken Schluckbeschwerden oder wenn der Patient einen sehr kranken Eindruck macht, wird in der Regel ein Antibiotikum verordnet.

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Mittelohrentzündung

Auslöser: Die Erkrankung kann von Viren oder Bakterien ausgelöst werden. Sie ist als Kinderkrankheit bekannt, aber auch bei Erwachsenen gar nicht so selten.

Symptome: Charakteristisch sind heftige, stechende Ohrenschmerzen, die von Fieber begleitet sein können.

Wann sind Antibiotika nötig? Auch wenn Bakterien beteiligt sind, heilt die Entzündung häufig innerhalb etwa einer Woche von alleine ab. Entzündungshemmende Schmerzmittel und viel Ruhe helfen. Antibiotika werden in der Regel nur bei starken Schmerzen oder Fieber über 39 °C verordnet, ebenso bei beidseitiger Ohrenentzündung. Wenn die Beschwerden nach wenigen Tagen nicht nachlassen, wird der Hausarzt möglicherweise zur weiteren Abklärung an den HNO-Arzt überweisen.

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Blasenentzündung

Auslöser: An den meisten Harnwegsinfekten sind Bakterien schuld.

Symptome: Die Patienten drängt es oft auf die Toilette, aber es kommt nur wenig Urin, das Wasserlassen brennt und tut weh. Manchmal ist der Urin trüb und riecht anders als sonst.

Wann sind Antibiotika nötig? Gesunde, nicht schwangere Frauen mit einer Blasenentzündung benötigen nicht unbedingt ein Antibiotikum. Hier reichen oft Hausmittel: ausreichend trinken, Blasentee und Wärmflasche. Bei Männern werden Blasenentzündungen in der Regel antibiotisch behandelt, weil sich Infekte zum Beispiel in die Prostata ausbreiten können. Für Diabetiker gelten grundsätzlich die gleichen Empfehlungen. Sie sollten aber bei Verdacht auf eine Blasenentzün­dung immer zum Arzt gehen, um ein mögliches Risiko für Komplika­tionen (etwa ein Übergreifen auf die Nieren) frühzeitig abzuklären.

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