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Zur Therapie der aktinischen Keratosen gibt es zahlreiche Möglichkeiten. Welche davon der Arzt dem Patienten vorschlägt, hängt unter anderem davon ab, um wie viele Hautveränderungen es sich handelt, ob diese vereinzelt oder eher flächig ausgeprägt sind, an welchen Stellen sie sich befinden und wie stark verhornt ihre Oberfläche ist. Außerdem berücksichtigt der Arzt, welche Behandlungsverfahren bisher eingesetzt wurden und welche Vorstellungen der Patient von der Therapie hat.

Viele Betroffene mit flächig ausgeprägten aktinischen Keratosen möchten sich beispielsweise zu Hause mit einer Creme oder einem gut verträglichen Gel selbst behandeln. Diese Therapie kann allerdings drei oder mehr Monate in Anspruch nehmen. Manche Patienten suchen lieber nach dem Motto "Kurz und schmerzhaft" die Arztpraxis zu einer oder zwei Sitzungen einer photodynamischen Therapie (PDT) auf. Häufig ist eine Kombination aus verschiedenen Verfahren sinnvoll: Dann behandelt der Arzt zunächst punktuell diejenigen aktinischen Keratosen, die am stärksten ausgeprägt sind und verordnet dann eine Creme oder ein Gel zur flächigen Anwendung.

Eine flächig wirksame (feldgerichtete) Therapie hat den Vorteil, dass neben den sichtbaren aktinischen Keratosen auch sehr frühe, noch unsichtbare Veränderungen mit erfasst werden. Damit wirken die feldgerichteten Verfahren nachhaltiger. Letztlich wird der Arzt dem Patienten aber diejenige Behandlung oder Kombination von Therapieverfahren empfehlen, mit der er die besten Erfahrungen gemacht hat.

Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die verschiedenen Therapieverfahren, die bei aktinischen Keratosen eingesetzt werden können. Die Zeitangaben sind nur als grobe Anhaltspunkte zu verstehen: Das Ansprechen auf die Therapie und damit die genaue Dauer der Behandlung ist individuell unterschiedlich.

Auf die einzelne Veränderung bezogen

Auf die Fläche bezogen, d.h. feldgerichtet

Behandlung durch den Arzt

Selbstbehandlung durch den Patienten: Ungefähre Behandlungsdauer

Oberflächliche Abtragung mit dem Skalpell oder mit dem scharfem Löffel (Kürettage)

x

x

Zerstörung des Gewebes mit elektrischem Strom (Elektrokaustik) und anschließende Kürettage

x

x

Vereisung mit flüssigem Stickstoff (Kryotherapie)

x

x

Betupfen mit ätzenden Lösungen

x

x

Ablativer Laser, d.h. Laser mit Gewebe abtragendem Effekt

x

x

x

Dermabrasion: Mechanisches Schleifen der Oberhaut

x

x

Chemisches Peeling

x

x

Abkömmlinge der Vitamin A-Säure (Retinoide) in Form von Cremes

x

Mehrere Monate

Diclofenac in einem Hyaluronsäure-Gel

x

Mindestens 3 Monate

Imiquimod in Form von Cremes

x

Etwa 4-8 Wochen

5-Fluoroucacil (5-FU) in Form einer Salbe,

ggf. kombiniert mit einem Retinoid zum Einnehmen

x

Mehrere Wochen; bei Kombination mit Retinoid-Einnahme 3-5 Wochen

5-Fluoroucacil (5-FU) plus Salizylsäure in Form einer Lösung

x

Einige Wochen

Photodynamische Therapie (PDT)

x

x

Kürettage

Vereinzelt stehende, besonders stark ausgeprägte aktinische Keratosen behandelt der Arzt operativ: In örtlicher Betäubung trägt er sie oberflächlich mit dem Skalpell oder mit dem scharfen Löffel (Kürette) ab. Das letztgenannte Verfahren wird als Kürettage bezeichnet. In beiden Fällen lässt der Arzt das erkrankte Gewebe feingeweblich (histologisch) untersuchen. Noch einfacher lassen sich aktinische Keratosen entfernen, wenn sie vor der Kürettage mit Hilfe von elektrischem Strom gezielt erhitzt werden (Elektrokaustik).

Kryotherapie

Ebenfalls stark wirksam, aber ohne örtliche Betäubung durchführbar, ist die Vereisung mit flüssigem Stickstoff (Kryotherapie): Dabei zerstört der Arzt gezielt die Krebs-Frühformen, indem er flüssigen Stickstoff darauf sprüht und sie auf diese Weise für einige Sekunden tief gefriert. Dies kann zu Blasen und zu schorfig belegten oder nässenden oberflächlichen Hautdefekten führen. Je länger das Gewebe tief gefroren wird, desto höher ist die therapeutische Wirksamkeit, aber auch die Intensität der Nebenwirkungen.

Ätzende Flüssigkeiten, Laserbehandlung und mechanisches Schleifen

Einzelne weniger stark ausgeprägte aktinische Keratosen behandelt der Arzt, indem er sie mit ätzenden Lösungen betupft. Die Nebenwirkungen sind milder als bei einer intensiven Vereisung. Alternativ können einzelne aktinische Keratosen mit einem ablativen Laser entfernt werden. Hierunter versteht man einen Laser mit Gewebe abtragendem Effekt wie beispielsweise den CO2-Laser oder den Erbium-YAG-Laser.

Im Falle einer Feldkanzerisierung, also einer flächigen Schädigung der Haut, kann der ablative Laser auch dazu benutzt werden, die Oberhaut flächig bis an die Grenze zur Lederhaut abzutragen. Wird die Oberhaut mit einem speziellen Schleifgerät mechanisch entfernt, spricht man von einer Dermabrasion. Noch gleichmäßiger ist die Wirkung, wenn stattdessen ätzende Substanzen wie Trichloressigsäure oder Alpha-Hydroxy-Säuren (Fruchtsäuren) in hoher Konzentration eingesetzt werden. Diese Behandlung wird als tiefes chemisches Peeling bezeichnet (englisch to peel "schälen"). Alle drei Verfahren werden durch den Arzt angewandt und führen zu großflächigen Schürfwunden. Da sie auch Pigmentflecke beseitigen und die Haut straffen können, werden sie inzwischen fast ausschließlich aus ästhetischen Gründen zur flächigen Verjüngung der Haut eingesetzt. Am gebräuchlichsten ist dabei das tiefe chemische Peeling.

Retinoide und Diclofenac

Möchte ein Patient mit flächigen aktinischen Keratosen sich zu Hause selbst behandeln, verordnet der Arzt eine Creme, ein Gel oder eine Salbe. Diese Mittel werden grundsätzlich flächig aufgetragen und wirken daher auch gegen die Feldkanzerisierung. Abkömmlinge der Vitamin A-Säure (Retinoide) beispielsweise fördern die Abschuppung und die normale Ausdifferenzierung der Oberhautzellen. Diclofenac in einem Hyaluronsäure-Gel hingegen kann die Vermehrung der Krebszellen hemmen. Diese Behandlung erfordert Geduld, ist dafür aber besonders gut verträglich.

Imiquimod

Cremes mit dem Wirkstoff Imiquimod regen im behandelten Hautareal die örtliche Immunabwehr an: Entzündungszellen wandern in die Oberhaut ein und greifen gezielt bösartig veränderte, aber auch virusinfizierte Zellen an. Dies gilt ebenso für Krebszellen, die sich außerhalb der sichtbaren aktinischen Keratosen befinden. Die betreffenden Bereiche werden durch die Entzündungsreaktion (Rötung, Schuppung, Krusten, evt. auch nässende offene Stellen) zusätzlich sichtbar. Aufgrund des Wirkmechanismus von Imiquimod ist die Entzündung unvermeidlich. Sie hält nur wenige Wochen an und zieht die gesunde Haut nicht in Mitleidenschaft. Ein großer Vorteil von Imiquimod ist die starke und nachhaltige Wirkung gegen die Feldkanzerisierung.

5-Fluoruracil

Der Wirkstoff 5-Fluorouracil (5-FU) hemmt die Zellteilung und führt innerhalb weniger Wochen zu einer sehr starken Entzündungsreaktion mit flächigen nässenden Hautdefekten. Diese brauchen mehrere Wochen zum Abheilen. Im Falle einer besonders schweren Feldkanzerisierung kann der Arzt die Behandlungszeit verkürzen, indem er zusätzlich ein Retinoid zum Einnehmen verordnet. Aufgrund der extremen Entzündungsreaktion wird diese sogenannte Turbotherapie von vielen Patienten nicht toleriert.

Besser verträglich ist eine Lösung mit 5-FU in niedriger Konzentration und einem Zusatz von Salizylsäure. Die letztere fördert die Abschuppung und erhöht so die Wirksamkeit von 5-FU. Das Präparat empfiehlt sich zum gezielten Aufpinseln bei einzelnen stark verhornten aktinischen Keratosen, gegebenenfalls vor oder nach einer Flächenbehandlung mit einem Retinoid oder mit Diclofenac.

Photodynamische Therapie

Ein weiteres feldgerichtetes Behandlungsverfahren ist die photodynamische Therapie (PDT): Dabei werden die aktinischen Keratosen mit speziellen Wirkstoffen (5-Aminolävulinsäure oder alternativ MAOP = Methyl-5-amino-4-oxopentanoat) in Form einer Creme oder eines Gels über drei bis vier Stunden vorbehandelt. Diese Wirkstoffe werden weitaus stärker in die veränderten Zellen aufgenommen als in die Zellen der gesunden Haut. Vor allem in den Krebszellen werden sie zu Substanzen verstoffwechselt, die die Empfindlichkeit der Haut gegenüber sichtbarem Licht erhöhen.

Wird die Haut anschließend für etwa zehn Minuten mit einer speziellen Lichtquelle bestrahlt, werden diese Stoffwechselprodukte aktiviert. Es entstehen hoch reaktive Sauerstoff-Verbindungen, welche die Krebszellen abtöten. Dabei kommt es meist zu Brennen und Schmerzen. Anschließend bilden sich schorfig belegte oder nässende oberflächliche Hautdefekte (Erosionen). Gegen aktinische Keratosen ist die PDT stark wirksam. Falls eine Sitzung nicht ausreicht, kann die Behandlung nach 3 Monaten wiederholt werden. Alternativ kommt eine milde Nachbehandlung mit Diclofenac in einem Hyaluronsäure-Gel in Betracht.

Achtung: Nicht alle genannten Verfahren zur Therapie der aktinischen Keratosen werden von der gesetzlichen Krankenkassen bezahlt. Nähere Informationen erhalten Betroffene von ihrem behandelnden Arzt.