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Die Weltgemeinschaft ist nicht auf Kurs, ihre selbstgesteckten Ziele zur Eindämmung der Tuberkulose (TBC) zu erreichen. Dabei zählt TBC immer noch zu den tödlichsten Infektionskrankheiten der Welt. Gerade Jugendliche und Kinder seien Leidtragende, berichtet die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zum Welttuberkulosetag am 24. März.

Im Jahr 2020 hätten sich 1,1 Millionen Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren mit Tuberkulose infiziert, 226 000 seien daran gestorben. Die WHO legte am Dienstag neue TB-Behandlungsrichtlinien vor.

Die Corona-Pandemie hat den Fortschritt bei der TBC-Behandlung gestoppt. 2020 nahm die Zahl der tuberkulosebedingten Todesfälle erstmals seit zehn Jahren wieder zu, von 1,4 Millionen 2019 auf 1,5 Millionen. Jeden Tag sterben nach WHO-Angaben weltweit 4100 Menschen an Tuberkulose. Gründe für den Anstieg der Tuberkulosetodesfälle liegen im momentan besonders eingeschränkten Zugang zu Tuberkulosediagnose und -behandlung. Vor allem in ärmeren Ländern behindert die Pandemie eine ausreichende Vorsorgen und Versorgung. Globale Zahlen für 2021 lagen noch nicht vor.

Weniger Tuberkulose-Meldungen durch die Pandemie?

In Deutschland gingen die Fallzahlen 2021 weiter zurück, wie das Robert Koch-Institut (RKI) berichtete. Es wurden knapp 4000 Neuerkrankungen gemeldet, sechs Prozent weniger als im Jahr davor. Dieser Trend abnehmender Fallzahlen setzt sich allerdings nicht so deutlich fort, wie in den Jahren davor.

Auch hier kann es aufgrund der Pandemie zur verminderten oder verzögerten Identifizierung von Erkrankungsfällen gekommen sein. Laut einer Meinungsumfrage des Deutschen Zentralkomitees zur Bekämpfung der Tuberkulose (DZK) berichteten etwa einige Gesundheitsämter über teilweise Einschränkungen bei Umgebungsuntersuchungen nach Tuberkulosekontakt oder in der ambulanten und stationären Versorgung. Zwar gibt es bislang keinen Beleg für einen ursächlichen Zusammenhang zwischen dem Rückgang der Tuberkulosemeldezahlen und der COVID-19-Pandemie, aber die Analysen lassen laut RKI einen gewissen Einfluss der Pandemie auf Meldung und Diagnose vermuten.

Von Tuberkulose betroffene Kinder schlecht versorgt

2020 wurden der WHO zufolge nach Schätzungen weltweit 72 Prozent der Kinder unter fünf Jahren, die sich infiziert haben, nicht behandelt. Zwei Drittel der Kleinen, die für eine Vorsorgebehandlung in Frage kämen, seien nicht behandelt worden. Die Corona-Pandemie habe die Situation noch verschlimmert, weil Kliniken weniger Behandlungen anboten und Menschen, die eine TBC-Infektion ahnten, sich aus Sorge vor Corona-Ansteckung weniger oft meldeten.

Neue Tuberkulose-Richtlinie der WHO

Die Infektionskrankheit betrifft oft die Lunge, kann aber auch an anderen Organen auftreten. Klassische Symptomen sind länger bestehender Husten, Nachtschweiß, Fieber und Gewichtsverlust.

Mit den neuen Richtlinien dringt die WHO auf eine möglichst schnelle Diagnose und eine kürzere Behandlungszeit. Das reduziere die Kosten, die in vielen Ländern Familien selbst tragen müssen. Kinder mit milden Symptomen sollen für vier statt sechs Monate Medikamente einnehmen, solche mit tuberkulöser Meningitis sechs statt zwölf Monate. Die WHO empfiehlt auch die neuen Medikamente Bedaquilin und Delamanid jetzt für Kinder. Sie wirken gegen Mykobakterien, die gegen die bislang wirksamsten Anti-TBC-Medikamente resistent sind.

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