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Was ist das Ebola- und Marburg-Fieber?

Das Ebola- und das Marburg-Fieber zählen zu den sogenannten hämorrhagischen Fieber-Erkrankungen und werden durch Viren ausgelöst. Sowohl das Ebolavirus als auch das Marburgvirus gehören zur Gruppe der Filoviren.

Die Erkrankungen treten vergleichsweise selten auf, haben aber häufig einen dramatischen Verlauf. Die Erreger gehören zu den gefährlichsten bekannten Krankheitserregern überhaupt. Während vom Marburgvirus bisher nur ein Typ bekannt ist, der bei allen Ausbrüchen gefunden wurde, ließen sich im Laufe der Jahre mehrere Subtypen des Ebolavirus als Erreger von Infektionen beim Menschen nachweisen (Zaire-, Sudan-, Bundibugyo- und Tai-Forest-Subtyp). Auch ein für den Menschen nicht gefährlicher Subtyp, der Reston-Subtyp, fand sich bei Affen und Schweinen. Über den erst kürzlich in Fledermäusen entdeckten Bombali-Subtyp ist noch nicht bekannt, ob er Infektionen bei Tieren oder Menschen hervorrufen kann.

Hintergrundinfo - Geschichtliches zu den Viren

Ebola-Virus

Ebola wurde erstmals im Jahr 1976 im Sudan und der Demokratischen Republik Kongo, dem damaligen Zaire, nachgewiesen. Die Namensgebung erfolgte nach dem Fluss Ebola, der sich nahe dem Zentrum der damaligen Epidemie durch die Demokratische Republik Kongo zieht.

Marburg-Virus

Im Jahr 1967 haben sich zeitgleich mehrere Labormitarbeiter in Marburg (Hessen), Frankfurt und Belgrad (Serbien) an aus Uganda importierten Affen mit dem Virus infiziert. Später wurde der Erkrankungsort mit den meisten Infizierten zum Namensgeber des Virus.

Vorkommen: In welchen Regionen kommen Ebola- und Marburgviren vor?

Seit Bekanntwerden der Viren traten immer wieder Einzelfälle und kleine Epidemien von Ebola- und Marburg-Fieber auf, praktisch ausschließlich in afrikanischen Ländern südlich der Sahara. Besonders betroffen sind die Regionen Demokratische Republik Kongo (vormals Zaire), Südsudan, Gabun und Uganda.

Der Ausbruch in den Jahren 2014/2015 in Westafrika war die schlimmste bisher aufgetretene Epidemie mit mehr als 28.000 Erkrankten und mehr als 11.000 Todesfällen. Auch wenn im Rahmen der Epidemie in einigen anderen Ländern, zum Beispiel USA, Spanien, Italien und Großbritannien Einzelfälle auftraten, blieb Deutschland von Ansteckungen im Landesinneren verschont.

Infektionsweg: Wie kann man sich mit dem Virus anstecken?

Nach Meinung von Fachleuten sind verschiedene Fledertiere (Fledermaus, Flughunde) das natürliche Reservoir des Erregers. Dabei kann das Virus bei Kontakt mit den Tieren oder deren Körperflüssigkeiten übertragen werden. Infizieren sich Affen, können Menschen nach Kontakt mit diesen Tieren, auch deren Kadavern, erkranken. Auch der Verzehr von infizierten Wildtieren ("bush meat") kann zu einer Infektion führen. Bei infizierten Menschen wird das Virus durch Körperflüssigkeiten wie Blut, Urin, Speichel oder Stuhl auf andere Menschen übertragen. Auch eine Übertragung über Spermien ist möglich. Es erkranken vorwiegend engere Kontaktpersonen und Pflegende. Eine Infektion über Aerosole gilt inzwischen als eher ausgeschlossen.

Außerhalb des Körpers überdauern die Viren nicht lange. Ebolaviren können auf Gegenständen, die mit infektiösen Flüssigkeiten in kontaminiert sind, dennoch bis zu einigen Tagen ansteckend bleiben.

Eine erkrankte Person ist wenigstens solange ansteckend, so lange Symptome und eine Virämie (Viren im Blut) bestehen. Die Ansteckungsgefahr korreliert mit der Anzahl der vorhandenen Viren (Viruslast) und somit der Schwere der Symptome. Daher ist sie gegen Krankheitsende am größten. Im Normalfall endet die Ansteckungsfähigkeit einige Tage nach eingetretener Symptomfreiheit. Allerdings sind Übertragungen durch Sperma noch über mehrere Monate lang möglich.

In Ausbruchsregionen fand sich häufig eine Übertragung des Ebola-Virus zum Beispiel durch Beerdigungsrituale.

Symptome: Welche Beschwerden treten auf?

Die Viren können viele Zellarten infizieren und zerstören, darunter Blut-, Leber- und Hautzellen. Insbesondere Zellen des Immunsystems sind durch die Erkrankung betroffen, weshalb sich das Virus im Körper stark und schnell ausbreiten kann.

Charakteristische Symptome von Ebola- und dem Marburg-Fieber sind vor allem Fieber und Blutungen (hämorrhagisches Fieber). Zu den Blutungen kommt es aufgrund einer schweren Störung der Blutgerinnung, was zu Blutungen in Haut und Schleimhäuten führt. So sind besonders die Augen, der Mund, der Magen-Darm-Trakt und darüber hinaus auch innere Organe betroffen. Blutstuhl, Blut im Urin, Nasenbluten und blutiges Erbrechen werden beobachtet. Bei schweren Verläufen sind neurologische Symptome mit Lähmungserscheinungen möglich. Die schwere Gerinnungsstörung bedingt einen sogenannten hämorrhagischen Schock und führt schließlich zu Organ- und Kreislaufversagen und dadurch zum Tod.

Bei aktuellen Ebola-Epidemien stehen aber mehr der Durchfall und das Erbrechen im Vordergrund, wodurch es zu einem starken Verlust von Flüssigkeit und Blutsalzen kommt, was zu einem Volumenmangel-Schock führen kann.

Ebola-Fieber

Die Inkubationszeit (Zeit zwischen Infektion und Auftreten von ersten Symptomen) beträgt zwei bis 21 Tage.

Das Ebola-Fieber verläuft in mehreren Phasen:

  • Unspezifische Allgemeinsymptome wie Müdigkeit, Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen (frühe febrile Phase).
  • Drei bis zehn Tage nach Erkrankungsbeginn kommen Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Oberbauchschmerzen hinzu (gastrointestinale Phase). Manche Patienten entwickeln zusätzlich eine Bindehautentzündung, eine Rachenentzündung, einen Hautausschlag und ein Delirium (Bewusstseinseintrübung mit Verwirrtheitszustand bis hin zu Wahnvorstellungen).
  • Im weiteren Verlauf kann es zu ausgeprägten Blutungen vor allem des Darms und der Lunge, sowie zu Zahnfleischblutungen kommen. Im Anschluss an die gastrointestinale Phase kommt es entweder zu einer Besserung der Symptome oder einer akuten Verschlechterung.
  • Besserung oder Verschlechterung des Zustandes. Bei einer Besserung verschwinden die Durchfälle, Bauchschmerzen und das Erbrechen. Bei einer Verschlechterung entwickelt sich ein Schock mit eingeschränktem Bewusstsein, Koma, schwachem Puls und verminderter oder keiner Urinausscheidung. Dieser schwere Schock kann zu einem Organversagen und Tod führen.
  • Ab dem zehnten Tag können sogenannte späte Komplikationen in Form von Magen-Darm-Blutungen oder Hirnhautentzündungen auftreten.

Marburg-Fieber

Nach einer Inkubationszeit von fünf bis zehn Tagen (laut WHO: 2 bis 21 Tage) kommt es rasch und plötzlich zu Fieber, Schüttelfrost, Kopf- und Muskelschmerzen. Meist fünf Tage nach Symptombeginn tritt ein stammbetonter (Rücken, Bauch, Brust) Hautausschlag auf. Es kann zu Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Schmerzen in der Brust und im Bauch kommen. Eine rasche Zustandsverschlechterung ist möglich, begleitend kann es zu einer Gelbsucht, Bauchspeicheldrüsenentzündung, Gewichtsverlust, Schock, Leberversagen und massiven Blutungen kommen. Die Folge ist ein Multiorganversagen.

Diagnose: Wie werden Ebola- und Marburg-Virus festgestellt?

Um Ebola- und das Marburg-Fieber nachzuweisen, wird das Blut der Erkrankten in speziellen Sicherheitslabors der höchsten Sicherheitsstufe untersucht. Da das Probenmaterial äußerst ansteckend ist, gelten strengste Sicherheitsregeln im Umgang mit den Blut-, Urin- oder Speichelproben von Erkrankten. Die Diagnose gelingt, sobald sich die Viren oder spezifische Antikörper im Probenmaterial nachweisen lassen. Zum direkten Nachweis von Ebola- und Marburgviren stehen spezielle Labor-Techniken wie Zellkultur oder PCR zur Verfügung.

Therapie: Wie wird eine Erkrankung behandelt?

In den USA sind zwei Antikörper-Präparate speziell gegen Zaire-Ebola-Infektionen zugelassen, die sich bei frühzeitiger Therapie als wirksam erwiesen haben. Bei frühzeitiger Behandlung können wohl bis zu 90 Prozent der Erkrankten geheilt werden[1]. Bei größeren Ausbrüchen wurden und werden zudem weitere Wirkstoffe im Rahmen von Studien untersucht.

Die Erkrankten werden unter strengen Sicherheitsvorkehrungen in speziellen Isolierstationen behandelt, um eine Ausbreitung der Viren zu verhindern. Durch Schutzmaßnahmen wie Handschuhe, Kittel, Gesichts- und Mundschutz lassen sich Übertragungen gut vermeiden.

Ärztinnen und Ärzte behandeln die Symptome, zum Beispiel durch Flüssigkeitsgabe als Infusion, Ersetzen von Blutsalzen (Elektrolyte) und Regulierung des Zuckerhaushaltes. Ebenfalls kommen Medikamente zum Einsatz, um den Blutdruck zu stabilisieren, Schmerzen und Fieber zu senken oder den Durchfall und das Erbrechen zu stoppen. Antibiotika werden bei Bedarf zum Schutz vor zusätzlichen bakteriellen Infektionen angewandt. Bei starken Blutungen können Blutkonserven und Gerinnungsfaktoren zum Einsatz kommen. Die Erkrankten bedürfen häufig einer intensivmedizinischen Therapie.

Wird eine Impfung mit dem Lebendimpfstoff frühzeitig nach einer Zaire-Ebola-Exposition verabreicht, kann sie vor dem Ausbruch der Krankheit schützen. Gerade bei bekannten Kontaktpersonen ist die Impfung daher sinnvoll.

Prognose: Wie verlaufen die Erkrankungen?

Beide Erkrankungen führen häufig zum Tod. Während für Infektionen mit dem Marburgvirus Todesraten bis zu 90 Prozent angenommen werden, schwanken diese bei Ebola in Abhängigkeit vom Subtyp zwischen 30 und 90 Prozent. Aufgrund der eher geringen Fallzahlen sind genaue Aussagen schwer zu treffen.

Bei Überlebenden des Ebolafiebers konnten Antikörper gegen das Virus nachgewiesen werden, welche bis zu zehn Jahre nach der Infektion noch vorhanden sind. Ob dies ein lebenslanger Schutz ist und auch vor allen anderen Subtypen des Ebolavirus schützt, ist noch nicht zu sagen. Einige Studien zeigten, dass das Virus bei geheilten Menschen (keine Viruslast im Blut mehr nachweisbar) dennoch in anderen Körperflüssigkeiten wie Sperma, Hirnwasser, Augenkammerwasser oder Fruchtwasser nachweisbar war. Ob hiervon eine Infektionsgefahr ausgeht ist aber aktuell unklar.

Vorbeugen: Wie kann man sich vor Ebola- und Marburg-Fieber schützen?

Impfung: Mittlerweile sind verschiedene Impfstoffe verfügbar, die gezielt in Krisengebieten beziehungsweise bei Risikogruppen wie Helfenden eingesetzt werden, allerdings schützen sie nicht vor allen Virusvarianten. Ein Lebendimpfstoff für Erwachsene richtet sich gegen das Zaire-Ebolavirus. Eine einmalige intramuskuläre Gabe vermittelt hohe Schutzraten von geschätzt 97,5 bis 100 Prozent nach zirka 10 Tagen[1].

Ein Kombinationsimpfstoff wird in zwei Dosen im Abstand von acht Wochen verabreicht. Er kommt ab dem Alter von einem Jahr infrage und könnte vielleicht auch vor weiteren Virusvarianten schützen – wenn, dann aber voraussichtlich erst nach der zweiten Impfdosis[2].

Menschen, die Kontakt zu Erkrankten hatten, sollten genau auf erste Anzeichen einer Ebola-Infektion oder eines Marburg-Fiebers kontrolliert werden. Dazu gehört, regelmäßig die Körpertemperatur zu messen. Die Ärztin oder der Arzt muss Ebola- und Marburgvirus-Erkrankungen dem Gesundheitsamt melden, ebenso den Krankheitsverdacht oder Todesfälle.

Größere Ausbrüche bedeuten eine große Herausforderung für Helfende und die betroffenen Länder. Afrika-Reisende sollten sich vorab umfassend zu möglichen Ausbrüchen informieren und vor allem etwaige Reisewarnungen des Auswärtigen Amtes ernst nehmen.

Dr. med. Markus N. Frühwein

Dr. med. Markus N. Frühwein

Beratender Experte:

Dr. med. Markus Frühwein hat eine eigene Praxis in München und ist Vorstand der Bayerischen Gesellschaft für Immun-, Tropenmedizin und Impfwesen e.V.

Wichtiger Hinweis:

Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann eine ärztliche Beratung nicht ersetzen. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir keine individuellen Fragen beantworten


Quellen:

  • [1] Robert Koch-Institut: Antworten auf häufig gestellte Fragen zu Ebolafieber. https://www.rki.de/... (Abgerufen am 18.10.2022)
  • [2] WHO (World Health Organization): Ebola Disease caused by Sudan virus - Uganda. https://www.who.int/... (Abgerufen am 18.10.2022)
  • Robert Koch-Institut: Ebolafieber. https://www.rki.de/... (Abgerufen am 18.10.2022)
  • Paul-Ehrlich-Institut: Ebo­la-Impf­stof­fe. https://www.pei.de/... (Abgerufen am 18.10.2022)
  • WHO (World Health Organization): Ebola virus disease. https://www.who.int/... (Abgerufen am 18.10.2022)
  • CDC (Centers for Disease Control and Prevention): Ebola (Ebola Virus Disease). https://www.cdc.gov/... (Abgerufen am 18.10.2022)
  • WHO (World Health Organization): Marburg virus disease. https://www.who.int/... (Abgerufen am 18.10.2022)
  • CDC (Centers for Disease Control and Prevention): Marburg (Marburg Virus Disease). https://www.cdc.gov/... (Abgerufen am 18.10.2022)