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Das Corona-Ansteckungsrisiko ist durch Omikron hoch wie nie. Und auch wenn die Verläufe im Vergleich zu früheren Virusvarianten viel häufiger mild sind: Das heißt nicht, dass sie ohne Symptome ablaufen. Dazu kommt: Wer infiziert in häuslicher Isolation sitzt, kann Ängste entwickeln. Was hat dieser Husten jetzt zu bedeuten? Fällt mir das Atmen schwerer als sonst?

Außerdem stellt sich die Frage: Helfen mir bei Symptomen wie Schnupfen, Halsweh oder Fieber die gleichen Mittel, auf die ich sonst etwa bei einem grippalen Infekt vertraue?

Der Allgemeinmediziner Professor Martin Scherer kennt diese Fragen und die Ängste von Menschen, die sich mit Corona infizieren. Der wichtigste Tipp für die Zeit in der Isolation daheim sei, gelassen zu bleiben, sagt der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin.

Leichter Verlauf und Warnsignale

Für die Einschätzung der Symptome gibt Scherer die folgende Orientierungshilfe: «Ein leichter Verlauf muss sich anfühlen wie eine Erkältung. Alles, was darüber ist, wenn man sich also richtig krank fühlt: Da sollte man den Hausarzt konsultieren.»

Alternativ kann man etwa den ärztlichen Bereitschaftsdienst unter der Telefonnummer 116117 anrufen - der ist auch nachts erreichbar, man bekommt telefonisch Rat und zur Not kommt ein Arzt vorbei.

Als mögliche Warnzeichen, die man abklären sollte, nennt Scherer ein Gefühl der totalen Entkräftung, hohes Fieber, dauerhafter Husten und Atemnot. Auch eine erhöhte Atemfrequenz ohne Luftnot kann ein mögliches Alarmsignal sein. Eine normale Atemfrequenz liegt bei gesunden Erwachsenen bei rund 12-16 Atemzügen pro Minute.

Welche Mittel helfen

Doch was hilft denn nun gegen leichte Symptome? Tatsächlich sind die Hausmittel gegen laufende Nase, Halskratzen oder Abgeschlagenheit nicht Corona-spezifisch, sagt Scherer. Was sonst auch lindert, lindert auch hier, könnte man sagen.

Gegen Fieber und Schmerzen helfen Wirkstoffe wie Ibuprofen oder Paracetamol. Hier bestimmt nicht Corona die Auswahl, sondern die Frage, ob man bestimmte Allergien oder Vorerkrankungen hat. «Wer eine kranke Niere hat, sollte zum Beispiel eher zu Paracetamol greifen», sagt Scherer. Ansonsten gilt: Wer bereits gute Erfahrungen mit dem jeweiligen Schmerzmittel hat, kann es auch in dieser Situation einnehmen.

Ist die Nase verstopft, rät der Fachmann ganz klassisch zum Nasenspray. Bei einem kratzigen Hals kann man zu Lutschpastillen greifen. Es spricht auch bei Corona nichts gegen Inhalieren, obgleich Scherer das generell nicht aktiv empfiehlt. Das hat aber nur damit zu tun, dass er andere Methoden wie das Nasenspray für effektiver hält, um Schleim zu lösen. Aber wem das gut tut, der kann inhalieren.

Gleiches gilt für ein Wannenbad. «Wer gerne badet, für den kann das angenehm sein.» Ansonsten gilt wie etwa auch bei grippalen Infekten: Ausruhen und viel trinken.

Die Genesung und die Zeit danach

Doch wann hat man es überstanden? «Wenn ich sieben, acht Tage daheim war, die Symptome abgeklungen sind und ein Schnelltest negativ ist, kann ich davon ausgehen, dass ich durch bin», sagt Scherer. Natürlich sollte man auf jeden Fall die jeweils geltenden Quarantäneregeln beachten.

Nach der Genesung kann Unsicherheit bestehen, ab wann und wie stark man sich wieder belasten kann. Wann dürfen Hobbysportler nach einer Coronavirus-Infektion wieder mit dem Training beginnen? Zu dieser Frage gibt es erst wenige wissenschaftliche Daten. Die Antwort hängt außerdem stark vom Krankheitsverlauf ab. Doch selbst nach einer symptomlosen Coronavirus-Infektion sollten sich Betroffene gründlich auskurieren - und mindestens zwei Wochen auf das Training verzichten. Vor allem eine unbemerkte Herzmuskelentzündung könnte sonst zur Gefahr werden. Wann wieder Sport möglich ist, sollte sicherheitshalber immer mit der behandelnden Ärztin oder dem Arzt abgesprochen werden.

Manchmal könnte die Lunge sich noch etwas «belegt» anfühlen. Das ist laut Scherer erstmal kein Grund für Beunruhigung: «Wir kennen von vielen Virusinfekten, dass die sich längere Zeit auf die Bronchien legen.» Wichtig sei neben einem behutsamen Start zurück ins Training, dass man nicht gegen Beschwerden antrainiert. «Wenn ich zum Beispiel loslaufe und aus dem Husten nicht mehr rauskomme, sollte ich das nicht übergehen.» Das klärt man dann lieber ab.

Wenn Hausärzte nicht krankschreiben wollen

  • Es kommt vor, dass Hausärzte bei einer symptomlosen Corona-Infektion keine Krankschreibung ausstellen wollen und stattdessen an das Gesundheitsamt verweisen.
  • Rein formal sei das auch begründbar, sagt Martin Scherer. «Eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung ist für Kranke. Liegen keine Symptome vor, sind die Formalien nicht erfüllt.» Die Anordnung einer Quarantäne durch das Gesundheitsamt sei wiederum ein behördlicher Akt, Ärzte könnten diese Anordnung nicht treffen - normalerweise.
  • Bei einer Überlastung der Gesundheitsämter, wie sie gerade vorliegt, könnten Ärzte dieser behördliche Funktion aber übernehmen und Heimisolation anordnen, sagt Scherer. «Das können sie auch bescheinigen.»
  • Darauf kann man den Hausarzt hinweisen, falls der keine Krankschreibung oder Isolationsanordnung ausstellen möchte, so Scherer weiter.
  • Denn oft dauert es Tage, bis die Quarantäne-Anordnung vom Gesundheitsamt eintrifft. Viele können und wollen so lange nicht warten, um Probleme mit ihrer Arbeitsstelle zu vermeiden: Teilweise verlangen diese schon ab dem ersten Tag der Abwesenheit eine Krankschreibung oder einen anderen Nachweis.

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