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Für mehr als 80 Prozent der Infizierten ist die Krankheit mit dem Erreger (SARS-CoV-2) nach gegenwärtigem Kenntnisstand nicht gefährlich. Sie spüren Erkältungssymptome wie Halsschmerzen und Fieber. Die Statistik zeigt aber auch: Für über 60-Jährige wird die Krankheit zunehmend gefährlicher: Bei den über 80-jährigen Erkrankten liegt laut Zahlen aus China das Risiko für Todesfälle durch das Corona-Virus am höchsten, berichtet das Robert Koch Institut. Doch es gibt einen Lichtblick: Seit Ende Dezember 2020 wird in Deutschland gegen das Virus geimpft.

Dr. Andreas Leischker, Impfexperte der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) sowie Chefarzt der Klinik für Geriatrie des Alexianer-Krankenhauses Krefeld und Professor Michael Pfeifer, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V. (DGP), haben die wichtigsten Fragen beantwortet:

Warum ist das Coronavirus für ältere Menschen so gefährlich?

Ältere Menschen sind allein aufgrund ihres Alters stärker gefährdet als junge Menschen. Schon ab einem Alter von 50 Jahren arbeiten die Abwehrkräfte nicht mehr so gut. Kommen Vorerkrankungen hinzu, fällt es dem Körper noch schwerer, das Virus zu bekämpfen. Das Coronavirus greift die Atemwege an und löst bei einem schweren Verlauf eine Lungenentzündung aus. Besonders für Senioren kann das lebensgefährlich werden.

Risikogruppe Senioren: Welche Vorerkrankungen sind problematisch?

Besonders gefährdet ist, wer zum Beispiel nach einer Organtransplantation Medikamente nehmen muss, die eine Abstoßung verhindern – denn diese schwächen das Abwehrsystem. Aber auch Menschen mit chronischen Krankheiten wie Bluthochdruck, Herzschwäche, COPD oder Nierenschwäche sind gefährdet. Pflegebedürftige Personen müssen besonders geschützt werden – sie sind nicht nur häufig mehrfach erkrankt, sondern in der Regel auch wenig mobil, so dass ihre Lunge schlechter belüftet wird.

Damit Risikogruppen sich so gut wie möglich schützen können, gibt es einige Sonderregelungen, z.B. zu Folgeverordnungen oder Telemedizin. Die Details finden Sie in unserem Artikel Corona und Pflege: Was Angehörige wissen sollten.

Wie können sich Senioren schützen?

Für Senioren gelten prinzipiell die gleichen Empfehlungen wie für jüngere Menschen: Mund-Nasen-Schutz tragen, regelmäßiges und gründliches Händewaschen, Husten- und Niesetikette beachten sowie 1,5 bis 2 Meter Abstand halten, besonders in Innenräumen.

Öffentliche Verkehrsmittel können Sie benutzen. Aber achten Sie auch hier auf einen Mindestabstand und berühren Sie nach Möglichkeit keine Griffe oder Knöpfe. Von Reisen mit Fernbussen rät Experte Andreas Leischker älteren Menschen – vor allem mit Vorerkrankungen – weiterhin ab: Wer stundenlang mit anderen Personen in einem engen Raum sitzt, ist einem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt.

Bitte denken Sie auch daran, regelmäßig zu lüften. Öffnen Sie die Fenster ganz für einige Minuten – die Kippstellung bringt wenig. Das Infektionsrisiko durch Besucher können Sie senken, indem Sie die Fenster während des Aufenthalts offen lassen – solange es die Temperaturen erlauben.

So sorgen Sie für eine gute Handhygiene: Waschen Sie regelmäßig mindestens 30 Sekunden lang die Hände und seifen Sie auch Daumen, Fingerzwischenräume und Nägel gut ein.

Corona-Impfung: Senioren zuerst schützen

Seit Ende Dezember 2020 wird in Deutschland gegen das Corona-Virus geimpft. Mehr über die Impfung, die Verträglichkeit und die Terminvergabe lesen Sie hier.

Soll ich mich gegen Grippe impfen lassen?

Ja. Das Robert Koch Institut empfiehlt die Impfung allen ab 60. In der aktuellen Pandemie ist es für Senioren besonders wichtig, das Risiko für weitere Infektionskrankheiten zu senken. Wer in den vergangenen sechs Jahren nicht gegen Lungenentzündung (Pneumokokken) geimpft wurde, sollte dies jetzt nachholen. In diesem Interview erklärt Geriaterin und Impfexpertin Dr. Anja Kwetkat, warum die Impfung so wichtig ist.

Was muss ich als pflegender Angehöriger beachten?

Zuhause pflegen ist in Corona-Zeiten oft doppelt schwer. Pflegebedürftige Menschen gehören zur Risikogruppe, weshalb Sie als betreuende Person besonders sorgfältig auf die Hygieneregeln achten sollten. Pflegebegutachtungen des Medizinischen Dienstes finden vorübergehend per Telefon statt. Was Angehörige tun können, haben wir hier für Sie zusammengefasst. Speziell in Bezug auf Demenz können diese Tipps helfen.

Wann und wie kann man sich testen lassen?

Wer bei sich oder bei seinem Partner Symptome bemerkt, sollte nicht zu seinem Hausarzt gehen, sondern in der Praxis anrufen und besprechen, ob ein Test sinnvoll ist, ob er in die Praxis kommen sollte oder ob der Arzt eventuell einen Hausbesuch macht. Typische Symptome sind: trockener Husten, Fieber und Atemnot. Sie können auch den ärztlichen Bereitschaftsdienst unter der Telefonnummer 116 117 anrufen.

Mittlerweile gibt es auch mehr und mehr Teststellen für Schnelltests, zum Beispiel in Apotheken: Sehen Sie unter www.mein-apothekenmanager.de mit Ihrer Postleitzahl nach, welche Apotheke in ihrer Nähe Covid-19-Schnelltests anbietet. Diese Suchmaschine wird vom Deutschen Apothekerverband bereitgestellt.

Lieferengpässe – verstärkt sich das Problem durch das Corona-Virus?

Viele Medikamente, die Patienten in Deutschland einnehmen, stammen aus China oder Indien. Die Corona-Krise hat zu Schwierigkeiten bei den weltweiten Lieferketten geführt – und das Problem der Lieferengpässe, mit dem Apotheken in Deutschland schon länger kämpfen, vorübergehend verschärft. Allerdings hat es die Politik den Apotheken inwischen erleichtert, auf Alternativpräparate mit gleichem Wirkstoff auszuweichen. Man will dadurch vermeiden, dass insbesondere ältere, chronisch kranke Menschen ein zweites Mal in die Apotheke gehen müssen, um ihr verordnetes Medikament zu erhalten. Es gibt keinen Grund, sich mit Medikamenten zu bevorraten.